Aktuelles aus Kirche und Gemeinden

Termine der Gottesdienste in den Gemeinden und Informationen zu Telefon- und Video-Übertragungen

Eine Verlinkung zur Streamseite ist in der aufklappbaren Terminübersicht unten angegeben, wenn Gottesdienste per Live-Videostream übertragen werden.

Die telefonischen Einwahlnummern für alle Übertragungen sind: Tel.: (030) 201 63 49 00 oder (089) 121 40 59 00. Die PIN-Nummer ist immer PIN: 24081855#. Die Konferenzraumnummer ist beim jeweiligen Gottesdienst angegeben.

BITTE ANKLICKEN ZUM AUFKLAPPEN DER TERMINÜBERSICHT

SAMSTAG, 20. APRIL 2024

SONNTAG, 21. APRIL 2024

  • Berlin-Kaulsdorf, Kindergottesdienst, 10 Uhr, Konferenzraumnummer 98412# und Videostream
  • Berlin St.-Michaels-Heim, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 16882# und Videostream
  • Dortmund, 13 Uhr, Konferenzraumnummer 16882# und Videostream
  • Düsseldorf, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 68614# und Videostream
  • Gößweinstein im Landgasthof auf Gut Schönhof, 11 Uhr, Telefonübertragung intern und Videostream
  • Hamburg, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 88706# und Videostream
  • Hannover, 12 Uhr, Konferenzraumnummer 88706#
  • Leipzig, 15.30 Uhr, Konferenzraumnummer 92885#
  • Pasewalk, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 55114#
  • Quedlinburg und Staßfurt, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 84155#
  • Stuttgart, 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Urgemeinde Friedensstadt im Waldfrieden, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 92885# und Videostream
  • Velten, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 31909#
  • Wittenberg, 10 Uhr, Konferenzraumnummer 31909# und Videostream

SONNTAG, 28. APRIL 2024

  • Baden-Baden in Tiengen, 14 Uhr, ohne Übertragung
  • Berlin-Kaulsdorf, 10 Uhr, Konferenzraumnummer 98412# und Videostream
  • Berlin St.-Michaels-Heim, Kindergottesdienst, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 16882# und Videostream
  • Elster, 10 Uhr, Konferenzraumnummer 31909# und Videostream
  • Frankfurt (Oder), 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Fürstenwalde, 15 Uhr, ohne Übertragung
  • Gößweinstein im Landgasthof auf Gut Schönhof, 11 Uhr, Telefonübertragung intern und Videostream
  • Güstrow, 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Hamburg, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 88706# und Videostream
  • Lausitz, 14.30 Uhr, Konferenzraumnummer 92885#
  • Potsdam, 14.30 Uhr, Konferenzraumnummer 16882#
  • Schwedt (Oder), 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Urgemeinde Friedensstadt im Waldfrieden, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 92885# und Videostream
  • Urgemeinde Friedensstadt im der Schule, Kindergottesdienst, 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Velten, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 31909#

SAMSTAG, 4. MAI 2024

  • Bremen, 13 Uhr, Videostream
  • Velten, Kindergottesdienst, 11 Uhr, ohne Übertragung

SONNTAG, 5. MAI 2024

  • Berlin-Kaulsdorf, 10 Uhr, Konferenzraumnummer 98412# und Videostream
  • Berlin St.-Michaels-Heim, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 16882# und Videostream
  • Dortmund, 13 Uhr, Konferenzraumnummer 16882# und Videostream
  • Düsseldorf, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 68614# und Videostream
  • Düsseldorf, Kindergottesdienst, 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Gößweinstein im Landgasthof auf Gut Schönhof, 11 Uhr, Telefonübertragung intern und Videostream
  • Hamburg, Kindergottesdienst, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 88706# und Videostream
  • Hannover, 12 Uhr, Konferenzraumnummer 88706#
  • Leipzig, Kindergottesdienst, 15.30 Uhr, Konferenzraumnummer 92885#
  • Jena, 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Pasewalk, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 55114#
  • Staßfurt und Quedlinburg, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 84155#
  • Stuttgart, 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Urgemeinde Friedensstadt im Waldfrieden, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 92885# und Videostream (Gemeindetag)
  • Velten, 11 Uhr, Konferenzraumnummer 31909#
  • Wiesbaden, 11 Uhr, ohne Übertragung
  • Wittenberg und Elster, Kidnergottesdienst, 10 Uhr, Konferenzraumnummer 31909# und Videostream

 

WEITERE ÜBERTRAGUNGEN:

