Ein Gedicht, das Joseph Weißenberg oft gesprochen hat

Was ist die Welt? – Was ist der Mensch?
Was ist in dem Menschen verborgen?

Was ist die Welt? Ein Jammertal
voll Schmerz, voll Leid, voll Müh und Qual.
Es führt der Mensch an jedem Ort
den Kampf ums Dasein fort und fort.

Was ist der Mensch auf dieser Erde?
Ein armer Pilger ist er nur,
der wieder muss zu Staube werden;
das ist der Kreislauf der Natur.

Doch leider glauben gar so viele,
dass mit dem Tode alles aus;
jedoch der Mensch hat eine Seele,
die mit dem Tode tritt hinaus.

Kein Weltgelehrter wird sie finden,
kein Fleischesauge wird sie schaun;
doch dem wird aller Zweifel schwinden,
der Gott liebt und hat Vertraun.

Ein jeder wird sich selbst betrügen,
der alles nur für Unsinn hält.
Hat denn der Herr bloß zum Vergnügen
sich einst erschaffen diese Welt?

Es wird die Seele fortbestehen,
wenn sie vom Erdenstaub befreit;
sie wird alsdann hinübergehen
in jenes Reich der Ewigkeit.

Strophe 8 - 13

Wie sich der Mensch auf Erden übt,
so lebt die Seel im Jenseits fort.
Wer seinen Nächsten hier nicht liebt,
wird wenig Liebe finden dort.

Denn in der Seele liegt verborgen
ein Funken reinster Gottesgeist.
Wenn der erweckt, ist erst geworden,
was Gottes Ebenbild wohl heißt.

Wer dieses Ziel sich will erringen,
muss sich der reinsten Liebe weihn,
muss jede Leidenschaft bezwingen,
dann wird er ewig glücklich sein.

Sucht dieses Ziel trotz Kampf und Müh;
denn Erd und Himmel werden schwinden,
doch Gottes Liebe ewig nie!

Warum lässt Gott die Menschen leiden
auf dieser Erde oft so viel?
Sie suchten sonst nur Erdenfreuden
und selten wohl ein höhres Ziel.

Es träumt so mancher hier auf Erden
die ganze Lebenszeit dahin.
Was soll aus seiner Seele werden,
wenn sie fürs Geistge keinen Sinn?

Strophe 14 - 19

Wie ist die Welt doch so verdorben
durch Hochmut, Lug und falschen Schein!
Der wahre Glaube ist gestorben.
Wo soll da Gottes Segen sein?

Doch immer wird es nicht so bleiben,
so kann die Welt nicht fortbestehn;
die Menschheit muss sich bald entscheiden,
muss umkehrn oder untergehn.

Es denkt ein jeder recht zu handeln,
entbehrn zu können Gottes Gnad;
den breiten Weg will jeder wandeln,
doch nie den schmalen Dornenpfad.

Selbst die sich Diener Gottes heißen,
sie handeln oft in blindem Wahn,
die größte Ehre sie erweisen
dem, der sie gut bezahlen kann.

Wie weit sind sie vom rechten Pfade,
es führt der Weg zum Abgrund hin.
Gott gibt für Geld nicht seine Gnade,
fragt nicht nach irdischem Gewinn.

Was nannte wohl der Herr sein Eigen,
als er im Fleische bei uns war?
Und welche Liebe tat er zeigen
selbst an seiner Feinde Schar!

Strophe 20 - 26

Mit Irdischem lässt sich nicht ehren,
der alles schuf, was ringsumher,
der alles könnte uns gewähren,
will Liebe nur und sonst nichts mehr.

Drum sollen wir nach Liebe streben,
an wahrer Liebe werden reich,
dann wird uns auch der Herr erheben
zu seinen Auserwählten gleich.

Es zählt sich mancher zu den Frommen,
der stundenlang Gebete spricht.
Millionen von Gebeten kommen,
jedoch der Herr erhört sie nicht.

Ja leider traurig sind die Zeiten,
da gar so wenig wissen jetzt:
Was soll das Abendmahl bedeuten,
das einst der Herr hat eingesetzt?

Er sprach: "Dies tut zum Angedenken!"
Gab seinen Jüngern Brot und Wein.
"Mein Fleisch und Blut will ich euch schenken."
So sprach der Herr. Wie kann das sein?

Sein wahres Wort gelehrt soll werden,
das ist sein geistig Fleisch und Blut;
gerecht verteilt, was wächst auf Erden,
damit niemand Not leiden tut.

Und was du leichter kannst entbehren:
Hilf dem Bedrängten überall!
Dem Feind verzeih, tu ihn belehren!
Das ist das wahre Abendmahl.

Strophe 27 - 30

Es geht das Erdenglück in Scherben,
zertrümmert wird’s durch Gottes Macht.
Ja traurig ist ein solches Sterben,
wer an das Jenseits nie gedacht.

Die Menschheit will sich selber plagen,
sie will die Wahrheit nicht verstehn,
und darum wird so mancher klagen,
durch eigne Schuld oft Trübsal sehn.

Es soll der Mensch durch Kreuz und Leid
erringen sich die Seligkeit.

Dann werden alle Sekten schwinden,
statt Kampf wird Frieden ziehen ein;
man wird nur einen Glauben finden,
ein Paradies die Erd wird sein!