Aktuelles aus Kirche und Gemeinden

Erklärung der Johannischen Kirche

Wir stehen ein für die Lehren Jesu Christi und Joseph Weißenbergs.

Wir bemühen uns um das Ziel der Überbrückung aller Konfessionen und Religionen durch die Liebe. Das schließt auch die Hinwendung zu Menschen ohne Religionszugehörigkeit mit ein.

Deshalb stehen wir weltoffen für Religionsfreiheit und gemeinschaftliche Vielfalt ein.

Hingegen stehen wir jeglicher Form von Rassismus, Antisemitismus, Ausgrenzung, Herabsetzung der Menschenwürde sowie bewusster Verunsicherung entgegen.

Leitung der Johannischen Kirche
Daniel Stolpe, Stefan Tzschentke

Vorstand der Johannischen Kirche
Ulrike Gehde, Karl-Heinz Häder, Volker Hildebrandt, Johannes Marek, Andreas Schmetzstorff, Angela Sonntag, Verena Wittke

sowie die Predigerinnen und Prediger der Johannischen Kirche

Termine der Gottesdienste in den Gemeinden und Informationen zu Telefon- und Video-Übertragungen

Eine Verlinkung zur Streamseite ist in der aufklappbaren Terminübersicht unten angegeben, wenn Gottesdienste per Live-Videostream übertragen werden.

Die telefonischen Einwahlnummern für alle Übertragungen sind: Tel.: (030) 201 63 49 00 oder (089) 121 40 59 00. Die PIN-Nummer ist immer PIN: 24081855#. Die Konferenzraumnummer ist beim jeweiligen Gottesdienst angegeben.

BITTE ANKLICKEN ZUR ÜBERSICHT DER ZEITNAHEN GOTTESDIENSTTERMINE UND DER WEITEREN ÜBERTRAGUNGEN

SAMSTAG, 15. NOVEMBER 2025

  • Berlin-Kaulsdorf, 10 Uhr, Kindergottesdienst, Konferenzraumnummer 98412#
  • Bremen, 13 Uhr, ohne Übertragung

SONNTAG, 16. NOVEMBER 2025

  • Baden-Baden in Riehen (Schweiz), 13 Uhr, ohne Übertragung
  • Berlin-Kaulsdorf, 10 Uhr, Konferenzraumnummer 98412# und Videostream
  • Berlin St.-Michaels-Heim, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 16882# und Videostream
  • Dortmund, 13 Uhr, Videostream
  • Gößweinstein, Gutshaus, 11 Uhr, Telefonübertragung intern und Videostream
  • Hamburg, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 88706# und Videostream
  • Hannover, 12 Uhr, Konferenzraumnummer 88706# und Videostream
  • Harz, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 84155#
  • Leipzig, 15.30 Uhr, Konferenzraumnummer 92885#
  • Pasewalk, 11.45 Uhr, Konferenzraumnummer 55114#
  • Stuttgart, 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Urgemeinde Friedensstadt im Waldfrieden, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 92885# und Videostream
  • Urgemeinde Friedensstadt in der Schule, 11 Uhr, Kindergottesdienst, ohne Übertragung
  • Velten, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 31909#
  • Wiesbaden, 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Wittenberg, 10 Uhr, Kindergottesdienst, Konferenzraumnummer 31909# und Videostream

SAMSTAG, 22. NOVEMBER 2025

  • Velten, 11 Uhr, Kindergottesdienst, ohne Übertragung

EWIGKEITSSONNTAG – SONNTAG, 23. NOVEMBER 2025

  • Berlin St.-Michaels-Heim, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 16882# und Videostream
  • Berlin-Kaulsdorf, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Elster, Gößweinstein, Schwedt (Oder), 11 Uhr, Übertragung aus dem Berliner St.-Michaels-Heim
  • Lausitz, 14.30 Uhr, ohne Übertragung
  • Potsdam, 14.30 Uhr, Konferenzraumnummer 16882#
  • Urgemeinde Friedensstadt mit Frankfurt (Oder) und Fürstenwalde im Waldfrieden, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 92885# und Videostream

SAMSTAG, 29. NOVEMBER 2025

  • Berlin-Kaulsdorf, 10 Uhr, Kindergottesdienst, Konferenzraumnummer 98412#
  • Bremen, 13 Uhr, ohne Übertragung
  • Leipzig, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 92885# (Adventsfeier)

 

WEITERE ÜBERTRAGUNGEN:

  • Übertragung des Abendgebets täglich 17 Uhr aus der Friedensstadt und 21 Uhr: Konferenzraumnummer: 31909#
  • Übertragung der Abschiedsfeiern vom Friedhof Friedensstadt: Konferenzraumnummer: 92885# und Videostream
  • Übertragung des Friedensgebet aus dem St.-Michaels-Heim, montags, 13 Uhr: Konferenzraumnummer: 16882#
  • Übertragung des Friedensgebet aus der Friedensstadt, freitags, 16 Uhr: Konferenzraumnummer: 92885#

2025

Reformation – die Schlosskirche in Wittenberg

Meldung zum 31. Oktober 2025

Die Schlosskirche in Wittenberg, an deren Tür Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen anschlug, gilt als Ausgangspunkt der Reformation. Die alte Tür wurde 1760 durch ein Feuer zerstört und wieder durch eine hölzerne ersetzt. Heutzutage findet man an diesem Platz die bronzene sogenannte Thesentür, die 1858 der preußische König Friedrich Wilhelm IV. der Stadt Wittenberg schenkte. Sie enthält den Text der 95 Thesen Luthers. Im Feld über der Tür befindet sich die Darstellung eines Kruzifixes mit Luther und Philipp Melanchthon – einem weiteren wichtigen Akteur der Reformation – vor der Wittenberger Stadtsilhouette.

Es folgen zwei Texte aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel zum Thema Reformation.

Was ist Reformation? – „Dass es werde, ein Hirt und eine Herde“

Von Olaf Börner

Es naht wieder der Tag, an dem wir dem Beginn der Reformation durch Martin Luther gedenken, und wie in jedem Jahr gehen mir Gedanken durch den Kopf, was Reformation eigentlich für mich bedeutet. Ich verstehe mein Leben als Teil eines Erlösungswerkes, in das Gott mich gestellt hat, um mein Leben besser gestalten und liebevoller werden zu können, aber nicht, indem ich mir durch Geld Erlösung kaufe oder die Vergebung von Sünden. So etwas ging zur Zeit Martin Luthers aber sehr wohl. Ein Gedanke, der uns heute abwegig erscheint, aber erst durch das Wirken Martin Luthers ein Ende fand. In seinen 95 Thesen, die er verfasste, nahm er unter anderem darauf Bezug, wurde in der Folgezeit verfolgt und sollte seine Worte widerrufen, was er aber nicht tat. 

Immer wieder ist es die Unnachgiebigkeit von Einzelnen, die für ihre Meinung eintreten, die eine starke Wirkung nach sich zieht, weil sich andere Menschen an dem guten Beispiel und der verkündeten Wahrheit ein Vorbild nehmen und dem nacheifern. In Luthers Fall war es unter anderem Kurfürst Friedrich der Weise, der seine Hand schützend über ihn hielt, so dass Luther aus Worms freies Geleit erhielt, wo er auf dem Reichstag im Beisein des Kaisers seine Schriften nicht widerrufen hatte. Auf dem Rückweg nach Wittenberg wurde er zum Schein entführt und zu seiner eigenen Sicherheit für fast ein Jahr auf die thüringerische Wartburg gebracht, wo er in dieser Zeit das Neue Testament in verständliches Deutsch übersetzte.

Wir nehmen jeden Abend die Bibel zur Hand, um der Verordnung unseres Kirchengründers Joseph Weißenberg zu folgen, und darin zu lesen. Diese Selbstverständlichkeit wäre ohne den Reformator nicht möglich, der, anfangs allein und dann mit Mitstreitern, die Bibel übersetzte. Durch dieses Werk wurde auch unsere deutsche Sprache vereinheitlicht, weil viele Worte aus der nun für viele lesbaren Bibel in den Sprachgebrauch übergingen. 

Wie wir wissen, war es aber nicht allein der Zugang zur Bibel für jedermann, der Martin Luther umtrieb. Viele alte Strukturen in seiner Kirche waren ihm aus tiefstem Herzen zuwider. Das Wort Reformation sagt aus, etwas auf die ursprüngliche Form zurückzuführen. Und wenn wir in die Zeit der Reformation schauen, dann hatte sich die christliche Kirche weit von ihrem Ursprung entfernt, es ging in den Führungskreisen oftmals nur noch um Macht und Politik.

Dies ist und bleibt für mich ein stetiger Grund, nach der Einfachheit in meinem Glauben zu suchen, den ich bei Jesus Christus mit seinen eingängigen, schlichten Worten finde. Der Weg, einfach in der Erklärung des Glaubens zu sein, setzt sich für mich in unserem Meister Joseph Weißenberg fort, der dem Wirken Martin Luthers eine sehr große Bedeutung auch für sein Wirken zuschrieb. – Wir werden am Ende unseres Lebens durch Gottes Gnade selig werden, aber nichts und niemand sollte uns davon abhalten, gute und liebevolle Werke in unserem Leben zu stiften, die Gottes Herz erfreuen, weil diese Werke uns nachfolgen und ihren Lohn in der Ewigkeit haben. Reformation ist für mich auch der Wunsch, eine einige Kirche anzustreben, in der sich alle Kinder Gottes zu Hause fühlen können – aus freiem Willen. Joseph Weißenberg bezog sich auf Worte Jesu mit seinem Wunsch: „Dass es werde, ein Hirt und eine Herde.“

Der Wunsch nach Veränderung – Zu Recht machen sich viele Menschen Sorgen um die Zukunft unseres Erdensterns

Von Friedhard Werner

Wenn der Monat Oktober zu Ende geht blicken wir auf den Reformationstag, den 31. Oktober. Martin Luther hat zu seiner Zeit in tiefen Glaubenskämpfen um ein anderes Gottesbild gerungen, als es damals in der Kirche gelehrt wurde. Er fand, was er suchte: einen gnädigen, liebevollen Gott. Im Gebet und im ernsten Ringen um die Wahrheit, beim Studium der heiligen Schriften des Neuen Testaments, in den Paulusbriefen, erhielt er ein neues Verständnis. Getrieben von dieser neuen Erkenntnis, wandelte sich auch seine Sicht auf das, was ihn umgab. Er sah die Ungerechtigkeit, das leidende Volk, den geldeintreibenden Ablasshandel. So schrieb er auf, was seiner Ansicht nach nicht stimmte und berührte viele Menschen im Herzen mit seinen Thesen. Eine gewaltige Veränderung, ein Umbruch, der rund 130 Jahre dauerte und mit dem Westfälischen Frieden nach dem Dreißigjährigen Krieg endete, folgte. Diesen Zeitraum umfasst die „Reformation“, wie wir heute sagen. So entstand in Deutschland die Evangelische Kirche.

Nun begehen wir nach über 500 Jahren den Reformationstag, der zurückgeht auf den Thesenanschlag Luthers an der Wittenberger Schlosskirche im Jahr 1517.

Enorm hat sich die Welt verändert, vor allem in den letzten 100 Jahren. Viele Menschen beschäftigt auch heute der Wunsch nach Veränderung, auch in den verschiedenen Religionen. Die Suche nach dem Sinn unseres Daseins wird intensiver. Andererseits wird immer mehr Wissen erforscht, neue Erkenntnisse treten zu Tage und neue technische Errungenschaften werden nutzbar gemacht. Viele dieser Dinge füllen unser Leben aus und man kann sich wunderbar mit ihnen beschäftigen, sie werden aber auch immer mehr als Beiwerk erkannt, das nicht für höhere Ziele gebraucht wird. Zu Recht machen sich viele Menschen Sorgen um die Zukunft unseres Erdensterns, wegen der abnehmenden Ressourcen und des Klimawandels und rufen auf, neue Wege zu gehen. Vielen ist aber auch der Glaube an Gott verloren gegangen,  manche haben ihre Kirchen wegen innerer Konflikte verlassen. 

Wie feiern wir aber nun heute den Reformationstag, was fangen wir mit diesem Tag an? Es ist wohl am besten, wenn wir versuchen, eine innere Arbeit zu leisten, die unser eigenes Verhältnis zu Gott in den Blick nimmt. Was glauben wir, und was glauben wir nicht? Wo sind wir nachlässig geworden im Glauben, denn auch mit unseren Glaubenskämpfen bewegen wir heute viel. Zum diesjährigen Kirchentag sagte der Geistfreund sinngemäß, dass unsere Gedanken mehr als in Lichtgeschwindigkeit über den Erdball gehen und etwas bewegen. Auf Martin Luther können wir noch heute achtungsvoll blicken: Welchen Glauben und Mut hat er gehabt, sich nicht vor der Obrigkeit zu beugen, die verlangte, dass er das Gesagte widerruft, und was hing alles an dieser Entscheidung?

Schauen wir in unser Zeitgeschehen: Auch da könnten wir Reformen gebrauchen. Blicken wir auf die Weltpolitik, die Landespolitik oder in die Kirchen: Überall sehen wir, dass es nicht nur wohlwollendes Miteinander gibt, sondern auch tiefe Gräben und Anfeindungen. Der Gedanke an eine geeinte Menschheit, die achtungsvoll miteinander umgeht, die alle als Kinder Gottes versteht, scheint gegenwertig eine Illusion zu sein, und es ist doch das, wonach sich viele sehnen. 

Im Kirchentagsgottesdienst sang die Gemeinde das Eingangslied „Einmal wird die Liebe siegen“. Ich habe es seitdem in vielen Gottesdiensten gehört und auch selbst zum Gottesdienst ausgewählt.

Das Lied erinnert uns an unser Fernziel, einmal ein Hirt und eine Herde werden zu wollen. Diesen Spruch Jesu aus der Bibel hat unser Meister Joseph Weißenberg über sein Schaffen gestellt, und das will uns auch heute noch leiten.

Zugleich werden wir mit dem Blick ins Weltgeschehen an unsere Ohnmacht erinnert, wenn wir zuschauen müssen, wie brutal und verroht die Welt sich an vielen Stellen zeigt. Deshalb ist die innere Arbeit wohl die fruchtbarste, sich selbst immer wieder zu prüfen, ob wir uns im Einklang mit Gott in unserem Glauben befinden. Nicht träge, lasch oder lau sollen wir unsere Gebete sprechen oder gar im Herzen von Gott weichen. An den von Gott gesandten Vorbildern, wie ein Martin Luther oder ein Joseph Weißenberg, können wir uns immer wieder ausrichten und uns stärken und damit auch für unseren Glauben etwas tun.

Eindrücke der Gemeindetage in den johannischen Gemeinden 2025

Meldung zum Jahr 2025

In den Gemeinden der Johannischen Kirche fanden auch im Jahr 2025 wieder Gemeindetage in großen Gemeinschaften statt.

Die folgende Galerie enthält Bildeindrücke in der Reihenfolge aus den Gemeinden Dresden, Elster und Frankfurt (Oder) und Fürstenwalde, Gößweinstein, Hamburg, Harz, Jena, Berlin-Kaulsdorf, Leipzig, Pasewalk, Berlin St.-Michaels-Heim, Stuttgart, Velten, Wittenberg, Wiesbaden, Baden-Baden, Bremen, Hannover und Urgemeinde Friedensstadt

Erntedank in den johannischen Gemeinden

Meldung zum Erntedank im September/Oktober 2025

In Deutschland wird Erntedank seit dem 18. Jahrhundert am Sonntag nach dem Gedenktag für den Erzengel Michael, dem 29. September, begangen, also am ersten Sonntag im Oktober.

Am letzten September- und den ersten Oktober-Wochenenden feiern die johannischen Kirchengemeinden das Erntedankfest. Dabei werden überall die Altäre festlich mit den Gaben der Felder geschmückt, wie auf dieser Aufnahme aus dem St.-Michaels-Heim zu sehen ist.

Es folgen drei Texte aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel zum Thema Erntedank und zwei Bildergalerien mit aktuellen Eindrücken der Erntedankgottesdienste in den Gemeinden in diesem Jahr.

