Von der Verteidigung der Heiligen Schrift zum Bau der Friedensstadt
Joseph Weißenberg setzte sich als katholischer Christ für die Freigabe der Bibel und gegen den Zwang zur Ohrenbeichte ein. Später wurde er Mitglied der evangelischen Kirche. Dort trat er gegenüber einer verweltlichten Geistlichkeit für die Bibel als "Richtschnur der menschlichen Daseinsstufe" ein. Ebenso war ihm die Offenbarung Gottes durch Jesus Christus eine unverzichtbare Grundlage des Christentums. Damit stand er in Widerspruch zu Geistlichen, die mit ihren Auslegungen die Bibel anzweifelten, ihre Berichte leugneten, die Göttlichkeit Jesu in Frage stellten und die Erschaffung des Menschen durch Gott bestritten.
Joseph Weißenberg prophezeite 1903 Kaiser Wilhelm II, dass dieser nach 15 Jahren sein Land "am Bettelstab" verlassen werde, wenn er als oberster Herr der evangelischen Landeskirche in Preußen solche Geistlichen nicht von den Kanzeln entferne. In einer Zeit wilhelminischen Weltmachtstrebens schrieb er ihm: "Majestät führen das deutsche Volk in den Abgrund."
Joseph Weißenbergs unerschrockenes Eintreten für die von ihm erkannten Wahrheiten der Heiligen Schrift führten zu Anfeindung, Verfolgung und Verbot der Zusammenkünfte. 1915 wurde er acht Wochen inhaftiert. Seine religiöse Tätigkeit, vor allem aber sein Heilwirken und die Gottesdienste mit den Geistfreundreden blieben während des Ersten Weltkrieges untersagt. – Diese Maßnahmen wurden dann 1918 in einer Reichstagssitzung als willkürlich und unrechtmäßig bezeichnet, der Verbot seiner religiösen Tätigkeit wurde nach Kriegsende aufgehoben.
1920 sah Joseph Weißenberg die Inflation voraus und sagte zu seinen Anhängern: "Das Geld geht auf Null." Er bewog sie, mit ihm ein christliches Siedlungswerk zu beginnen und ihr Geld dafür einzubringen. Er erwarb Land in den Glauer Bergen, 30 Kilometer südlich von Berlin, und begann mit dem Bau der Friedensstadt. Ihr gab Joseph Weißenberg eine Zielsetzung, die damals wie heute gilt: Sie soll eine Stadt des Friedens und der Liebe werden, in der christlicher Glaube gelebt wird. In der Folgezeit wurden Wohnhäuser, Altersheim, Wasserwerk, Museum, Heilinstitut, Verwaltungsgebäude, Schule und vieles andere mehr gebaut – kurz: Es entstand eine selbstständige Siedlung, die von Fachleuten der damaligen Zeit als größte und modernste Privatsiedlung Deutschlands beschrieben wurde.