Von Fehebeutel nach Berlin

Joseph Weißenberg wurde am 24. August 1855 als Kind katholischer Tagelöhner in Fehebeutel, Kreis Striegau (Schlesien), geboren. Schon früh erregte er in seiner Heimat Aufmerksamkeit durch außergewöhnliche Gaben. Als Dreijähriger heilte er einen todkranken Mann durch Handauflegen. Aus dem Jahr 1866 sind seine ersten Prophezeiungen überliefert, und er ließ Engel des Lichts durch seine Schulkameraden sprechen. Auf diese Weise erklärte er ihnen das Pfingstgeschehen, bei dem die Jünger "mit neuen Zungen" predigten. – In der Johannischen Kirche sind solche Predigten auf der Grundlage der Heiligen Schrift (Markus 16,15-18) auch heute ein wesentlicher Teil der Verkündigung und werden Geistfreundreden genannt.

Mit elf Jahren verlor Joseph Weißenberg beide Eltern. Der Pfarrer Carl Freiherr von Richthofen, dem er als Ministrant diente, erkannte seine geistigen Begabungen und Fähigkeiten und wurde ihm ein väterlicher Freund. Nach seiner Schulzeit erlernte Joseph Weißenberg das Maurerhandwerk und leistete von 1876 bis 1878 seinen Militärdienst. 1882 ging er nach Berlin. Dort übte er, wie schon in seiner Heimat, wenn es während des Winters für die Maurer keine Arbeit gab, viele Berufe aus, überwiegend im Dienstleistungsbereich. Nach seinen eigenen Angaben waren es im Laufe der Jahre über 30.

Joseph Weißenberg war hellsehend, hellhörend und hellfühlend. Er besaß alle Gaben des Geistes, wie sie in der Bibel (1. Korinther 12,7-12) verzeichnet sind. Er konnte Geister unterscheiden und ihnen gebieten. Durch Handauflegen oder nur durch ein Wort heilte er Kranke, darunter auch solche, die als unheilbar galten. Ebenso beauftragte er Helfer, die Hände aufzulegen und zu heilen. Doch gab er sich, wie Jesus Christus, nicht mit der körperlichen Heilung zufrieden, sondern ermahnte die Menschen, das Gebet zu pflegen und ein Leben des Glaubens zur Erlösung ihrer Seelen zu führen. – Die Johannes-Christen glauben an ihn als den von Jesus Christus verheißenen Tröster und Geist der Wahrheit.

Die erste Sammlung seiner Anhänger war die 1907 gegründete "Christliche Vereinigung ernster Forscher von Diesseits nach Jenseits, wahrer Anhänger der christlichen Kirchen". Ihr Name lässt erkennen, dass Joseph Weißenberg ursprünglich nicht beabsichtigte, eine neue Kirche zu gründen. Er forderte die Mitglieder seiner Vereinigung auf, die Gottesdienste ihrer Kirchen regelmäßig zu besuchen und am Gemeindeleben mitzuwirken. Viele, denen er körperlich und geistig geholfen hatte, wandten sich seiner Verkündigung und Bibelauslegung zu.