Zum Erntedankfest: Lob und Dank – Der Herr segnet die Erde

Von Siegrun Mauske

Ja, Herr, die Erde ist gesegnet vom Wohltun deiner Hand. Ein unermesslicher Segen und Reichtum tut sich auf uns zum Nutzen, zur Freude, Gesundheit und Erquickung der Seele. Doch wie gehen wir damit um? Im Buch der Weisheit Salomo lesen wir:

„Aber du hast alles geordnet mit Maß, Zahl und Gewicht. Denn großes Vermögen ist allezeit bei dir, und wer kann der Macht deines Armes widerstehen? Denn die Welt ist vor dir wie ein Stäublein an der Waage und wie ein Tropfen des Morgentaus, der auf die Erde fällt. Aber du erbarmst dich über alles, denn du hast Gewalt über alles und übersiehst der Menschen Sünden, dass sie sich bessern sollen. Denn du liebst alles, was da ist, und hassest nichts, was du gemacht hast.“

Das Schöpfungswerk ist ein Geschenk und mehr als bloß Natur und Arbeitsfeld, was wir nutzen dürfen. Es ist vor allem ein Werk der Liebe, das alles Geschaffene meint. Lobsingend seinen Namen kundtun auch als Sprecher der stummen Kreaturen ist ein wichtiges Arbeitsfeld. Der Herr hat die Schöpfung in einer unaussprechlichen Vielfalt und Fülle mit Liebe bis ins Detail ausgestattet, sei es eine bunte Wiese, ein Sonnenuntergang, eine Sonnenblume, die sich mit der Sonne dreht, eine Spinne, die ein bemerkenswertes Netz baut. Sehen wir das noch und sind dafür dankbar?

Es gilt, im Sinne unseres eigenen Werdens und einer natürlichen Lebensweise eine gesunde Einstellung zur Schöpfung zu finden, bis hin zur Erkenntnis, dass göttliche Ordnungen göttliche Segnungen sind, die es zu bewahren gilt! – Wie bist du all dem begegnet und damit umgegangen? Vor dieser Frage steht einst auch unsere Seele, denn wir sind Teil dieser Schöpfung. Diese Frage stellt sich auch, wenn wir dann die Ernte unserer Saat auf den unterschiedlichen Feldern unseres Lebens vor Augen haben. Es möchte dabei doch stets ein sich Neigen vor Gottes Kraft sein und das in dem Bewusstsein, dass der Herr Wachsen und Gedeihen in den Händen hält.

Es ist nicht selbstverständlich, was diese Erde hervorbringt, deshalb ist damit ein gerechter und verantwortungsvoller Umgang vonnöten. Dazu zählt ein inniges Händefalten, jene Verbindung mit dem Schöpfer allen Seins, wenn wir auf ein Jahr der Arbeit auf den irdischen und geistigen Feldern blicken, auf all die Gedanken, die groß wurden, und auf jene Früchte, die auf dem „Herzensacker“ gedeihen konnten.

Die Natur hält uns gleichnishaft etwas vom Werden, in das wir Menschen selbst gestellt sind, vor Augen. Ein Samenkorn, das aus dem Dunkel der Erde kommt, muss sich zum Licht durcharbeiten. Dazu gehört Nahrung, ein durchlässiger Boden, um Wachsen und Reifen zu ermöglichen. Alle Kraft ist im Samenkorn vorhanden, damit daraus Neues werden kann. Später wird so manches Unwetter, mancher Sturm die Pflanze, den Baum angehen und Äste herausbrechen, wodurch Verdichtetes gelichtet wird, sodass die Pflanze besser gedeihen kann. Nicht anders ist es im menschlichen Leben. Der Mensch erdenkt sich zwar seine Wege, aber Gott hat den Werdegang einer Seele in seiner Hand mit Höhen und Tiefen, Freud und Leid. Wir sind wie Samenkörner auf das Erdenland gestreut, um ewigen Scheuern entgegen zu reifen. Es tut darum gut, die eigene „Erntefahrt“ zu bedenken und zu sichten, was auf unserem Weg an Früchten aufgegangen ist.

Der Herr steht mit seiner Liebe und Kraft da, um zum guten Wollen das Vollbringen zu schenken. Ewige Wahrheiten, Gottes Wort wollen Hilfe auf diesem Weg sein und uns befähigen, das Gute zu tun und selbst das rechte Wort zur rechten Zeit für den anderen zu haben. Wollen wir uns der „Himmlischen“ bewusst sein, die stets mit auf unserem Weg sind und diese Verbindung halten.

Möchten die gesegneten Früchte in unserem Alltag bewirken, dass wir gepflanzt bleiben an den Wasserbächen, an den Quellen ewiger Kraft. Groß soll im Erntedank die Bitte um aufgeschlossene Herzen sein als Schlüssel für Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, damit es menschlich zugeht und wir verantwortungsvoll mit dem Anvertrauten umgehen. Auch für die Regenten wollen wir bitten, dass Vernunft die Herzen erreicht und in einem Miteinander der Frieden eine Chance erhält.

So wollen wir den Herrn bitten, dass er weiter schützend seine Hände über uns und sein Schöpfungswerk halten möge. Die Bitte um ein verlässliches, verantwortungsvolles Handeln, dort, wo wir stehen, möchte uns wahrnehmungsbereit sein lassen.

Erntezeit will uns den Zusammenklang von Arbeit und Ruhen, Gebet und guten Gedanken, von Bitte und Dank, Glaube und Gnade, Innehalten und Staunen vergegenwärtigen. Unsere Freude kann groß sein im Angesicht der großen Schöpfungstat.

Bedenken wir: „Denn der Herr weiß alle Dinge und sieht, zu welcher Zeit ein jegliches geschehen werde. Er beweist seine große Weisheit herrlich, und er ist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Man kann ihn weder größer noch kleiner machen, und er bedarf keines Rats. Lobet und preiset den Herrn, so hoch ihr vermöget. Er ist doch noch höher.“ So lesen wir es im Buch Jesus Sirach.

Im Dank verpflichtet – Die Ernte ist eingebracht, wie verteilen wir sie?

Von Rainer Gerhardt

„Im Erntedank schau nun zurück auf das vergangne Jahr; der Früchte Fülle zeigt dem Blick, wie es voll Segen war.“ Am ersten Sonntag im Oktober wird in Deutschland vielerorts in den Kirchengemeinden Erntedank gefeiert. Die Altäre sind festlich geschmückt, Obst, Früchte, Brot und vielleicht auch Schokolade für die Kinder werden wundervoll präsentiert. Im Gottesdienst werden die reichlich vorhandenen und gesegneten Früchte dann verteilt – an die Anwesenden oder oft auch an soziale Einrichtungen. Es ist ein Bild des Segens und des Überflusses.

Der Liedvers von Eberhard Köhler fordert uns auf, das vergangene Erntejahr – und uns selbst – zu betrachten. Wie sah es denn aus? Es war wieder ein Jahr der extremen Wetterbedingungen: Das nasse Frühjahr, die Trockenheit im Mai und Juni und die häufigen Niederschläge im Juli und August haben uns alle, aber vor allem die Landwirte betroffen. Das extreme Wetter führte zu regionalen Unterschieden in der Entwicklung der Pflanzen und somit bei der Erntemenge zu Verzögerungen oder Ausfällen. Das Fazit ist so unterschiedlich wie die Wetterbedingungen: Während so mancher fränkische Biobauer mit Sorge auf seine Futtermittelerträge blickte, freuen sich die deutschen Winzer über eine reiche und gute Ernte.

Auch wenn die Erntemenge insgesamt unter dem Vorjahresniveau liegt, sind die Regale in den Supermärkten und Bioläden voll. Deutschland ist einer der größten Exporteure von landwirtschaftlichen Produkten in der Welt, das Handelsvolumen umfasst fast 80 Milliarden Euro. Über 10 Millionen Tonnen Getreide hat unser Land 2022 exportiert. Warum exportieren wir so viel Getreide? Um den Hunger in der Welt zu bekämpfen, ist eine wichtige Antwort, sehen wir doch, wie katastrophal sich der Lieferstopp für ukrainisches Getreide in vielen Ländern der Welt auswirkt. Warum können sich diese Länder aber nicht selbst ernähren?

Die Gründe sind vielfältig: Nordafrika muss Weizen importieren, weil die Region nicht genug produzieren kann, um den Bedarf der wachsenden Bevölkerung zu decken. Das wasserarme Klima, die wechselhafte Witterung sowie die politische Instabilität verstärken das Problem. Ausländischer Weizen ist oft auch billiger als heimische Produkte beziehungsweise hat regionale, traditionelle Pflanzen wie Hirse, Sorghum oder Maniok verdrängt. So wurde die kleinteilige, regionale nord­afrikanische Landwirtschaft, die zudem besonders vielen Menschen Arbeit gibt, von den Agrarexporten Europas, Russlands oder der USA verdrängt. Eines ist klar: Die Agrarexporte sind aktuell überlebenswichtig für die Menschen vor Ort. Die regionalen Landwirtschaften müssen aber wieder auf- und ausgebaut werden, um in Zukunft Abhängigkeiten zu verringern.

Auch in Deutschland stellen wir fest, dass eine „Turbo-Landwirtschaft“ zu Problemen führt: Auf der einen Seite nehmen Umweltbelastung, Artensterben, Allergien zu, auf der anderen Seite fördern diese mit hohem Energieeinsatz erzeugten Produkte teilweise den Hunger, den sie bekämpfen wollen. Diese Erkenntnis erfordert unser Umdenken und ein neues Handeln. Das geht nur in kleinen Schritten, aber genau so geht es, denn jeder von uns kann etwas tun. Bei Lebensmitteln ist es ganz einfach: Wenn wir immer mehr regionale und saisonale Produkte erwerben, schont das die Umwelt und zudem unseren Geldbeutel. Jede Jahreszeit bringt die Pflanzen hervor, die dann von Mensch und Tier benötigt werden; saisonal zu essen ist gesund!

Eine Umstellung auf regionale und saisonale Produkte heißt ja nicht, dass wir auf Kaffee oder Bananen verzichten müssen, aber wenn mir im Supermarkt im Dezember Bio-Tomaten aus Marokko angeboten werden, die per Luftfracht geliefert werden, schaudert es mich.

Wenn unser Beispiel, verstärkt regional und saisonal zu kaufen, Schule macht, dann fällt es auch unseren Landwirten leichter, sich auf die notwendigen Veränderungen einzulassen. Denn im Gegensatz zu uns Verbrauchern merken die Bauern die Auswirkungen von Wetter­extremen und der Erderwärmung der letzten Jahre unmittelbar. Der Veränderungsdruck steigt. Es wird in Zukunft aber nicht reichen, allein wetterresistente Pflanzenarten anzubauen, um Ernteausfällen entgegenzuwirken. Die Sinnhaftigkeit unserer Intensivlandwirtschaft muss stärker hinterfragt werden, wobei Veränderungen nur greifen werden und können, wenn wir sie unterstützen.

Solche Veränderungen hat unser Meister Joseph Weißenberg angemahnt, als er sagte: „Die Menschheit muss sich bald entscheiden, muss umkehrn oder untergehn.“ Aus seinem Lehrgedicht kennen wir auch folgende Worte, die ein Handlungsauftrag sind: „Gerecht verteilt, was wächst auf Erden, damit niemand Not leiden tut. Und was du leichter kannst entbehren: Hilf dem Bedrängten überall!“

Und in Bedrängnis sind viele: Laut dem Welternährungsprogramm leiden 2023 mehr als 345 Millionen Menschen in 79 Ländern unter Hunger. Die Hauptursachen sind Konflikte, Klimawandel und die Nachwirkungen der Corona-Krise. Um den Hunger in der Welt zu beenden, sind weltweite und umfassende Anstrengungen notwendig.

Die Welthungerhilfe setzt sich dabei für eine nachhaltige Ernährungssicherung ein, die auf lokalen Bedürfnissen und Ressourcen basiert. Dazu gehören Maßnahmen wie die Förderung von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die Verbesserung des Zugangs zu Wasser und Saatgut, die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimawandel und Katastrophen, die Unterstützung von sozialer Sicherung und Bildung sowie die Bekämpfung von Diskriminierung und Ungleichheit.

Das alles sind Aufgaben der großen Politik, aber was können wir tun? Es ist immer eine Hilfe, wenn wir Menschen in Not direkt unterstützen, indem wir vielleicht bestimmte fair und nachhaltig produzierte Produkte kaufen oder Geld spenden für Organisationen, die den Hunger in der Welt bekämpfen. Es gibt für uns viele Möglichkeiten, anderen zu helfen. 

Wir können diese Welt nur verbessern, wenn wir bei uns anfangen. Das ist nicht immer leicht, aber notwendig. Die Kraft dazu bekommen wir in den bevorstehenden Erntedankgottesdiensten – in Form der gesegneten Früchte, die wir empfangen dürfen. Welch ein Grund, danke zu sagen.

Der Herr segnet unser Handeln – Die Früchte unserer Taten lässt Gott aufgehen und blühen

Von Andreas Schräne

Vor vielen Jahren sollte ich mich um eine ihr liebgewordene Pflanze meiner damaligen Vorgesetzten in ihrer zweiwöchigen Urlaubszeit kümmern. Nach einer Woche musste ich feststellen, dass die Pflanze anfing, nicht mehr gut auszusehen. Ich erkundigte mich bei einer Arbeitskollegin, die sich früher um die Pflanze gekümmert hatte, was ich vielleicht falsch gemacht hatte. Sie wusste auch keinen Rat, da sie ebenfalls der Meinung war, dass ich die Pflanze richtig gegossen hatte. Ich war letztlich froh, dass meine Vorgesetzte nur zwei Wochen weg war, sodass ich die Pflanze zumindest noch durch die zweite Woche retten konnte. Bis heute ist es mir ein Mysterium, was damals schiefgelaufen ist. 

Wir können uns manchmal anstrengen, wie wir wollen, scheinbar alles richtig machen und doch fehlt noch etwas. Wir streben im Alltag oft danach, planen, organisieren und stellen dennoch immer wieder fest, dass die Ergebnisse nicht immer die sind, die wir uns erhofft hatten.

Was in Zusammenarbeit mit anderen Menschen schon schwierig erscheint, funktioniert manchmal noch nicht einmal in einer zweiwöchigen Betreuungszeit einer Pflanze, egal wie sehr wir uns anstrengen. Irgendwas scheint zu fehlen, etwas Entscheidendes.

Wir befinden uns wieder vor einem Erntedankfest, in dem wir unsere Küche nach Früchten durchsuchen, die wir am Erntedanksonntag für den Altar mitbringen können. Auch wenn wir die Früchte im Supermarkt kaufen können oder vielleicht sogar selbst angebaut und geerntet haben, wird uns an solch einem Tage noch einmal bewusster, dass wir diese Früchte nicht aus eigener Kraft allein entstehen lassen können. Ohne das Wunder der Schöpfung und all dem von Gott geschaffenen und erhaltenen Leben könnten wir auch einen Stein in die Erde stecken und würden vergeblich darauf hoffen, dass daraus irgendwann ein Kürbis wird.

Voller Dankbarkeit legen wir die Früchte auf Gottes Altar und erinnern uns daran, dass dies eigentlich nicht unsere, sondern seine Früchte sind. Nun könnte Gott diese Früchte als Geschenk behalten, aber stattdessen macht er etwas anderes. Er lässt diese Früchte wieder an alle verteilen, und das Wunderbare daran ist, egal ob jemand mehr Früchte mitbringen konnte als jemand anderes, der weniger Früchte besaß, so werden die Früchte gleichermaßen auf alle Menschen verteilt. Gott macht aber noch etwas anderes, etwas Entscheidendes: Er verteilt die Früchte nicht einfach nur, er segnet sie noch darüber hinaus zum Heil für alle Kreatur, die die Früchte erhalten darf. So ist das beim lieben Gott.

Wenn wir unseren Alltag betrachten, ist das gar nicht so anders. Wir sind ein klitzekleiner Teil der von Gott geschaffenen und belebten Schöpfung, mit all den uns von Gott gegebenen Gaben und Fähigkeiten. Wir können diese auf vielfältige Weise einsetzen, aber wenn wir uns dazu entscheiden, diese Fähigkeiten in Liebe für Gott und die Menschen einzusetzen, dann geschieht etwas Entscheidendes: Gott segnet unser Handeln und Schaffen, und damit wird es mehr, bedeutend mehr als das, was sonst herausgekommen wäre. Die Früchte unserer Taten dürfen wahrhaft aufgehen und blühen, sie dürfen helfen, sie dürfen heilen, sie dürfen nach Hause führen. – Ein Erntedank ist mehr als ein Dankesfest, es weist uns auch den Weg.

Aktuelle Bildeindrücke von den Erntedankfesten in den Gemeinden

Der Johannische Kirchentag 2025

„Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott.“ — Jesaja 61,10

Unter diesem Leitwort waren vom 16. bis 24. August 2025 Johannes-Christen, Glaubensfreunde und Gäste zur johannischen Kirchentagswoche ins Berliner St.-Michaels-Heim und in die Friedensstadt Weißenberg eingeladen.

Eine Woche der Vielfalt, Freude und Gemeinschaft liegt hinter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. 

Wer eine Kollekte geben möchte: Online-Spendenformular | Informationen zur Spendenüberweisung

Es folgen einige Fotoeindrücke dieser Woche in der Gemeinschaft

Zum 13. August – Gedenktag für Joseph Weissenberg

Meldung zum 13. August 2025

Am 13. August 1935 wurde Joseph Weißenberg, der Gründer der Johannischen Kirche, vom NS-Regime mit falschen Zeugen als angeblicher Sittlichkeitsverbrecher verurteilt. Er wurde bestraft mit Haft, mit Ehrverlust und schließlich in die Verbannung geschickt – als Mann von über 80 Jahren. Dies passierte, nachdem im Januar desselben Jahres bereits die Johannische Kirche von der Geheimen Staatspolizei verboten wurde. Joseph Weißenberg verstarb 1941 in der Verbannung.

Johannische Christen gedenken am 13. August dieser Verurteilung mit Gottesdiensten in den Gemeinden. Es folgen zwei Texte aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel zur Bedeutung dieses Tages für die Johannische Kirche.

Freier Glaube – Der 13. August 1935 mahnt uns

Von Rainer Gerhardt

Religionsfreiheit gehört zu den großen Errungenschaften unseres Landes in heutiger Zeit. Das war nicht immer so und ist auch weltweit die Ausnahme. Im 2. Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religionsfreiheit, der im Oktober 2020 vorgestellt wurde, heißt es:

„Die Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. ... Drei Viertel aller Menschen leben in einem Land, das ihre Religions- und Weltanschauungsfreiheit einschränkt. Und diese Einschränkungen nehmen zu.“

Opfer und Täter entstammen fast allen Religionen und Konfessionen. Unterdrückung und Gewalt gibt es sowohl zwischen unterschiedlichen Richtungen einer Religion als auch zwischen den Religionen oder seitens totalitärer Staaten, die jegliche freie Religionsausübung verbieten.

Von 1933 bis 1945 zählte auch Deutschland zu diesen totalitären Staaten. Das Deutsche Historische Museum beschreibt die Situation der Kirchen im NS-Regime wie folgt: „Der Anspruch des NS-Regimes, alle Bereiche des öffentlichen wie des privaten Lebens mit nationalsozialistischer Ideologie zu durchdringen, erstreckte sich auch auf das Religiöse.“

Der Druck auf kleine Kirchen und Religionsgemeinschaften nahm ab 1933 früher und stärker zu als auf die evangelische und katholische Kirche: Die Zeugen Jehovas waren die erste Religionsgemeinschaft, die durch die Nationalsozialisten verboten und verfolgt wurde. Manche Führungen kleinerer Gemeinschaften gaben dem immensen Druck nach und erklärten öffentlich ihre Loyalität zum Nationalsozialismus – durchaus im Gegensatz zur Meinung ihrer Mitglieder. Auch in der Johannischen Kirche hofften damals so manche auf eine Verbindung zwischen „Kreuz und Hakenkreuz“, in der bereits gleichgeschalteten Kirchenzeitung Der Weiße Berg wurden entsprechende Leitartikel veröffentlicht. – Gleichschaltung bezeichnet die erzwungene Eingliederung aller sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Kräfte in die einheitliche Organisation einer Diktatur, die sie ideologisch vereinnahmt und kontrolliert.

Käthe Seidel berichtet aus dieser Zeit: „Der Meister sagte 1934 zu einer Schwester aus Frankfurt/Oder, die zu ihm gefahren war, um wegen der Hitler-Regierung und dem sogenannten „Tausendjährigen Reich“ mit ihm zu sprechen, Folgendes: ,Nach der Zahl der Jünger werde aus dem Hakenkreuz wieder das Kreuz!‘ Hitler, also das Hakenkreuz, regierte von 1933 bis 1945, nämlich zwölf Jahre.“

1934 begann die großangelegte Repression und Verleumdungskampagne gegen die Johannische Kirche, ihre Mitglieder und vor allem gegen ihren Gründer, Joseph Weißenberg, die am 17. Januar 1935 zum Kirchenverbot und dann am 13. August 1935 zur Verurteilung des Meisters führte. Mit der Verurteilung als Sittlichkeitsverbrecher hebelte das NS-Regime die garantierte Religionsfreiheit aus und schaffte es bei großen Teilen der Bevölkerung, das Ansehen des Meisters zu diskreditieren.

Auch nach pandemiebedingten Einschränkungen unserer kirchlichen Aktivitäten vor einigen Jahren können wir es uns nicht vorstellen, was es für unsere Vorfahren bedeutete, zwölf Jahre Kirchenverbot erleiden zu müssen. Ebenso bleibt uns die weltweite Verfolgung aus religiösen Gründen wohl unvorstellbar. Umso mehr können wir alle Jahre den 13. August nutzen, um uns an das Schicksal aller – nicht nur religiös – Verfolgten zu erinnern und als Einzelne sowie als Gemeinschaft versuchen, durch Gebet und Tat ihre Not zu lindern.

Religionsfreiheit ist keine Selbstverständlichkeit – weder 1935 noch heute.

Predigt zum 13. August – Ein Hirt und eine Herde!

Prediger: Matthias Müller

Gemeinde: Lied Nr. 63: „Du bliebst getreu“

Zu unserem heutigen Gottesdienst im Gedenken an die Verurteilung unseres Meisters Joseph Weißenberg hören wir Worte der Heiligen Schrift, die wir aufgezeichnet finden im 1. Buch Mose und beim Propheten Jesaja:

„Ihr gedachtet’s böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen, dass er täte, wie es jetzt am Tage ist, zu erhalten viel Volks. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch versorgen und eure Kinder.“ (Mose 50,20+21)

„Daran gedenke, Jakob und Israel; denn du bist mein Knecht. Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist, Israel, vergiss mein nicht. Ich vertilge deine Missetaten wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich um zu mir, denn ich erlöse dich.“ (Jesaja 44,21+22)

Und wir hören Worte unseres Meisters Joseph Weißenberg:

„Mein Gedanke war nur der, Menschen zu helfen, die da leidend, elend und krank waren. Ich bin fest davon überzeugt: Das, was ich tue, tue ich in göttlicher Allmacht, aber nicht aus mir, sondern es ist eine Kraft, die durch mich arbeitet.“

„Ich habe unter meiner Krone niedergelegt: Ich will aus dem Allerschlechtesten etwas Gutes machen.“

„Mein Werk ist umsonst, wenn die Liebe nicht größer wird.“

Ihr lieben Geschwister, ihr lieben Freunde vom Worte des Herrn, ihr lieben Freunde im Geiste!

„Ihr gedachtet’s böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte  es gut zu machen.“ So spricht es Joseph im alten Bund zu seinen Brüdern, die ihn letztendlich verraten hatten. Gott hat es gut gemacht, weil er, der Vater, der Schöpfer, der Herrscher über alle Dinge ist. Wann immer Menschen sich aufmachen, um Gottes Werk zu beschädigen, zu zerstören, Gott klein zu machen, haben sie vielleicht vor den Menschenaugen einen kleinen Erfolg. Doch weil Gott Liebe ist, unendliche Liebe, wird seine Liebe immer wieder siegen. Egal, was auf dieser Erde passiert.

So war es zu allen Zeiten. So war es im Alten Bund, so war es bei unserem Heiland Jesus Christus, als die Menschen nicht erkannten, dass seine Sendung göttlich war und nicht irdisch. So war es bei vielen Propheten und Gottgesandten. Und so war es auch bei unserem Meister Joseph Weißenberg, den wir als Offenbarung Gottes bekennen.

„Ich habe unter meiner Krone niedergelegt: Ich will aus dem Allerschlechtesten etwas Gutes machen.“ Und wie viel Schlechtes hat sich an seine Fersen geheftet. Wie hat er gekämpft! Um die Wahrheit Gottes, um die Heilige Schrift von Anfang an. Wie hat er sich gegen die Mächte der Welt gewehrt, die ihm die Geistfreundreden verbieten wollten und das Alte Testament, weil es den Herrschern, den Machthabern in seiner Zeit nicht gepasst hat, sie sich besser fühlten als die Menschen, von denen in der Heiligen Schrift gesprochen wird. Wie hat er immer wieder – so sagen es die Berichte aus seiner Zeit – um einzelne Seelen und um ganze Völker gerungen.

Das Leben unseres Meisters mag uns heute an jedem Tag ein Beispiel sein dafür, dass die Liebe Gottes die Menschen verwandeln kann. Beispiele dafür sind genug gegeben, dass wir uns an ihnen ausrichten können. „Ein Beispiel hab ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich euch getan habe.“ So sagt es unser Heiland Jesus Christus beim Heiligen Abendmahl. Die Größe Gottes, die Größe seiner Gesandten, seiner Propheten, seiner Offenbarungen mag uns unendlich groß erscheinen. Aber hier in diesem Leben, in dieser Inkarnation dürfen wir einen kleinen Abglanz dieser Größe verspüren. Wir dürfen sie aufsaugen mit allen Sinnen, mit allen Fasern unseres Lebens, vor allem mit unserem Geist, der angeregt wird von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.

Unsere unsterbliche Seele – der Funken Gottesgeist – braucht immer wieder diese Nahrung der Ewigkeit, um bestehen zu können, um in Freud und Leid diesen Erdenweg gehen zu können. Es ist unser aller Aufgabe, auf diesem Erdenweg Freude und Segen zu verbreiten. Freude, die vom Herrn kommt, Segen, den Gott selbst seinen Menschenkindern an jedem Tag schenken möchte.

Wir sind Gefäße, wir sind Werkzeuge für Gottes Liebe. Dazu haben wir uns bekannt! Dazu haben wir unser Ja gegeben: „Ja, Herr, ich will dir dienen!“ Auch wenn viele irdische Dinge einen jeden Tag zu erledigen sind, soll doch der Dienst für Gott an erster Stelle stehen. Jedes Tun, jedes Handeln können wir mit seiner Liebe erfüllen. Selbst die kleinste Kleinigkeit, über die wir vielleicht so ganz achtlos hinweggehen, können wir mit einem bisschen Liebe erfüllen und aufwerten.

Wir können auch versuchen, uns nicht zu ärgern an den Dingen, die uns jeden Tag begegnen. Wenn wir uns vielleicht einmal ungerecht behandelt fühlen, wenn wir uns zurückgesetzt fühlen. Das hat nichts damit zu tun, dass wir alles hinnehmen müssen, doch es geht in unserem Leben immer wieder darum, mit welchem Geist wir den Tag erfüllen, welchen Geist wir ausstrahlen. Schlagen wir mit Ärger zurück, wenn uns Ärger überkommt? Oder versuchen wir, den Ärger aufzunehmen und zu verwandeln, ihn anzufüllen mit einem positiven Gefühl, das aus der Liebe Gottes stammt?

Wie schaffen wir es, an einem jeden Tag auf Gottes Wegen zu bleiben und unserem Auftrag treu zu bleiben? Das ist nicht immer einfach. Wir werden immer wieder Rückschläge erleben. Wir werden manchen Abend in der abendlichen Feierstunde denken: „Ach ja, da war eine Lehrstunde, die habe ich nicht verstanden. Aber jetzt wird es mir klar.“ Da wird es manche Situation geben, die wir im Nachhinein vielleicht bereuen. Aber allein das Erkennen ist schon der erste Weg, es beim nächsten Mal besser zu machen. Und es sind viele kleine, aber auch wahrhaft große Kämpfe, in denen wir stehen.

Unser Meister Joseph Weißenberg hat uns viele Einblicke in diese Kämpfe gegeben. Wie hat er selbst gerungen und gelitten, vor allem unter dem Unverständnis der Menschen, die seine Segnungen nicht anerkennen wollten. So hat er – so ist es überliefert – gesagt: „Nach allem haben mich die Menschen gefragt, aber nach dem ewigen Leben haben sie mich nicht gefragt.“ Und das ewige Leben, das Zuhause-Sein in Gott, das Wieder-nach-Hause-Kommen in seinen Himmel, in seine Ewigkeit, in das Heimatland der ewigen Liebe, das ist doch das Ziel, das uns alle eint. Ob groß, ob klein, welcher Religion oder Nationalität auch immer: Alle Menschen verspüren irgendwo und irgendwie diese Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Heimat im irdischen und im geistigen Sinne. Und wohl dem Menschen, der eine Heimat gefunden hat bei Gott. Wohl dem, der ein gläubiges Wesen in sich trägt, das gelernt hat, die Liebe zu Gott und zu den Menschen Stück für Stück größer werden zu lassen.

„Mein Werk ist umsonst, wenn die Liebe nicht größer wird.“ So hat es uns Joseph Weißenberg ans Herz gelegt. An diesem Größer-Werden der Liebe können und dürfen wir jeden Tag etwas mithelfen, damit es wirklich einmal wird, wie er es sich gewünscht hat: „Ein Hirt und eine Herde.“ Dann werden Fragen nach der Unterschiedlichkeit gering werden, sondern nur noch der Gedanke zählen: „Was eint uns? Was bringt uns gemeinsam weiter?“

Vorne steht an erster Stelle: Unser Meister hat vieles aus der Welt hinweg getragen. Er hat seinem Volk verziehen, so haben es die Geistfreunde einmal gesagt. Er hat seinem Volk verziehen, in dem er aufgewachsen ist, und für das er immer wieder eingetreten ist, obwohl doch im Namen des deutschen Volkes ein Urteil über ihn gesprochen wurde vor nun fast 90 Jahren. Im Namen des deutschen Volkes: Es waren natürlich nicht alle, die da mitgesprochen haben, aber wir tragen alle die Verantwortung dafür, dass solche Dinge sich nicht wiederholen.

Wir stehen in Zeiten, in denen die Kräfte, die Gottes Werk zerstören wollen, groß sind. Es sind die Kräfte, die den anderen nicht achten wollen. Es sind die Kräfte, die denken: „Ich bin etwas Besseres, weil ich mehr habe.“ Oder: „Ich bin etwas Besseres, weil ich mehr kann.“ Es sind die Kräfte, die Unfrieden und Unsegen säen wollen. Es sind die Kräfte, die sich an Menschen anhängen, die vielleicht ein gutes, berechtigtes  Anliegen haben, ihre Stimme erheben wollen, aber sich doch schnell zum Werkzeug machen lassen für die Kräfte des Ungeistes, die die Menschen letztendlich auseinander treiben wollen. Die den Egoismus und den Neid und den Hass befördern.

Seinen wir wachsam! Halten wir unsere Herzen und unsere Sinne offen für das, was Gott uns sagt. Wer auf Gottes Stimme achtet, wird nie oder selten auf Irrwege geraten. Er wird sich in verschiedenen Prüfungen zu bewähren haben, auch dem Gottgerufenen fällt nicht alles leicht, aber er hat eine Kraft, die unüberwindlich ist. Alles das, was auf unserem Lebensweg geschieht, mag uns immer wieder helfen, wie eine Lektion in der Schule, wie ein Lernstoff. Dann können wir damit die Liebe Gottes in uns größer werden lassen können.

„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“ So steht es hier in der Kirche im St.-Michaels-Heim geschrieben. Die Stätte deines Hauses, ist überall, wo sich Menschen unter deinem Geist verbinden und dich preisen. Ja, auch wenn sie alleine sind. Dort ist die Stätte deines Hauses. Machen wir unsere Häuser zu Stätten deiner Liebe! Gehen wir in deiner Liebe mit Mensch und Geist auf den Weg in die ewige Heimat. Amen.

Gemeinde: Lied Nr. 83: „Einmal wird die Liebe siegen“

Erinnerungen an Schwester Josephine

Meldung zum 15. Juli 2025

Am 15. Juli – ihrem Geburtstag – gedenkt die Johannische Kirche ihrem Oberhaupt Josephine Müller, die im Jahr 2019 heimgegangen ist. Predigerin Christine Werner hat dazu aktuell die folgenden Zeilen verfasst:

„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt“

Von Christine Werner

Ihr Geburtstag am 15. Juli gibt uns immer wieder die Gelegenheit, uns in Dankbarkeit mit unserem 2019 heimgegangenen Kirchenoberhaupt Josephine Müller innerlich zu verbinden.

Mit 12 Jahren wurde sie als nachfolgendes Kirchenoberhaupt eingesetzt und übernahm damit irdische sowie geistige Aufgaben. Ihr Leben war geprägt von vielen Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Religionen, Kulturen und Gesellschaftsschichten. Nichts war ihr fremd, was die Sorgen, Nöte, Wünsche und Lebensfreuden der Menschen betraf, die sie aufsuchten oder mit ihr in ein persönliches Gespräch kamen. Neben der persönlichen Zuwendung mit ihrem Rat und ihrer Hilfe gab sie jedoch auch manch ernste Worte zur Ausrichtung, die wir vielleicht erst einige Zeit später oder auch erst heute als Lebenshilfe verstehen.

An der Empore in der Kirche im Berliner St.-Michaels-Heim können wir Schwester Fines Konfirmationsspruch lesen, der 8. Vers aus dem 26. Psalm:

„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“

 Dieser Spruch weist uns einmal mehr auf ihre Verantwortung und ihre geistige Aufgabe hin, in die sie berufen wurde, und die sie lebte bis zu ihrem Heimgang. Ihr tiefster Wunsch an uns lässt sich an folgenden persönlich gesprochenen Worten erkennen, die auch Lebenshilfe für uns sein wollen:

„Lasse ein jeder die Liebe in sich wachsen, die der Heiland vorgelebt hat. Noch am Kreuz bat er um Gnade für seine Verfolger: Denn sie wissen nicht, was sie tun.“

„Der Weg zum anderen ist genau so weit wie vom anderen zu uns.“

„Es geht immer wieder nur um den ersten Schritt, von einem selbst auf den anderen zu!“ 

Ebenso verfolgte sie die Aufgabe und das Ziel der Johannischen Kirche: die irdische und geistige Überbrückung aller Religionen und Konfessionen durch die große Liebe Gottes. Und so können wir im Sinne der Überbrückung auch folgendes von ihr gesprochene Wort verstehen:

„Herr, lass uns wachsen in der Liebe zu Dir und zu unseren Nächsten, die alle Deine Kinder sind.“

Mögen alle diese Worte in uns Raum fassen und uns zu guten, liebevollen Taten bewegen. Ebenso sei unser tiefster Wunsch an diesem Tag, dass Gottes Kraft Segen ausgießt über alle Orte, die der Hilfe für den Nächsten dienen.

Pfingstfest 2025 der Johannischen Kirche – Ausblick auf das Jubiläum „100 Jahre Johannische Kirche 1926–2026“

Meldung zum Pfingstfest vom 7. bis zum 9. Juni 2025

Bereits am Freitag vor Pfingsten fand das zweite Konzert des diesjährigen Blankenseer Musiksommers mit dem Ensemble 2Cities Celloquartett in der Waldfriedenkirche statt. 

Am Pfingstsamstag wurden erste Projekte für die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Johannischen Kirche im kommenden Jahr 2026 vorgestellt, darunter ein Vortrag mit dem Thema: „2026: 100 Jahre Johannische Kirche – Rückblick, Perspektiven und ein Grund zum Feiern“. (Link zur Aufzeichnung)

Am Pfingstsonntag war die Festgemeinde dann zum Pfingstgottesdienst in den Waldfrieden eingeladen. Im Anschluss erfreute das St. Michael’s Jazz Orchestra mit seinem Pfingstkonzert. Mit einem Friedensgebet endete am Nachmittag. 

In der Friedensstadt ging das Programm noch etwas weiter und so lud etwa der Secondhand sowie im alten Museumsgebäude das Bücher-, Trödel und Möbelangebot zum Stöbern ein und im Gemeinderaum wurden unter dem Titel „Die Johannische Kirche erklärt“ vier Kurzfilme zu den Themen Fortleben, Sakrament der geistigen Heilung, Laienpredigten und christlich-soziales Siedlungswerk Friedensstadt gezeigt. Mit südamerikanischer Musik von Aja Brasil klang der Abend im Biergarten temperamentvoll aus. In der „Sonne“ feierten die Junggebliebenen am Abend noch ein Pfingstparty. 

Am Vormittag des Pfingstmontags begrüßte dann zum Abschluss des diesjährigen Pfingstfestes das St.-Michaels-Heim in Berlin-Grunewald Kirchenmitglieder, -freunde und Nachbarn zum großen Pfingstkonzert des St. Michael’s Jazz Orchestra.

Wer eine Kollekte geben möchte: Online-Spendenformular | Informationen zur Spendenüberweisung

Bildeindrücke vom Pfingstfest 2025: Blankenseer Musiksommer, Vortrag am Samstag, Pfingstgottesdienst, Pfingstkonzerte am Sonntag und Montag

Aufzeichnung des Vortrags: „2026: 100 Jahre Johannische Kirche – Rückblick, Perspektiven und ein Grund zum Feiern“

Vor 50 Jahren: Die Evangelisch-Johannische Kirche nach der Offenbarung St.-Johannis wird in Johannische Kirche umbenannt

Meldung zum Pfingstfest 2025

Vor 50 Jahren, am Pfingstsonntag, dem 18. Mai 1975, verkündete Kirchenoberhaupt Frieda Müller (1911–2001) vor der versammelten Festgemeinde im St.-Michaels-Heim die Änderung des Namens unserer Kirche. Dazu sagte Schwester Friedchen unter anderem:

„Gott führt uns stufenweise durch die Testamente zu den Wahrheiten des Heiligen Geistes.
Der Meister kommt aus dem katholischen Glauben, sprengt die dogmatischen Fesseln, tritt zum evangelischen Glauben über, bildet innerhalb der evangelischen Kirche die Christliche Vereinigung ernster Forscher von Diesseits nach Jenseits, wahrer Anhänger der christlichen Kirchen ...
Im Jahr 1926 tritt der Meister aus der evangelischen Kirche aus und gründet die Evangelisch-Johannische Kirche nach der Offenbarung St Johannis. Das Fundament zur Johannischen Kirche wurde gelegt: Überbrückung aller Konfessionen. – Mit dem heutigen Tage nennen wir uns nicht mehr Evangelisch-Johannische Kirche nach der Offenbarung St.-Johannis, sondern nur noch 
JOHANNISCHE KIRCHE
mit unserem Glaubensbekenntnis:
Ich glaube an Gott den Vater,
ich glaube an Gott den Sohn,
ich glaube an Gott den Heiligen Geist
und an Gottes Offenbarungen
durch Mose,
Jesus Christus
und Joseph Weißenberg!“

Mit dieser Umbenennung wurde nicht nur einem seit langem üblichen Sprachgebrauch Rechnung getragen, sondern vor allem die Eigenständigkeit der von Joseph Weißenbergs gegründeten Kirche deutlich gemacht. Die Namensänderung verweist auf den Gründungsauftrag der Kirche: „Johannische Christenheit, erkenne dein Ziel in der Überbrückung der Konfessionen durch die Liebe.“

100 Jahre Urgemeinde Friedensstadt

Meldung zum 10. und 11. Mai 2025

Mit einem Vortrag der Schule für Geisteswissenschaft, einem bunten Programm, einem Gottesdienst mit Geistfreundrede, bei wunderbarem Wetter und in fröhlicher Stimmung feierten die Mitglieder und Freunde der Urgemeinde deren 100-jähriges Bestehen.

Ein wunderbares Wochenende

Von Rainer Gerhardt

Am Sonntag, dem 11. Mai, konnte die Urgemeinde Friedensstadt ein besonderes Jubiläum feiern: Vor 100 Jahren wurde sie von Joseph Weißenberg gegründet. Dieser freudige Anlass wurde auch besonders gefeiert, nämlich mit einem zweitägigen Programm am ganzen Wochenende.

Los ging es am Samstag, dem 10. Mai, um 11 Uhr mit einem Vortrag der Schule für Geisteswissenschaft, zu dem alle Kirchenmitglieder und -freunde eingeladen waren. Volker Hildebrandt und Elke Werner referierten über das Thema: „100 Jahre Urgemeinde Friedensstadt – Auf dem Weg vom Ich zum Wir“.

Ab 17 Uhr waren dann alle zu einem gemütlichen Abend auf das Waldfriedengelände eingeladen. Nach einer Fotoshow auf Großleinwand in der Kirche konnte man bei gutem Wetter gemütlich im Freien zusammensitzen und in Erinnerungen schwelgen. Es gab aber auch die Möglichkeit, sich an zehn Aktionsständen zu beschäftigen, die jeweils ein Jahrzehnt im Fokus hatten. Neben Speis und Trank gab es später auch Gelegenheit zum Tanzen.

Am Sonntag begann der Jubiläums-Gemeindetag mit einem Gottesdienst mit Geistfreundrede. Anschließend konnten alle in fröhlicher und gemütlicher Atmosphäre brunchen. Auch am Sonntag wurde ein – diesmal längerer – Foto-Rückblick auf 100 Jahre Urgemeinde gezeigt. Zum Schluss entstand noch spontan ein Gemeinde-Gruppenfoto.

Ostergruß der Kirchenleitung: Das Leben neu beginnen

Liebe Geschwister und Freunde!

Ostern sollte nicht allein Frühling oder die Abfolge von wohltuenden Bräuchen sein. Vielmehr dürfen wir jedes Jahr aufs Neue versuchen, uns in das Wesen und den Auftrag unseres Heilands hineinzuversenken. Denn darin können wir herzensfröhlich und stark werden, auch wenn dieses Geschehen zu einem sehr großen Teil ernsthaft und brutal ist. Brutal aus der Perspektive eines liebevollen Menschenkindes, denn Jesus erlitt die irdischen Konsequenzen seines Auftrages, die aus der Lieblosigkeit der Menschen und Geister entstanden und ausgeführt wurden. Dieses Handeln ist noch heute Realität, wie wir leider täglich erleben.

Aber an einem scheinbaren Ende wird immer Gott sein. Dann entscheidet und tröstet seine Liebe, und sie beginnt wiederum neu – mit uns. Das Wesen Jesu können wir im Neuen Testament sowie in vielen Erklärungen unserer Geistfreunde erfahren, und wir dürfen versuchen, darin auch unseren Platz stets neu zu finden. Diesen Platz wollen wir nicht nur in den Bildern der Vergangenheit betrachten, sondern in die Gegenwart transportieren: Wo stehe ich heute mit meiner Liebesfähigkeit, wenn die Liebe angeklagt wird?

Jesus hat eine ganze Welt bewegen können; wir brauchen und sollen erst einmal nur uns bewegen, seinem Wirken folgen und auferstehen in Gott.

Ein gesegnetes, ernsthaftes und freudiges Ostererleben für Euch alle!

Euer Daniel und Stefan

Palmsonntag, Karfreitag, Ostern

Meldung zur Woche vom 13. April bis zum 21. April 2025

An Ostern feiern Christen die Auferstehung Jesu Christi. Johannes-Christen wird das Heilige Abendmahl am Karfreitag gereicht.

Es folgen Texte aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel, die die Ereignisse an Palmsonntag, Karfreitag und Ostersonntag darstellen und die Wichtigkeit der Karwoche und des Ostergeschehens für Christen und das Heilige Abendmahl für Johannes-Christen verdeutlichen.

Beginn der Karwoche – Palmsonntag zeigt uns Christuswege auf

Von Detlef Nagel

In der Heiligen Schrift lesen wir im Johannes-Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem: „Des andern Tages, da viel Volks, das aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus käme gen Jerusalem, nahmen sie Palmenzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!“

Die Menschen waren hoffnungsvoll und neugierig auf Christus, denn er hatte viele Wundertaten vollbracht, und sie sahen in ihm den Messias, den Retter aus der römischen Herrschaft. Die Zweige, die sie auf der Straße für ihn ausbreiteten, waren von der Dattelpalme, die bis zu 50 Meter hoch werden kann und große wirtschaftliche Bedeutung hatte: Früchte, Bauholz, Blätter zum Dachdecken und für Flechtarbeiten – Matten, Körbe, Zäune. Ein Blatt konnte bis zu drei Meter lang werden. Den Einzug des Heilands mit solchen Palmenzweigen zu begrüßen war auch eine Machtdemonstration, stand diese Ehre doch sonst nur Königen zu.

Auch ihre Mäntel legten die Menschen zu seinem Empfang auf den Weg. Der mächtige König kam dann aber nicht, wie von vielen erwartet, auf einem prächtigen Schlachtross, sondern auf einem Esel in die Stadt. Jeder hatte wohl andere Vorstellungen und Erwartungen von diesem König.

Ein Geistfreund beschreibt es in unserer Zeit so: „Palmsonntag zeigt alle Wünsche der Welt auf, wie sie anmaßend, überheblich, selbstgefällig sich ihren Gott formen wollen, sich ihr Idol formen wollen und dann doch an ganz anderen Gesetzmäßigkeiten scheitern, weil sie unfähig sind, in solchen Weiten zu denken.“

Diese Worte gelten bis in unsere Zeit hinein. Heute denken und sagen die Menschen, wenn es einen Gott gäbe, würde es nicht so viel Leid auf der Erde geben. Sie wollen nicht einsehen, dass sie selbst den jetzigen Zustand der Schöpfung und Geschöpfe herbeigeführt haben und durch ihren Egoismus, Neid, ihr Machtstreben und unmenschliches Verhalten die Geister selbst riefen, die sie schon lange nicht mehr beherrschen können. Ein Geistfreund ermahnt auch uns:

„Der Palmsonntag, auf den wir uns zu bewegen, das ist so recht ein Tag, an dem der Mensch sich über die Schwächen, die ihn hin und her schütteln können, in sich selbst klarwerden muss: Wie viel unreine Begierde der Liebe zu Gott und den Menschen habe ich noch in mir, nach wie viel unnötiger Würde strebe ich noch vor den Menschen? Und wie viel oder wenig gilt mir noch die Würde vor Gott und den Geistern, die so viel höher steht und so viel länger währt und um so viel köstlicher ist.“

Wir können und sollten die Geschichte der auf den Palmsonntag folgenden Karwoche in den vier Evangelien der Bibel nachlesen. Die Beschreibung vom „Hosianna!“ des Volkes beim Einzug Jesu in Jerusalem bis zum nur eine Woche später seitens des gleichen Volkes geforderten Rufes „Kreuzige ihn!“ ist eine große Hilfe für uns alle. Sie lässt uns diese Zeit nachempfinden und in unser tägliches Verhalten einbringen. Auch im Hinblick auf das diesjährige „Heilige Abendmahl des Geistes“ am Karfreitag ist die Berücksichtigung der Karwoche sehr wichtig. Diese geistige Arbeit wird uns mehr und mehr verbinden und sicherer im Alltag machen.

In einer Geistfreundpredigt heißt es: „Mit Irdischem lässt sich nicht ehren, der alles schuf, was ringsumher, der alles könnte euch gewähren, will Liebe nur und sonst nichts mehr. Und so soll euer Ziel die gemeinschaftliche Liebe, das gemeinschaftliche ,Du‘ bleiben. Er hat es eingeführt, dass seine Geschwister sich an dem ,Du‘ erkennen. Und er sagte: Wenn ich mit meinem Vater spreche, dann sage ich auch ,Du‘, umso mehr gilt es, diese Schwingung auch unter euch zu verbreiten,  hochzuhalten.“ Am Palmsonntag 1927 hat unser Meister vor dem ersten Johannischen Abendmahl darauf hingewiesen und dem vorangestellt: „Ich möchte keinen Hochmut sehen.“

Lasst uns die Worte der Heiligen Schrift, der Geistfreunde und unseres Meisters beherzigen, damit wir dann zu Ostern wahrhaft freudig und gestärkt das Fest der Auferstehung feiern können.

Die Karwoche will unser Bewusstsein schärfen – Nur die Liebe ist Sieger

Von Rainer Gerhardt

Ein Sieger zu sein ist etwas Tolles. Am Ziel angekommen, fällt alle vorangegangene Mühsal und Beschwernis ab und weicht einer tiefen Befriedigung. Dieser Sieg, den man auskostet, muss nicht nur ein persönlicher sein; vielleicht ist man Teil einer Gruppe, eines Teams, das sich um eine Führungspersönlichkeit gefunden hat, und freut sich jetzt gemeinsam über das Erreichte. Vielleicht überlegt man sogar, wie man den Sieg für sich nutzt.

Vor gut zweitausend Jahren haben sich auch viele Menschen am Ziel ihrer Wünsche gesehen, als der Heiland auf einem Esel in Jerusalem einzog. Doch Jesus ritt mit sehr gemischten Gefühlen in diese Stadt. Er wusste, dass diese sein Ziel war, aber er ahnte, welchen Preis dieses Ziel erforderte. Kurze Zeit zuvor hatte der Heiland seinen Jüngern gesagt, „wie er müsste hin gen Jerusalem gehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen“. Matthäus berichtet darüber in seinem Evangelium: „Und Petrus nahm ihn zu sich, fuhr ihn an und sprach: Herr, schone dein selbst; das widerfahre dir nur nicht! Aber er wandte sich um und sprach zu Petrus: Hebe dich, Satan, von mir! du bist mir ärgerlich; denn du meinst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist. Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ Wie wenig waren seine Worte verstanden worden.

Die Masse der Begeisterten sah wirklich nur, was menschlich ist: Jesu Austreibung der Händler aus dem Tempel und seine harten Worte gegen die Pharisäer, das waren für sie willkommene Aktionen gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit, der Anfang von neuer weltlicher Größe des Reiches Israels und das Ende vom Joch der verhassten Römer.

Doch Jesus folgte einer göttlichen Bestimmung. Er hatte Feindesliebe gepredigt, Vergebungsbereitschaft, Liebe und Geduld – auch im Ertragen von Ungerechtigkeit. Er hatte den äußeren Tempel des Herrn gereinigt und wollte, dass ein jeder seinen inwendigen göttlichen Tempel reinigt. Das verstörte die Menge, und die Stimmung begann zu kippen; Enttäuschung machte sich breit. Ganze fünf Tage dauerte es, bis aus dem „Hosianna“ ein „Kreuzige ihn!“ wurde, bis aus den Siegern verachtete Verlierer wurden.

Diese fünf Tage gehören zu der wichtigsten und inhaltsreichsten Zeit, die der Heiland auf Erden verbrachte. Stück für Stück machte er seinen Jüngern klar, was göttlich ist. Mit der Einsetzung des heiligen Abendmahls begründete er auch ein neues Testament und machte die Menschen, die seinem Beispiel folgen, zu Himmelserben.

„Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Diese Worte richtete Jesus nicht nur an die Pharisäer, sondern an einen jeden von uns. Wir müssen uns in unserem Streben fragen, was daran weltlich und was vielleicht göttlich ist. Die vor uns liegende Karwoche will diese Frage in uns besonders deutlich werden lassen. Sie lässt uns am Ende im Ostergeschehen auch eine Antwort finden.

„Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“, fragt der Apostel Paulus, und Christus verheißt den Sieg der Liebe mit den Worten: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“

Vom Palmsonntag zum Ostersonntag – eine ganz besondere Woche

Von Christoph Schaal-Breite

Wir feiern an Ostern die Auferstehung unseres Heilandes Jesus Christus. Aber zum Osterfest gehören noch andere wichtige Ereignisse, die alle zusammenhängen.

Zu jener Jahreszeit fand ein wichtiges jüdisches Fest statt, das Passahfest, und da der Heiland und seine Anhänger Juden waren, wollten sie dieses Fest auch entsprechend feiern. Am Passahfest wird daran erinnert, wie das Volk Israel von Mose aus der ägyptischen Gefangenschaft geführt wurde. Zur Zeit des Heilandes war es üblich, dass man zu diesem Fest nach Jerusalem ging und den Tempel besuchte.

Die Geschichte des Palmsonntags: Einige Tage vor dem Passahfest kam auch der Heiland mit seinen Jüngern in Jerusalem an. Er ritt auf einem Esel in die Stadt ein, wie es die alten Propheten schon Jahrhunderte zuvor geweissagt hatten. Diese verkündeten dem Volk von der Ankunft des Messias, der die Menschen retten wird, und dass er auf einem Esel in Jerusalem einziehen wird. Die Menschen wussten, dass Jesus etwas Besonderes war und sahen in ihm ihren neuen König. Deswegen versammelten sie sich an den Straßen, jubelten ihm zu und legten vor ihm sowohl einige ihrer Kleider als auch Palmenzweige auf die Straße. Sie erhofften sich von ihm die Befreiung von den römischen Besatzern, die das jüdische Volk unterdrückten. Doch Jesus lehnte es ab, ihnen ein irdischer König zu sein.

Der Heiland ging zum Tempel in Jerusalem und sah dort Verkäufer, Käufer und Wechsler im Hause Gottes. Daraufhin stieß er die Tische und Stühle der Krämer um und sprach zu ihnen: „Es steht geschrieben: ,Mein Haus soll ein Bethaus heißen‘; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht.“ Nun gingen  Blinde und Lahme in den Tempel zu Jesus, und er heilte sie. Damit erzürnte er die Hohenpriester und Schriftgelehrten.

Das nächste Ereignis geschah vier Tage später, am Tag, den wir heute Gründonnerstag nennen: Der Heiland beauftragte an diesem Tag zwei seiner Jünger einen Raum zu finden, in dem sie gemeinsam das Passahlamm essen konnten. Dabei sagte er ihnen sehr genau, wo sie hingehen und wen sie ansprechen sollten. So fanden die Jünger auch genau den richtigen Raum.

An diesem Abend saß der Heiland mit seinen Anhängern zusammen, und sie aßen das Passahlamm. Dann stand der Heiland plötzlich auf und wusch seinen Jüngern die Füße. Ihr müsst euch vorstellen, dass die Menschen damals nur in dünnen Sandalen oder gar barfuß umherliefen, weswegen die Füße mehr als dreckig waren. Dazu kam noch, dass der Heiland ja der Messias ist, seine Gefolgschaft ihn auch als Meister ansprach, und er nun etwas machte, was sonst nur die geringsten Diener taten. Dies hatte aber einen Grund. Jesus gab damit ein Beispiel. Er zeigte, dass niemand besser oder schlechter als jemand anderes ist. Wenn er, der Sohn Gottes, den Menschen die Füße wäscht, dann sollten alle Menschen, die ihm nachfolgen wollen, sich dafür nicht zu schade sein.

An diesem Abend geschah aber noch etwas anderes. Während des Essens nahm der Heiland das Brot, dankte dem Herrn dafür und verteilte es an die Anwesenden. Das tat er auch mit dem Wein. Er sagte dazu, dass wenn immer die Menschen auf diese Art und Weise Brot und Wein teilten, sie seine Kraft zu sich nehmen würden. Wir kennen dieses Brotteilen heute als Abendmahl.

Als das Mahl beendet war, ging der Heiland mit seinen Jüngern in den Garten Gethsemane. Dort wurde er verhaftet, denn Jesus hatte zwar eine große Anhängerschaft, aber nun auch viele Gegner. Einer der Jünger, Judas Ischariot, hatte den Heiland an die Tempelwachen verraten und somit die Festnahme ermöglicht.

Nach seiner Verhaftung wurde der Heiland mehrfach von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten verhört. Sie beschuldigten ihn der Gotteslästerung, weil er sich selbst als Gottes Sohn benannte, aber niemand außer dem Statthalter Roms in Jerusalem, Pontius Pilatus, konnte ihn zum Tode verurteilen. Dieser hatte Zweifel, dass der Heiland dies verdient hatte. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten, die den Heiland aber unbedingt aus dem Weg haben wollten, weil sie in ihm eine zu große Gefahr für sich selbst sahen, wiegelten das sowieso schon enttäuschte Volk auf und forderten die Verurteilung. Als Pontius Pilatus das aufgewiegelte Volk sah, das Jesus verurteilt sehen wollte, weil er nicht ihr irdischer König sein wollte, und weil Pilatus sich nicht selbst in Gefahr bringen wollte, verurteilte er den Heiland zum Tod am Kreuz.

Den Tag der Kreuzigung Jesu nennen wir heute Karfreitag; es ist der Tag, an dem wir in der Johannischen Kirche das Abendmahl einnehmen. Seit dem letzten Jahr können das auch die Kinder empfangen.

Nach der Verurteilung musste der Heiland sein Kreuz von seiner Gefängniszelle bis an den Ort seiner Kreuzigung tragen, der Golgatha, übersetzt Schädelstätte, genannt wurde. Er musste auf dem Weg dorthin viel Spott ertragen. Die römischen Soldaten verhöhnten ihn als König und drückten ihm eine Krone aus Dornen auf den Kopf. Viele Menschen am Straßenrand, die ihn eine Woche zuvor noch bejubelten, lachten ihn nun aus. Aber es gab auch Menschen, die mit dem Heiland litten und traurig waren. Und es gab sogar einige, die ihm auf diesem Weg halfen. Wie Simon von Kyrene, der dem Heiland ein Stück des Weges das Kreuz abnahm.

Auf Golgatha angekommen wurde Jesus an das Kreuz genagelt. Das Kreuz wurde dann aufgestellt, damit man ihn von weitem schon sehen konnte, denn diese Methode war für Schwerverbrecher und Mörder gedacht, und sie sollten so zur Schau gestellt werden. Auch hier musste der Heiland viel Spott ertragen. Nur einer, ein Mörder, der ebenfalls an einem Kreuz hing, erkannte, dass der Heiland unschuldig war. Er sprach zum Heiland: „Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Und Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“ So hing der Heiland am Kreuz, und als die Zeit gekommen war, zerriss der Vorhang des Tempels. Und Jesus rief laut: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ Und als er das gesagt hatte, starb er.

Die Menschen, die ihm bis unter das Kreuz gefolgt waren, wurden sehr traurig. Die Traurigkeit hielt drei Tage an, dann kam das nächste große Ereignis, das, was wir heute an Ostersonntag feiern: die Auferstehung des Heilands!

Nachdem der Leichnam des Heilands noch am Karfreitag vom Kreuz genommen und in ein Höhlengrab gelegt wurde, wollte nach einiger Zeit Maria Magdalena mit anderen Frauen den Leichnam nach den jüdischen Gebräuchen reinigen. Es war der dritte Tag nach der Kreuzigung. Doch was fanden die Frauen vor? Ein leeres Grab. Der Leichnam des Heilands war weg! Da traten zwei Engel zu ihnen und sprachen: „Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden.“

Die Frauen berichteten den Jüngern davon, doch diese wussten nicht, was sie tun sollten. „Da sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach: Friede sei mit euch!“ Der Heiland war wirklich auferstanden!

Ostern ist eine freudige Botschaft – Liebe und Vergebung

Von Siegrun Mauske

Die Zeit vor Ostern ist für Mensch und Tier hierzulande das Erlebnis des Erwachens der Natur. Frühjahrsputz ist angesagt, um die Sonne zu begrüßen. Beete werden vorbereitet, um eine neue Saat aufnehmen zu können; überall ist eine Aufbruchsstimmung zu verspüren. Das Osterfest liegt mitten in dieser Zeit des Aufbruchs und fügt die frohe Botschaft hinzu: „Der Herr ist auferstanden.“

Dieses Geschehen ist nicht zu trennen vom Karfreitag, denn dem begeisterten Empfang, dem Hosianna am Palmsonntag in Jerusalem, folgte nur fünf Tage später das „Kreuzige ihn!“ Und dennoch sprach Jesus am Kreuz von Golgatha: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Am Ostermorgen nun wurde es gewiss: Der Stein war nicht mehr vor dem Grab, da der Leichnam niedergelegt war. Dieses Bild haben wir immer noch im Herzen, es erzählt von der Kraft der Liebe und Vergebung, die dem Guten Bahn bricht. Es scheint so, dass nicht nur jener Stein weggerückt war, sondern auch die Steine vor der Herzenstür der Jüngerschar. Ihre Herzen wurden geöffnet und gewandelt, sie verinnerlichten die Wunder, die sie an der Seite Jesu erlebt hatten und nahmen das auf, was er ihnen mit auf den Weg gab. Diese Saat trug zu Pfingsten Früchte: Urgemeinde entstand; eine zerrissene Schar war einmütig beieinander. Das Auferstehungsgeschehen, sein „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ löste diesen Wandel aus.

Was sagen uns Kreuz und Auferstehung heute? Vielleicht ist es unter anderem die Aufforderung: Merke auf die Zeichen auf deinem Weg, nimm von der göttlichen Kraft; räume die Steine aus Misstrauen, Gedankenlosigkeit, Neid oder ungeklärten Dingen beiseite, und dann: „Hilf dem Bedrängten überall!“ Das setzt den inneren Hausputz voraus, damit wir auf das, was das Herz sagt, achten und das Gewissen und die Gedanken prüfen.

Es tut Not, einem solchen Ruf zu folgen, damit es werden kann, dass sich ein Mensch vorbehaltlos zum anderen stellt. Es hieß doch von den ersten Christen, dass das geschwisterliche Miteinander überzeugte und die Menschen zueinander führte. Sie waren geborgen und voller Zuversicht, weil die Liebe Gottes das Fundament war und sein Wort die tragfähige Verbindung.

Das Osterlicht scheint noch eine Weile, und es möchte die Herzen mit Zuversicht erfüllen. Davon künden auch folgende Verse aus dem Osterchoral von Christian Fürchtegott Gellert, der sich im Anhang des Johannischen Gesangbuches befindet:

„Jesus lebt, mit ihm auch ich; Tod, wo sind nun deine Schrecken? Jesus lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht: Dies ist meine Zuversicht. Jesus lebt! Ihm ist das Reich über alle Welt gegeben. Mit ihm werd ich auch zugleich ewig herrschen, ewig leben. Gott erfüllt, was er verspricht: Dies ist meine Zuversicht. Jesus lebt! Ich bin gewiss: Nichts soll mich von Jesu scheiden, keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden. Er gibt Kraft zu jeder Pflicht: Dies ist meine Zuversicht.“

Diese Zuversicht kommt aus dem Osterlicht. Dieses Licht lässt wachsen und schenkt Wärme. Damit kommt eine Kraft, die andere Herzen und dann Türen öffnen kann. Dem anderen Menschen guttun wie ein Sonnenstrahl, ist und bleibt eine schöne Aufgabe.

Bekenntnistag zu Joseph Weißenberg am 6. März

Meldung zum 6. März 2025

Der 6. März 1941 ist der Heimgangstag unseres Kirchengründers Joseph Weißenberg. Heutzutage ist der 6. März ein Gedenktag für johannische Christen, an dem sich in den stattfindenden Gemeindegottesdiensten Mitglieder und Freunde der Johannischen Kirche zu Joseph Weißenberg und dem johannischen Glauben bekennen. (Übersicht der Gottesdienste)

Es folgen zwei Texte von Prediger Johannes Falk aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel, die die Wichtigkeit dieses Tages für Johannes-Christen verdeutlichen und den Menschen Joseph Weißenberg darstellen.

Ein hoher Feiertag – das Bekenntnis zur Gottesliebe

Von Johannes Falk

Der Heimgangstag Joseph Weißenbergs ist seit dem Wiedererstehen unserer Johannischen Kirche nach 1945 ein hoher Feiertag. Am 6. März 1941 beendete unser Meister (*24.8.1855) in der Verbannung in Obernigk in Schlesien seine Erdenmission.

„Er war ein Mensch – wir haben es erkannt –, in dem alle Gaben und Kräfte des Geistes waren. Er war ein Helfer und ein Segenspender, ein Liebender und Verzeihender. Er gab uns eine Fülle von seinem Reichtum, von den Ewigkeitsgedanken aus jener Welt.“ – Mit diesen Worten gedachte unser Oberhaupt Frieda Müller (1911–2001) dieses wunderbaren Helfers und Heilers der Menschen, des Kirchengründers und Erbauers der Friedensstadt, der durch ein langes Leben an keinem vorüberging, der Hilfe brauchte.

Heute vereint uns an diesem Gedenktag im Gottesdienst unser Bekenntnis des Glaubens an Gott, den Vater, an Gott, den Sohn, an Gott, den Heiligen Geist und an Gottes Offenbarungen, durch Mose, Jesus Christus und Joseph Weißenberg.

Diese drei Gottesoffenbarungen haben mit ihren Erdenmissionen die Welt bewegt und werden sie weiter bewegen, solange diese Erde besteht. Und es war und ist weder in der Vergangenheit noch heute oder in Zukunft möglich, die Tragweite ihrer Erdenmissionen für diesen Erlösungsstern Erde auch nur annähernd zu deuten oder zu erfassen.

Wenn mich jemand fragt oder ich mich selbst frage, was mich im Gedanken an diese Gottesmenschen besonders bewegt, dann möchte ich das so beantworten: Eins der größten Ereignisse im Alten Testament ist das Eintreten Moses für das von Gott abgefallene Volk, das der Herr vernichten wollte. „Vergib ihnen ihre Sünde, wo nicht, so tilge mich auch aus deinem Buch, das du geschrieben hast.“ Mit dieser allergrößten Konsequenz trat Mose vor den Herrn, nachdem sein Volk, während Mose die Zehn Gebote empfing, das Goldene Kalb angebetet hatte. Und er ist damit „in den Riss getreten“, wie es die Bibel sagt, um das Volk vor dem Verderben durch das Gottesgericht zu retten.

Das Neue Testament wird besiegelt durch den Erlösungstod des Heilands Jesus Christus für alle Welt und alle Zeit, für Menschen wie für Geister. Gekrönt wird es durch die Bitte dessen, der die Sünde aller Welt auf sich nimmt und als wahrer Mensch und wahrer Gott in der allergrößten Pein am Kreuz bittet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“

Im Testament des Heiligen Geistes ist es Joseph Weißenberg, der seine himmlische Krone niedergelegt hat, „um aus dem Allerschlechtesten etwas Gutes zu machen“, dass auch „nicht einer verloren geht“, weder die von Gott abgefallenen Engel, die er zu besiegen und zu bekehren gekommen war, noch alle seine irdischen Schwestern und Brüder, die er als der treue Hirte bis zu seinem letzten Atemzug ins Herz geschlossen hatte.

„Mein Werk ist umsonst, wenn die Liebe nicht größer wird“, ist für einen jeden von uns heiligernster Auftrag, sein Liebeswerk fortzusetzen. Und dann ruft er alle ehemals verlorenen Söhne und Töchter wieder ins Vaterhaus: „Ich möchte, dass ihr alle einst wieder an meiner Tafel sitzt!“

Der Mensch Joseph Weißenberg – Gedanken zum 6. März

Von Johannes Falk

Am 6. März, dem Heimgangstag unseres Meisters Joseph Weißenberg vereinen wir uns wieder im gemeinsamen Bekenntnis zu unserem heiligen Glauben.

Nach dem Bekenntnis unserer Altvorderen und unserem heutigen Glauben bekennen wir ihn als den von Jesus Christus verheißenen Tröster, Geist der Wahrheit und Heiligen Geist, als eine Offenbarung des Gottgeistes. Dieser Beitrag möchte jedoch vor allem eine Erinnerung an den Menschen Joseph Weißenberg sein. Einige Szenen aus seinem langen Leben sollen hier wiedergegeben werden, die alle getreulich überliefert worden sind: ein kleines Porträt eines einmaligen und wunderbaren Menschen.

Zu einem kirchlichen Jubiläum 1976 fragte die Journalistin einer großen Berliner Tageszeitung das Oberhaupt Frieda Müller: „Was hat Sie an Ihrem Vater, Joseph Weißenberg, am stärksten beeindruckt?“ Spontan erwiderte Schwester Friedchen: „Seine Menschlichkeit.“ Auf die anschließende Frage: „Was haben Sie sich von seinem Wirken besonders zum Vorbild genommen?“, antwortete sie: „Er hat es verstanden, seine Mitarbeiter in der Kirche und der Siedlung für die Arbeit so zu begeistern, dass sie freudig, freiwillig und gern bei ihm arbeiteten.“

Bereits als kleiner Junge – er selbst konnte noch kaum eine Tür öffnen – eilte er unbemerkt aus der elterlichen Wohnung in dem kleinen schlesischen Ort Hohenfriedeberg zu einem todkranken Mann, um ihm seine kleinen heilenden Hände aufzulegen. Später zum Ursprung dieser Heilgabe befragt, sagte er 1930 in einem Gerichtsprozess: „Das war ein Trieb in mir. Das musste ich machen.“ Weiter äußerte er sich zu seiner lebenslangen Heiltätigkeit: „Mein Gedanke war nur der, Menschen zu helfen, die da leiden, elend und krank waren. Ich bin fest überzeugt: Das, was ich tue, tue ich in göttlicher Allmacht, aber nicht aus mir, sondern es ist eine Kraft, die durch mich arbeitet.“

Diese Demut und Bescheidenheit begleitete ihn ein Leben lang. Es ist vom Meister überliefert, dass er sich vor Beginn jeder Sprechstunde hinkniete und innig zum himmlischen Vater betete. Auch hat er den Menschen immer wieder die Worte ans Herz gelegt: „Nur der Demut kann Gott Gnade geben, dem Reumütigen neigt er sein Ohr: Drum betet, betet, Christi Glieder, denn auf die Beter senkt der Geist sich nieder.“
Neben seinen Sprechstunden für die Heilungssuchenden hat er viele Jahre selbst die Menschen besucht. Mal kam er nach einem langen, anstrengenden Tag mit weiten Wegen spät abends nach Hause. Da wartete bereits jemand, um ihn zu einem Kranken zu rufen. Der Meister nahm sofort wieder seinen Mantel und begab sich auf einen weiten Weg nach auswärts. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit legte er, wenn er mitten in der Nacht gerufen wurde und oft auch in der Stadt, weite, ja mitunter stundenlange Fußwege zurück.

Oft stand er an Krankenbetten sehr armer Leute. Wenn sie ihm dann etwas geben wollten, wehrte er ab: „Ich nehme nichts, pflegen Sie lieber den Kranken dafür, damit er wieder zu Kräften kommt!“, und schon war er aus dem Haus hinaus. Bei anderen war noch größere Not, da schüttete er nach der Behandlung den ganzen Inhalt seines Portemonnaies auf den Tisch: „Holen Sie sich was zu essen und zu trinken, dann werden Sie wieder gesund werden!“ Und ohne Fahrgeld musste er dann auch wieder zu Fuß nach Hause gehen.

Von seiner Ausbildung als Soldat in den 1870er Jahren hat der Meister oft mit Freude und Hochachtung gesprochen, weil er bis zu diesem Zeitpunkt immer ein schweres und nicht sorgenfreies Leben hatte – durch den frühen Tod der Eltern musste er für vieles selbst eintreten und auch für seine jüngeren Geschwister mit sorgen –, so war ihm die Militärzeit eine schöne und unbeschwerte Zeit, wie er später des Öfteren erwähnte. An eine Episode seiner Ausbildung im schlesischen Liegnitz erinnerte er sich gern. Zu einem besonderen Anlass in der Kaserne hatte er ein Gedicht zu verfassen. Die Verse begannen mit den Worten: „Wie glücklich ist doch ein Soldat, der einen guten Hauptmann hat.“ Doch weder der Hauptmann noch die Unteroffiziere oder die Rekruten kamen ganz ungeschoren in den sehr humorvollen 30 (!) Strophen über die Tücken und Freuden eines Soldatenalltags davon.

Bei fröhlichen Anlässen in geschwisterlicher Gemeinschaft hat er dieses lange Gedicht manchmal zur Freude aller vorgetragen. Einem Besucher der Friedensstadt erzählte er einmal, dass er dieses Gedicht damals im Auftrag seines Hauptmanns verfasst habe, wozu er drei Tage dienstfrei bekam. „Aber in drei Stunden war ich fertig damit und hatte nun die andere Zeit frei.“

Über einen unerfüllten Wunsch aus dieser Zeit sprach der Meister sogar noch in seinem letzten Lebensjahr in Obernigk: „Ich wollte ja Spielmann werden, aber ich war zu klein!“

Ein besonders menschenfreundlicher „Eingriff“ datiert aus dem Ersten Weltkrieg. Nach zwei Jahren Krieg war die Versorgungslage in Berlin katastrophal. „Kohlrübenwinter“ nannte man den Kriegswinter 1916/1917. In dieser Zeit war auch Joseph Weißenberg öfter unterwegs, um von Bekannten auf dem Lande Lebensmittel zu organisieren. „Hamsterfahrten“ nannte man das zu meiner Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Das war verboten, und Kontrolleure, Gendarmen genannt, nahmen den Leuten auf den Bahnhöfen oft alles wieder weg.

Den Meister hat es damals zwar nicht erwischt, aber sein Rucksack war dennoch meist sehr erleichtert oder fast leer. Er verschenkte unterwegs an die, die Hunger hatten – und zu Hause bekam noch etwas der Nachbar, der Hauswirt, der Wachtmeister.

Dass aber an der Bahnsperre diese Gendarmen den Kriegerfrauen und -witwen den Rucksack mit Kartoffeln wegnahmen, den sie stundenlang geschleppt hatten und überhaupt alle Lebensmittel – das konnte der Meister nicht mit ansehen. Oftmals griff er helfend ein, und das geschah so: Er ließ seinen Begleiter kurz vor dem Bahnhof zurück, ging dann zu den Gendarmen, sprach mit ihnen und lud sie zu einem schönen heißen Grog im Bahnhofslokal ein. Diesen Moment musste der Begleiter nutzen, um die Wartenden auf den Bahnsteig zu schicken, sobald der Zug kam. Waren dann alle glücklich entkommen, kam der Begleiter ins Lokal. So konnten sie zwar erst einen Zug später fahren, aber der Meister war glücklich, dass so vielen durch diesen „Trick“ geholfen werden konnte.

Bereits als Maurer auf den Baustellen hat er vielen geholfen. Da kam zum Beispiel ein Arbeitskollege mit einer geschwollenen Backe. Der Meister legte seine Hand drauf, und es wurde gut. Die Schmerzen verschwanden sofort. Einer hatte sich den Fuß verstaucht, andere hatten hier und da Schmerzen. Er nahm sie ihnen ab und machte die Menschen gesund. Da nannten sie ihn, teils spöttisch, teils wohlwollend dankbar: „Jesus!“ Wenn er auf den Bau kam, so riefen sie schon von weitem: „Jesus kommt!“

Stets helfend und gebend für andere war dieser wunderbare Mensch unter Menschen. Keiner, der nicht geheilt oder getröstet von ihm gegangen ist. Doch für ihn selbst gab es keine Ausnahme von Leid und Schmerz. Hier wollen wir nur einmal an die körperlichen Leiden erinnern. Schwester Friedchen hat uns öfter davon berichtet, wie er mit zunehmendem Alter sehr unter schmerzenden Füßen zu leiden hatte. Auch bereits am Anfang seiner Berliner Heiltätigkeit hatte er oft mit Krankheiten zu kämpfen. So finden sich in dem „Patientenbuch“, das er seit 1904 nach behördlichen Auflagen führen musste, in den Jahren 1904, 1905 und 1906 Eintragungen über längere Krankheitszeiten. U.a.: „Wegen Krankheit keine Sprechstunde (von...bis). – „War sehr krank.“ – „Dank nach Krankheit.“

In solchen und ähnlichen Zeiten der Schmerzen und Demütigung sagte er oft die folgenden fröhlichen Verse. Sogar nach der schrecklichen Gefängnis– und Zuchthauszeit gab er damit manchem mit seinem unerschütterlichen Gottvertrauen und seinem ungebrochenen Humor Aufrichtung und neuen Lebensmut: „Traurig sein kann ich nicht, bei meiner Seele nicht, allzeit fidel! Wenn wir lust’gen Leut nicht wärn, wer sollt das viele Geld verzehrn? Allzeit fidel, fidel!“

Und das mit dem „vielen Geld“ sprach er besonders dann, wenn wieder mal totale Ebbe in seinem Portemonnaie war. Auch Tränen hat er vergossen. Nach grausamer Untersuchungshaft mit Folter und nach Ausweisung aus der Friedensstadt wohnte der Meister für einige Tage bei Geschwister Max und Anna Haack im Berliner Norden, dort, wo einst Schwester Friedchen als Kind bei „Mamachen Haack“ ihr beschütztes Zuhause hatte. Ein Besucher schreibt über eine Begegnung: „Wir wollten uns irgendwo hinsetzen und warten – es war kurz nach der Mittagszeit –, da stand schon unser Meister vor uns. Er erzählte sehr viel. Auch über den kommenden Weltkrieg. Von furchtbaren Kämpfen und Blutvergießen sprach er, wobei er wörtlich sagte: „Das kann ich nicht verhindern.‘ Dabei weinte der Meister. Es war mir, als sähe ich den lieben Heiland vor mir, wie er über Jerusalem weinte.“

Hier noch ein Juwel der Erinnerung. Nach Verbüßung der Zuchthausstrafe kommt der Meister zunächst zurück in die Friedensstadt. Zwei Brüder holen ihn mit dem Wagen ab. Als einer der beiden am nächsten Tag den Meister aufsucht, da ist dieser gerade dabei, ein Päckchen zu packen: für den Anstaltsleiter in Luckau, der den Meister gut behandelt hatte. Diese kleine Geste der Verbundenheit, glaube ich, sagt uns mehr über Dankbarkeit und Liebe als tausend Predigten.

Auch mit dem Sakrament der Handauflegung nahm Joseph Weißenberg es sehr ernst. Regelmäßig ließ er sich die Hände auflegen. Dazu gebe ich hier wieder, was uns Schwester Friedchen einst berichtete:
Als er in der Verbannung in Obernigk mit Leid und Schmerzen der Vollendung seines irdischen Lebens entgegenging, wartete er stets mit Vorfreude und voller Ungeduld auf seinen Missionshelfer Martin Falk, den späteren Gemeindeführer von Berlin-Steglitz. Dieser stand zu der Zeit im Heeresdienst in Frankfurt (Oder). Da Krieg war, durfte er sich nur für einen kurzen Sonderurlaub zu seiner Familie in Berlin abmelden. Da er wusste, wie sehr der Meister auf ihn wartete, „beichtete“ er in seiner Not seinem Vorgesetzten, er habe bei Breslau in Schlesien eine Freundin, eine Liebste! Der Vorgesetzte war ein Mensch mit Herz. Er genehmigte ihm Urlaub. Er gewährte ihm alle 14 Tage am Wochenende Sonderurlaub. Einmal, als Martin Falk sich nicht rechtzeitig vor dem Wochenende meldete, war es sein Vorgesetzter selbst, der ihn erinnerte: „Noch keinen Urlaub eingereicht? Das Wochenende rückt ran!“

Dann kam die letzte Zeit. Der Meister konnte schon lange nicht mehr aufstehen. Wenn dann Tag und Stunde des Besuches nahten, bat er Schwester Friedchen stets erwartungsvoll: „Mach das Fenster auf und sieh auf die Straße, ob der Martin schon da ist.“ Und wieder: „Sieh nach, ob er schon kommt!“ Und wenn er dann kam, freute sich der Meister wie über das größte Geschenk des Himmels. – Welch ein Mensch!
Doch Obernigk bedeutete auch bis zum letzten Atemzug Leidensweg. Als sein irdisches Leben sich dem Ende näherte, da kam die Nachricht von der Enteignung der Friedensstadt. „Sie haben mir meine Siedlung weggenommen, mein Lebenswerk!“, sagte er unter Tränen. Schwester Friedchen erinnerte uns nochmal daran, als sie zum Bau der Gedenkstätte im Lindenhof aufrief: „In den letzten Tagen und Stunden in Obernigk sagte der Meister so oft zu mir: ‚Sie haben mir meine Siedlung weggenommen, aber wir bekommen alles wieder und noch viel mehr dazu; aber lass dir die Zeit nicht lang werden.‘“ Auch rief er einigen Besuchern in Obernigk zu: „Den Glauben hochhalten!“, und: „Auf ein frohes Wiedersehen in den Glauer Bergen!“

Dieses Lebenswerk an und in den Glauer Bergen, das heute nun weiter blüht und wächst, verdanken wir dem großen Propheten und Gottesmann, aber auch besonders dem einmaligen, wunderbaren und unvergesslichen Menschen Joseph Weißenberg!

Kirchenoberhaupt Frieda Müller – Dank an einen liebevollen Menschen

Meldung zum 7. Februar 2025

Der 7. Februar ist der Geburtstag von Kirchenoberhaupt Frieda Müller, die im Jahr 2001 heimgegangen ist. Prediger Johannes Falk verfasste das folgende Gedicht, den folgenden Artikel für unsere Kirchenzeitung Weg und Ziel und hielt die folgende Predigt aus diesem Anlass:

Ein großes Leben ging zu Ende, ein großes Leben für ein großes Werk;
es kam zurück in Gottes Vaterhände, dies Leben hieß: „Für Joseph Weißenberg!“
Wer diesem Leben gab Vertrauen, der darf am Werke weiterbauen.

Doch nicht nur für den Meister stand dies Leben, für jede Seele war es liebend da;
wer dieser Führung stets war treu ergeben, der war auch Gottes Herzen wieder nah.
Wer diesem Leben treu geblieben, darf künden nun von seinem Lieben.

Als Dank heißt heute unsre Herzensbitte: Herr, lass dies Vorbild immer bei uns sein!
Es war uns fester Halt und Lebensmitte, ja, diese Liebe lässt uns nie allein!
Wer diesem Leben bleibt verbunden, der hat im Herzen heimgefunden.

Erinnerungen an den Heimgang von Schwester Friedchen – Überbrückung bis zuletzt

Von Johannes Falk

Am 10. Juni jährt sich zum 20. Mal der Heimgangstag unseres Oberhauptes Frieda Müller, unserer von uns allen geliebten Schwester Friedchen. Wir, die wir noch ganz fest die überwältigend schöne und von großer Dankbarkeit erfüllte Abschiedsfeier von unserer lieben Schwester Josephine im Januar vor einem Jahr im Gedächtnis und im Herzen haben, möchten hier einmal für diejenigen sprechen, die damals vor 20 Jahren bei der Abschiedsfeier für Schwester Friedchen auf dem Schönhof nicht dabei waren oder sich nicht mehr so genau daran erinnern können:

Es hat in unserer Johannischen Kirche in der Vergangenheit schon manche Abschiedsfeier gegeben, bei der Schmerz und Trauer vom gläubigen, himmlischen Trost überstrahlt wurden und in eine große Dankbarkeit mündeten. Doch dieser 16. Juni 2001 war keine wie die bisher erlebten. Hier spürten alle Teilnehmer der Abschiedsfeier: Die Tore des Himmels waren weit aufgetan, es war ein großes Heimgangsfest, wie es unser Meister Joseph Weißenberg prophetisch verheißen hat: dass wir uns freuen und Feste feiern, wenn einer heimgeht! Und wie er dazu sagte: „Meine größte Freude ist die Zukunft des ewigen Lebens.“

Mir war an diesem Tage, als ständen wir zunächst im großen, feierlichen Kreis der zum Teil noch den Abschiedsschmerz spürenden Menschen – und dann auf einmal auf der Seite der himmlischen Engel, der geistigen Freunde und Kameraden von alters her, die diese Heimkehr und Ankunft nun in unaussprechlicher und unbeschreiblicher Freude und Seligkeit feiern! Ja, dieser Tag war ein Erlebnis, das es bisher weder hier noch irgendwo gegeben hatte! Dies empfanden nicht nur die johannischen Teilnehmer, die in großer Zahl erschienen waren. Auch viele Freunde und Bekannte aus der näheren und weiteren Umgebung waren tief bewegt und angerührt von der großen Würde und zugleich hohen Dankbarkeit dieses Tages.

Auch eine Anzahl von Vertretern der Behörden, aus Politik und Verwaltung waren gekommen, die Schwester Friedchen seit Beginn des Schönhofs aus mancher Begegnung achtungsvoll gewogen waren. Dabei ist an erster Stelle zu nennen der ehemalige Regierungspräsident von Oberfranken, Wolfgang Winkler, der Schwester Friedchen von der ersten Begegnung an spontan zugetan war. Er war als treuer Berater und Helfer Schwester Friedchen und vielen von uns in herzlicher Freundschaft verbunden und ist dann noch als exzellenter Jurist ein erfolgreicher Mitkämpfer für den Schönhof-Friedhof gewesen. Mehrmals konnten wir uns noch mit ihm und seiner Frau auf dem Schönhof sehen, wo er auch die Grabstätte von Schwester Friedchen aufsuchte. Einige Jahre später durfte er sich dann selbst nach schwerer Krankheit in die himmlische Heimat verabschieden.

Noch lange nach diesem Abschied von Schwester Friedchen wurde ich damals immer wieder auf diesen Tag angesprochen, darunter von vielen, die Schwester Friedchens Leben in der Fränkischen Schweiz in fast drei Jahrzehnten mit Sympathie, Achtung und herzlicher Freundschaft begleiteten. Alle zeigten sich bewegt über die große Gemeinschaft von Jung und Alt.

Mit großer Freude und Befriedigung war von ihnen zu hören, dass nun „genau zum Heimgang von Frau Müller der Friedhof genehmigt wurde“. Ja, so haben wir alle das damals auch mit allergrößter Dankbarkeit gesehen und erlebt. Und somit war dieser erste Gang auf „unseren Friedhof“ für uns alle ein sehr prägendes Ereignis! Nach jahrelangem Ringen und Kämpfen um diesen Gottesacker hat Schwester Friedchen bis in ihre letzten Tage zu jedem Abendgebet zum Schluss die Bitte ausgesprochen: „... für unser deutsches Volk und Land und um Freiwerden für den Friedhof!“
Drei Jahre zuvor hatte Schwester Friedchen dem Bayreuther Landrat Dr. Klaus-Günter Dietel in ihrem Dank für seine Geburtstagsgratulation zum Schluss geschrieben: „... es ist auch mein Wille und größter Wunsch, auf dem für unseren Friedhof erwählten Schönhof-Grund meine letzte Ruhestätte zu finden. Diese Hoffnung werde ich nie aufgeben.“

Zwei Tage vor dem Heimgang Schwester Friedchens durfte ich dann das Genehmigungsschreiben vom Landratsamt Bayreuth in ihre Hände legen. „Geschafft“ waren ihre letzten Worte.

Viele Siege, irdische wie geistige, konnte sie in ihrem langen Wirken als Oberhaupt erringen. Diese Genehmigung war wie ein Symbol für ihren letzten Kampf und Sieg!

Schwester Friedchen hatte einst bei einem 1. Spatenstich für den Friedhof die Bitte zum Meister geschickt: „Bereite diesen Ort zu einer Erlösungsstation für viele Seelen und Geister!“ Und sie hatte dazu gewünscht: „Möge dieser Gottesacker nicht konfessionsgebunden, sondern für alle zugänglich sein.“ Einst vor vielen Jahren hatte sie uns hier auf die neuen Arbeitsfelder in der Fränkischen Schweiz gestellt, um mit uns gemeinsam die vom Meister übertragene Aufgabe der „Überbrückung“ hier vor Ort zu leben. Dazu können wir nun heute nach zwanzig Jahren Friedhof dankbar und freudig bezeugen: Auch und gerade dieser Gottesacker ist zu einer segensreichen Stätte der „Überbrückung“, ja, vieler „Überbrückungen“ geworden!

Predigt vom 7. Februar 2021 aus der Gemeinde Gößweinstein

Von Johannes Falk

Gemeindelied: Nr. 365 – „Wir haben einen Hirten“

„Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele; er führet mich auf rechter Straße um seines Namens Willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herren immerdar.“ (Psalm 23)

„Ergreift die Hand eures Meisters, die ist euch immer ausgestreckt!“ (Aus Geistfreundreden)

Ihr Lieben, es ist ein wunderbares Geschenk, wenn wir uns hier in diesem Kreise, angeschlossen an die große Gemeinde unseres Meisters Joseph Weißenberg, im gemeinsamen Gebet verbinden können.

Wir möchten als Gemeinschaft vor unseren Meister treten, so wie wir ihn gesehen haben auf den Bildern, so wie er gesehen wird in den jenseitigen Stätten, und in seine lieben, gütigen Vateraugen schauen. Ich glaube, sagen zu dürfen: das ist Gottesdienst!

Hätten wir heute einen Kindergottesdienst, dann würde ich fragen: Habt ihr eigentlich schon einmal einen Engel gesehen? Dann würden viele antworten: ja, auf Bildern oder zu Weihnachten den Weihnachtsengel, in einem wunderschönen langen, weißen Kleid, mit wunderschönen großen Flügeln, einer goldenen Krone auf dem Kopf, und alles ist voller Licht. Dann würde ich sagen: Ich habe in meinem Leben auch Engel gesehen, aber die sahen eigentlich ganz anders aus. Sie sahen aus wie du und ich, sie haben gelernt, gearbeitet, hatten Schmerzen und Freuden, haben gelacht und geweint, und wenn man sie von Ferne gesehen hat, dann hat man gar nicht ahnen können, dass sie Engel sind. Aber wenn man dann gehört hat, was sie sagten, wenn man gesehen hat, wie sie mit Menschen umgingen, oder wenn man vor ihnen gestanden hat und in ihre lieben, leuchtenden Augen schauen durfte, dann wusste man: Das kann nur ein Engel des Himmels sein!

Heute haben wir den 7. Februar, den Geburtstag unseres geliebten Oberhauptes Schwester Friedchen. Wir denken an sie in aller Liebe. Ich glaube sagen zu dürfen, dass sie ein großer Engel auf dieser Erde war. Darum wollen wir heute auch großen Dank in unseren Herzen haben für einen liebevollen Menschen, der uns vorangegangen ist. 

Schwester Friedchen hat nach dem Krieg aus dem Nichts die Kirche wieder aufgebaut. Am 3. Februar 1946 fand der erste Gottesdienst der Johannischen Kirche nach dem Verbot und dem furchtbaren Krieg statt. Alles hat sie mit ihren eigenen Händen gemacht. Mit dem Handwagen ist sie gegangen, auf dem Kruzifix, Leuchter und Altar darauf war, um von der Seesener Straße 19 zur Schule in der Lassenstraße zu gehen bei klirrendem Frost. Dann hat sie, wie es die Geistfreunde gesagt haben, die von Joseph Weißenberg gegründete Kirche aufgebaut. Mit wenigen Menschen hat sie angefangen, aber es wurden immer mehr, die von ihrer Liebe, von ihrer Treue zum Meister und ihrer Begeisterung geführt und angesteckt wurden.

So ist ein großes Werk entstanden. Nicht nur in unserer Kirche, sondern auch darüber hinaus hat sie viel gewirkt. Denken wir einmal an die furchtbare Zeit von Ost und West, an die Mauer, die unser Land getrennt hat. Es wurde einmal von Geistfreunden gesagt: Der unblutige Fall der Mauer, das war auch ein Geschenk des Meisters an sein Oberhaupt Frieda Müller, die dafür gekämpft, gelitten und geweint hat. So hat sie vieles bewegt für unsere Kirche und für die Menschen in unserem Land, aber sie hat auch im ganz Kleinen immer wieder liebevoll gewirkt.

Ich möchte einige persönliche Erlebnisse erzählen: Da waren irgendwann in den 1950er-Jahren drei Jungs, drei Flüchtlinge aus der Ostzone. Die hat Schwester Friedchen dann eines Tages zusammengeführt, ihnen ein liebevolles Zuhause bei einer lieben Familie in der Seesener Straße 19 gegeben. Als dann das Kirchenhaus in Berlin-Nikolassee gekauft werden konnte, hat sie sie dorthin mitgenommen und ihnen nicht nur Obdach gegeben, sondern sie mit Liebe an ihr Herz gezogen. Meine drei Jungs, hat sie immer gesagt. Einer von den drei Jungs damals steht heute vor euch. Ich werde mein Leben lang, so lange ich atme, und über mein irdisches Leben hinaus, den Dank dafür nicht vergessen. Für jeden Tag und jede Stunde, die ich in ihrer Nähe sein durfte, möchte ich dankbar sein, wenn es manchmal auch schwere, sehr schwere Stunden waren.

Aber Schwester Friedchen hat in ihrem Haus nicht nur die drei Jungs aufgenommen. Viele Kinder, viele Jugendliche waren in ihrem Haus von Anfang an. Da war die Mutter gestorben oder schwer krank, da waren die Eltern auseinandergegangen: Sie hat den jungen Menschen Obdach und ein Zuhause gegeben für ein paar Tage, für ein paar Wochen oder auch für eine lange Zeit, bis sie alt genug waren. Sie hat sie auch auf die richtigen Wege geleitet, damit sie starke Menschen werden konnten, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Alle hat sie in Liebe an ihr Herz genommen.

Schwester Friedchen hat aber auch viel leiden müssen. Sie hatte immer wieder schwere körperliche Schmerzen und Leiden bis zum Ende, sprechen möchte ich aber von den seelischen Leiden. Großes Leiden war immer dann, wenn sie zwar neue Wege in der Kirche des Meisters gehen durfte, Neues erschließen durfte, in den Sakramenten Neues erschließen durfte, aber einige dann nicht mit ihr gehen konnten oder noch nicht mit ihr gehen konnten. Manchmal waren das die engsten Mitarbeiter. Das hat ihr großes Leid gebracht. Diese Menschen waren nicht gegen sie, aber es hat manchmal sehr lange gedauert, bis ihre Mitarbeiter wieder an ihrer Seite der Gefolgschaft waren.

Sehr schwere seelische Schmerzen hat Schwester Friedchen auch erlitten, wenn einer aus der Kirche weggegangen ist. Jahrelang hat sie einmal um einen einzigen Menschen, um ein einziges Menschenherz gekämpft. Sie sagte: „Es sind doch alles meine Kinder, die der liebe Meister mir gegeben hat.“ So hat sie gewirkt in allem. 

Ein weiterer Ausspruch von ihr war: „Gott ist praktisch, niemals theoretisch!“ Sie hat uns immer ermuntert: Nicht stehenbleiben und diskutieren, sondern weitergehen und anpacken! „Tausend Worte sind noch keine einzige Tat!“

Sie hat uns auch gelehrt, dass wir untereinander in all dem, was zwischenmenschlich ist, klar und wahr sein müssen, in allem, was wir tun und denken. Ob es nun in der großen Gemeinschaft oder in der allerallerkleinsten Gemeinschaft ist: Niemals darf einer mit seinen Wünschen die Freiheit des anderen beschneiden oder ihm sogar seinen freien Willen nehmen. Wir sind alle freie Kinder Gottes. Das hat uns auch schon unser Meister gesagt: „… dass wir alle wieder werden Kinder in seiner Liebe hier auf Erden!“

Wir alle wissen, das ist ein sehr hochgestecktes Ziel. Aber ich glaube, es ist ein erreichbares Ziel, wenn wir in den sogenannten kleinen Dingen in unserem Alltag jeden Tag daran arbeiten. 

Ihr Lieben, hier in unserer Gemeinde Gößweinstein, in unserer Gemeinschaft, hat Schwester Friedchen vor nun fast fünfzig Jahren angefangen, die Liebe des Meisters, seine Überbrückung in eine andere religiöse Welt zu tragen. Mit wenigen Menschen hat sie angefangen, und dann wurden Werke daraus, in denen wir heute stehen dürfen. Und was wir auch mit unseren Augen sehen: Wir müssen es mittragen mit Herz und Hand!

Wir können mit Fug und Recht sagen: Diese Gemeinde ist auch eine Gemeinde Schwester Friedchens. Daran wollen wir immer denken, wenn wir in die Zukunft gehen. Und auch diejenigen, die nicht mehr an der vordersten Stelle stehen können, wie sie einst gestanden haben, sie können doch in ihren stillen Kämmerlein die Hände falten: Alle, alle sind dabei!

Diese Zeit, durch die wir gerade gehen, ist eine Prüfungs- und Bewährungszeit. Der liebe Gott will diese Erde ja nicht verderben und bestrafen, er will uns alle einen Schritt weiterführen. Er will, dass wir einmal Kinder werden in seiner Liebe, dass es in Frieden einmal werden wird ein Hirt und eine Herde.

Schwere Zeiten führen eine Gemeinschaft, führen unsere Herzen stärker zusammen. So ist es immer in Notzeiten in unserer Johannischen Kirche gewesen, und so soll es bleiben. Es ist aber auch klar: Es wird nie wieder so sein, wie es vorher war. Es steht schon in der Bibel, in der Offenbarung St. Johannis: „Siehe, ich mache alles neu.“ Es wird noch vieles auf dieser Erde geschehen, was wir uns heute noch nicht vorstellen können. Doch wir müssen nur eins: in der Gemeinschaft treu zueinanderstehen!

Am heutigen 7. Februar wollen wir auch noch einmal dafür danken, dass uns immer Menschen vorangehen dürfen, Menschen aus Fleisch und Blut, so wie es heute unsere beiden Brüder Stefan und Daniel sind. Aber, ihr Lieben: Wir wollen damals wie heute nicht nur hinterherlaufen, sondern, so gut es jedem möglich ist, ihnen hilfreich und treu zur Seite stehen. 

Was uns allen in dieser Gemeinschaft dabei hilft, ist die ausgestreckte Hand unseres Meisters, wie es uns die Geistfreunde auch immer wieder zurufen. Wir wollen diese Hand nicht nur ergreifen, sondern sie festhalten, immer wieder festhalten, von ganzem Herzen! Amen.

Gemeindelied: Nr. 418 – „Was uns als Kinder des Höchsten verbindet“ 

Erster johannischer Gottesdienst nach dem Kirchenverbot

Meldung zum 3. Februar 2025

Am 3. Februar 1946 fand nach dem Kirchenverbot das erste Mal wieder ein johannischer Gottesdienst statt. Veranstaltungsort war die Aula der Hildegard-Wegscheider-Schule in der Lassenstraße in Berlin-Grunewald. Dort fanden die Gottesdienste der Berliner Hauptgemeinde von 1946 bis 1957 statt. Das Foto zeigt einen Gottesdienst mit Geistfreundrede, eventuell aus dem Jahr 1951.

Es folgt ein Text zum Thema aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel:

Neuanfang als Chance – Gott zeigt uns die Richtung zum Besseren

Von Paul Schuchardt

Am 3. Februar 1946 erlebten johannische Christen den ersten Gottesdienst nach einer elfjährigen Verbotszeit. Berlin war durch den Zweiten Weltkrieg massiv zerstört. Es herrschte große Not, und so war es für Kirchenoberhaupt Frieda Müller unvorstellbar schwer, einen geeigneten Raum für eine erste Zusammenkunft der wiedergefundenen Geschwister zu einem Gottesdienst zu finden. In der Aula der Hildegard-Wegscheider-Oberschule in der Berliner Lassenstraße 18 war er schließlich gefunden.

Wir können heute wohl kaum noch nachempfinden, mit welch tiefer innerer Freude und Dankbarkeit dieser Gottesdienst gefeiert wurde. Schwester Friedchen sprach zu Beginn folgende Worte:

„Wir gedenken unseres Meisters, des Begründers der Evangelisch-Johannischen Kirche nach der Offenbarung St. Johannis, der am 6. März 1941 in das Heimatland der ewigen Liebe eingegangen ist. Wir gedenken seiner Worte:

Mit Irdischem lässt sich nicht ehren, der alles schuf, was rings umher; der alles könnte uns gewähren, will Liebe nur und sonst nichts mehr.
Drum sollen wir nach Liebe streben, an wahrer Liebe werden reich, dann wird uns auch der Herr erheben zu seinen Auserwählten gleich.

Er lehrte uns: Die Bibel ist die Richtschnur der menschlichen Daseinsstufe! Es gibt ein Fortleben nach dem Tode! Den Glauben an einen dreieinigstarken Gott! Durch die Geistfreunde erschloss er uns die jenseitige Welt. In den Geistfreundreden und in seinen Werken hinterließ er uns das Testament des Heiligen Geistes. Auf diesem Fundament wollen wir aufbauen, damit es endlich werde ein Hirt und eine Herde!“ –

Heute schauen wir voller Dank auf ein Werk, das von großem Segen unseres himmlischen Vaters zeugt. Viele Jahre und unendlich viel Leid in der ganzen Welt hatte es bedurft, um alte Einstellungen in den Menschen zu überwinden und zu einem Neuanfang auch in der Kirche zu finden. In den Worten Schwester Friedchens wird ganz deutlich, worauf es Joseph Weißenberg immer ankam: Die Liebe unter den Menschen soll größer werden.

Inzwischen haben wir die Friedensstadt, wie von ihm prophezeit, wieder zurückerhalten und durften viele Stätten aufbauen, an denen wir mit neuen Erkenntnissen zusammenkommen und miteinander lernen können, eine Gemeinschaft mit liebevoller Ausstrahlung zu werden. Joseph Weißenberg hatte 1926 – ganz am Anfang der Gründung der Evangelisch-Johannischen Kirche – den Mitgliedern einen klaren Auftrag erteilt: „Überbrückung der Konfessionen durch die Liebe“.

Am 6. März 2002 weihte Kirchenoberhaupt Josephine Müller den neuen Altar in der Kirche im Waldfrieden ein. Dort ist seitdem zu lesen: „Gott ist Liebe“. Es ist eine Einladung an alle, dieses Ziel in Gott mit allen anderen Menschen zu suchen. Schritt für Schritt dürfen wir verstehen, dass dies niemals in einem Geist der Anmaßung, Überheblichkeit und Selbstherrlichkeit, durch Machtausübung oder mit materiellen Mitteln möglich ist. Es bedarf vielmehr liebevoller mitfühlender Herzen und gelebter Menschlichkeit. Solche Menschen sind in allen Religionen und Völkern zu finden, und es löst immer wieder große Freude aus, wenn sich Menschen zusammenfinden, um gemeinsam und gleichgeachtet an der Überwindung liebloser Zustände auf unserer Erde zu arbeiten.

Die jetzige Zeit fordert uns auch viel ab. Manche fragen sich, ob die Pandemie eine Strafe Gottes sei, und die Frage nach den Schuldigen wird wie zu allen Zeiten gestellt. Wie gern hätte man einen „Sündenbock“, den man in die Wüste schicken könnte. Aber das kann nicht das Ziel sein. Vielmehr wird es uns helfen, wenn wir diese Zeit ebenfalls als einen Neuanfang verstehen, um zu einem besseren Miteinander aller Menschen zu finden, gleich welcher Herkunft oder welchen Glaubens sie sind.

„Gott ist Liebe“ heißt auch, dass Wege zu ihm nur liebevoll gegangen werden können. Es lehrt uns auch, dass wir keine Angst vor ihm zu haben brauchen. Wir dürfen uns dessen bewusst werden, dass er uns alle liebt und dass wir alle etwas von seiner Liebe in uns tragen. Wenn diese Liebe in uns frei wird von aller Angst, werden wir keine Mühe mehr haben, andere Menschen als Freunde zu erkennen, ohne Bedingungen an sie zu stellen, wie sie sein müssen oder wie sie zu glauben haben.

Diese Liebe ist der Kompass, um zu echter Gemeinschaft und tiefer innerer Freude und Dankbarkeit zu finden. Neuanfänge sind Möglichkeiten, die Gott uns schenkt, damit seine Liebe in uns stärker wirken kann.

Vor 90 Jahren wurde die Johannische Kirche verboten

Meldung zum 17. Januar 2025

Die Nationalsozialisten warfen nach der Machtergreifung im Jahr 1933 Kirchengründer Joseph Weißenberg vor, er bilde einen Staat im Staate. Sie verlangten von ihm, das Alte Testament wegen seines jüdischen Ursprungs sowie die Geistfreundreden aus der kirchlichen Verkündigung zu verbannen. Dieser Forderung trat Joseph Weißenberg entschieden entgegen.

Nach einer groß angelegten Verleumdungskampagne verbot die Geheime Staatspolizei am 17. Januar 1935 die junge Kirche, die zu diesem Zeitpunkt etwa 300 Gemeinden, überwiegend in Berlin, Ost- und Mitteldeutschland umfasste.

Es folgt ein aktueller Text zum Kirchenverbot aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel:

„Ist das Werk aus Gott, so wird’s bestehen“

Von Rainer Gerhardt

Sich zum Christentum zu bekennen ist für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit. Glaube und noch mehr eine Kirchenzugehörigkeit geraten manchmal sogar unter Rechtfertigungsdruck: Warum bist du Christ? Warum bist du katholisch, evangelisch oder johannisch? Was bringt dir der Glaube? Oder: Wenn es einen Gott gibt, warum kann er so viel Leid zulassen?

Die letzte Frage haben am 17. Januar 1935 vielleicht auch viele Menschen gestellt, als sie vom Verbot der Johannischen Kirche durch das NS-Regime hörten – sowohl Anhänger der Kirche als auch andere. Für die einen war diese Nachricht eventuell eine Genugtuung, für andere gar keinen Gedanken wert, manche stürzte sie in tiefste Glaubenszweifel und führte zu einer Abwendung vom Glauben. Andere jedoch nahmen ein schweres Schicksal der Glaubenstreue an und auf sich.

Diesem Gewaltakt vorausgegangen war 1934 eine von der NS-Presse inszenierte Verleumdung und Hetze, deren Ungeist sich auch in heutiger Zeit wiederfinden lässt. Das Verbot der damaligen Evangelisch-Johannischen Kirche nach der Offenbarung St. Johannes war auch eine Reaktion des  NS-Regimes auf das Verhalten Joseph Weißenbergs, der ein Patriot und kein Nationalist war und dessen Meinung zu den neuen Machthabern am 1.1.1933 in der Zeitung Der Weiße Berg veröffentlicht wurde: „Auch Hitler wird nicht das deutsche Volk aus der Bedrängnis herausführen, bis auch er sein Ich in die Hände des Höchsten gelegt hat, bis er aus tiefstem Herzensgrunde beten kann: Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe.“

„Dein Wille geschehe“; dies haben am Abend des 17. Januars 1935 auch viele johannische Christen gebetet, und nicht wenige hatten bei diesen Worten mit sich zu kämpfen. Die Jahre des Kirchenverbotes haben nicht nur großes Leid über die Menschen gebracht, sie waren auch angefüllt von tiefen und stärkenden Glaubenserlebnissen. Nicht wenige, die diese Jahre durchlitten hatten, empfanden diese Zeit deshalb als wertvolle Zubereitung. Dies drückte Kirchen­oberhaupt Frieda Müller vor 40 Jahren bei einer Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag des Kirchenverbots unter anderem mit folgenden Worten aus:

„Ist das Werk aus Gott, so wird’s bestehen. Ist’s nicht von Gott, wird’s untergehen. – An einem solchen Tage wie heute, wo uns der Meister alle zusammenführt und wir erkennen dürfen, unter welch einer weisen Führung wir leben, trotz aller Wirren dieser Zeit, wollen wir unsere Herzen aufschließen zum Danken für alle Tage, die er uns durch harte Zeiten gehen ließ, um ihn immer mehr zu finden und ihn in uns aufzunehmen, damit unsere Unvollkommenheit – denn unser Wissen ist Stückwerk – sich seiner Weisheit unterordnet und sie annimmt.“

2024

Willkommen in der Friedensstadt Weißenberg

Meldung zum 7. August 2024

„Friede dem der kommt. Freude dem der hier verweilt. Segen dem der weiterzieht.“

Dieser Segenswunsch, der seit dem Erwerb und dem Umbau des Berliner St.-Michaels-Heims durch die Johannische Kirche die dortige Eingangshalle schmückt, ist nun auch in der Friedensstadt Weißenberg an der Südseite des Garagenhauses verewigt und begrüßt alle, die in die Siedlung kommen.

Vom Aufbauwerk zum Sozialwerk – Das Johannische Sozialwerk besteht nun bereits seit 70 Jahren

Meldung zum 16. Juli 2024

Das Johannische Sozialwerk e.V. feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen. In der Kirchentagswoche im Jahr 1954 rief Oberhaupt Frieda Müller alle Kirchenmitglieder dazu auf, auch Mitglied im damaligen Johannischen Aufbauwerk zu werden, das sie wenige Wochen zuvor am 16. Juli 1954 gegründet hatte.

Nachdem alle Bemühungen Schwester Friedchens gescheitert waren, von der DDR-Regierung die Friedensstadt zurückzubekommen, sollte das erste Ziel des Aufbauwerks sein, in Berlin ein kircheneigenes Gelände mit einem geeigneten Gebäude zu erwerben. Dies erfolgte kurze Zeit später mit dem Kauf des Grundstücks in Berlin-Nikolassee. 1957 wird dann das heutige St.-Michaels-Heims gekauft und als „Schlüssel zur Friedensstadt“ bezeichnet.

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 heißt das Aufbauwerk Johannisches Sozialwerk, da sich seine Aufgaben im Laufe der Zeit von den Gebäuden hin zur sozialen und pädagogischen Arbeit entwickelt haben. Nach der Rückgabe der Friedensstadt im Jahr 1994 wirkt das Sozialwerk auch dort, unter anderem im Frieda-Müller-Haus, in dem barrierefreie Wohnungen angeboten werden.

Rückgabe der Friedensstadt Weißenberg vor 30 Jahren

Meldung zum 29. März 2024

Die diesjährigen Feierlichkeiten der Johannischen Kirche zum Pfingstfest stehen ganz im Zeichen der Rückgabe der Friedensstadt an die Kirche vor 30 Jahren.

Drei Daten standen 1994 im Mittelpunkt: Am 3. Februar 1994 wurde der Kirche der offizielle Rückgabebescheid übergeben, und am 14. Juni 1994 erfolgte die Unterzeichnung des Übergabeprotokolls zwischen dem Bundesvermögensamt und der Kirche über die endgültige Rückgabe der Siedlung.

Am 29. März 1994 – woran wir hier erinnern wollen – fand die Verabschiedung der Soldaten aus der Garnison Glau statt mit der symbolischen Schlüsselübergabe an Kirchenoberhaupt Josephine Müller durch den Generalleutnant der GUS-Truppen Wjatscheslaw Zwetkow (Foto). An diesem Tag öffneten sich für diese Veranstaltung erstmals die Tore der Garnison für Nachbarn und alle Mitglieder und Freunde der Johannischen Kirche.

75 Jahre Johannischer Chor

Meldung zum 5. Februar 2024

Der Johannische Chor Berlin – hier auf einem Foto aus dem Jahr 1976 bei einem Konzert im St.-Michaels-Heim – feiert am 5. Februar 2024 sein 75-jähriges Bestehen. Alle Liebhaber der Chormusik freuen sich auf viele weitere Konzerte unter der aktuellen Leitung von Jens Lehmann.

Es folgt ein kurzer Text zum Jubiläum aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel.

Johannischer Chor feiert Jubiläum – Musik kann zum Bindeglied für Trennendes werden

Von Erhard Marek

75 Jahre sind eine lange Zeit. An einem 75. Geburtstag schaut man zurück auf ein mehr oder weniger bewegtes Leben. Zukunft? Na ja. Es gibt aber auch 75. Geburtstage, da möchte man sagen: Zukunft? Natürlich, aber wie! So einen Geburtstag begeht am 5. Februar 2024 der Johannische Chor Berlin.

Ich möchte hier nicht eine genaue Auflistung des Werdeganges des Chores aufzeichnen, aber zwei Dinge erzählen.

Als Willi Stutte, der „Urvater“ der johannischen Musik im Jahr 1973 heimging, schrieb Siegfried Lehmann in dem Nachruf unter anderem folgende Worte: „Stets war er bemüht, junge Menschen an die Musik heranzuführen. So entstanden Jugendmusiziergruppen und nicht zuletzt auch der Jugendchor der Evangelisch-Johannischen Kirche, der jetzige Johannische Chor.“

25 Jahre später schrieb unser Kirchenoberhaupt Frieda Müller dem Chor unter anderem folgende Worte: „Wie eine Melodie leicht und beschwingt werden lässt oder uns zu neuer Kraft aufmuntert, wenn unsere Füße uns nicht mehr tragen wollen, so kann Musik Spannungen lösen, wird Brückenbauer, kann zum Bindeglied für Trennendes werden; sie wirkt heilend und befreiend. Der Chor ist eine in sich geschlossene, tragende Gemeinschaft, die nur für den anderen da sein will. So möchte diese Gemeinschaft ein Helfer sein für viele Menschen, in welchen Landen sie auch leben. [...] Möge der Chor in seinen Anschauungen niemals stehen bleiben, sondern weltoffen Wegbereiter für eine bessere Welt werden.“

Können wir dem Chor bessere Wünsche zum aktuellen Jubiläum mit auf den Weg geben? Ich glaube nicht. In den Worten Schwester Friedchens liegt alles, was Hilfe und Ausrichtung für die Zukunft des Chores ist.

Eines aber fehlt und darf nicht vergessen werden: Der Dank an alle, die diesen Weg mit ermöglicht haben. Da sind zuerst alle Sängerinnen und Sänger, die viel Zeit, Kraft aber auch Freude und Spaß mit eingebracht haben, um diesen Chor zu leben. Da sind die vielen Musikerinnen und Musiker mit ihren Instrumenten, die immer wieder gerne gekommen sind, um die Konzerte mitzugestalten. Dann natürlich die Dirigenten, die mit viel Zeitaufwand, strapazierten Nerven, schlaflosen Nächten und anderen Sorgen immer bemüht waren, die „Stimmung“ im Chor hochzuhalten und die Freude am Singen größer sein zu lassen als die Probleme und Sorgen, die damit manchmal verbunden waren. Ihnen allen sei von Herzen gedankt. Auch im Namen aller Konzertbesucher in den vergangenen 75 Jahren. Wie viele mögen das gewesen sein?

Wenn ich zum Schluss persönlich werden darf, dann so:

Lieber Jens! Als dein alter Freund und kurzzeitiger Wegbegleiter auf diesem Weg wünsche ich dem Chor und dir, dass ihr auch in Zukunft mit eurer Musik Menschen und Geistern Freude und Entspannung bereiten dürft, dass ihr als Chorgemeinschaft immer für den anderen da sein möchtet und durch das gemeinsame Musizieren weiterhin ein Wegbereiter für eine bessere Welt sein dürft.