  • Übertragung des Abendgebets täglich 17 Uhr aus der Friedensstadt und 21 Uhr: Konferenzraumnummer: 31909#
  • Übertragung der Abschiedsfeiern vom Friedhof Friedensstadt: Konferenzraumnummer: 92885# und Videostream
  • Übertragung des Friedensgebet aus dem St.-Michaels-Heim, montags, 13 Uhr: Konferenzraumnummer: 16882#
  • Übertragung des Friedensgebet aus der Friedensstadt, freitags, 16 Uhr: Konferenzraumnummer: 92885#

LEBENDIGE KIRCHE – EINDRÜCKE AUS DEM JOHANNISCHEN KIRCHENLEBEN

In unserer Mediathek können auf der Themenseite „Lebendige Kirche“ Erinnerungen in Videoform an unser lebendiges Kirchenleben über die letzten Jahrzehnte wachwerden. Die Videos werden monatlich ausgetauscht.

Für den Zugang sind Benutzername und Passwort notwendig, die über die Gemeindeleitungen oder beim Verlag Weg und Ziel erhältlich sind.

2024

Palmsonntag, Karfreitag, Ostern

Meldung zur Woche vom 24. März bis zum 1. April 2024

An Ostern feiern Christen die Auferstehung Jesu Christi. Johannes-Christen wird das Heilige Abendmahl am Karfreitag gereicht.

Es folgen Texte aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel, die die Ereignisse an Palmsonntag, Karfreitag und Ostersonntag darstellen und die Wichtigkeit der Karwoche und des Ostergeschehens für Christen und das Heilige Abendmahl für Johannes-Christen verdeutlichen.

Beginn der Karwoche – Palmsonntag zeigt uns Christuswege auf

Von Detlef Nagel

In der Heiligen Schrift lesen wir im Johannes-Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem: „Des andern Tages, da viel Volks, das aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus käme gen Jerusalem, nahmen sie Palmenzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!“

Die Menschen waren hoffnungsvoll und neugierig auf Christus, denn er hatte viele Wundertaten vollbracht, und sie sahen in ihm den Messias, den Retter aus der römischen Herrschaft. Die Zweige, die sie auf der Straße für ihn ausbreiteten, waren von der Dattelpalme, die bis zu 50 Meter hoch werden kann und große wirtschaftliche Bedeutung hatte: Früchte, Bauholz, Blätter zum Dachdecken und für Flechtarbeiten – Matten, Körbe, Zäune. Ein Blatt konnte bis zu drei Meter lang werden. Den Einzug des Heilands mit solchen Palmenzweigen zu begrüßen war auch eine Machtdemonstration, stand diese Ehre doch sonst nur Königen zu.

Auch ihre Mäntel legten die Menschen zu seinem Empfang auf den Weg. Der mächtige König kam dann aber nicht, wie von vielen erwartet, auf einem prächtigen Schlachtross, sondern auf einem Esel in die Stadt. Jeder hatte wohl andere Vorstellungen und Erwartungen von diesem König.

Ein Geistfreund beschreibt es in unserer Zeit so: „Palmsonntag zeigt alle Wünsche der Welt auf, wie sie anmaßend, überheblich, selbstgefällig sich ihren Gott formen wollen, sich ihr Idol formen wollen und dann doch an ganz anderen Gesetzmäßigkeiten scheitern, weil sie unfähig sind, in solchen Weiten zu denken.“

Diese Worte gelten bis in unsere Zeit hinein. Heute denken und sagen die Menschen, wenn es einen Gott gäbe, würde es nicht so viel Leid auf der Erde geben. Sie wollen nicht einsehen, dass sie selbst den jetzigen Zustand der Schöpfung und Geschöpfe herbeigeführt haben und durch ihren Egoismus, Neid, ihr Machtstreben und unmenschliches Verhalten die Geister selbst riefen, die sie schon lange nicht mehr beherrschen können. Ein Geistfreund ermahnt auch uns:

„Der Palmsonntag, auf den wir uns zu bewegen, das ist so recht ein Tag, an dem der Mensch sich über die Schwächen, die ihn hin und her schütteln können, in sich selbst klarwerden muss: Wie viel unreine Begierde der Liebe zu Gott und den Menschen habe ich noch in mir, nach wie viel unnötiger Würde strebe ich noch vor den Menschen? Und wie viel oder wenig gilt mir noch die Würde vor Gott und den Geistern, die so viel höher steht und so viel länger währt und um so viel köstlicher ist.“

Wir können und sollten die Geschichte der auf den Palmsonntag folgenden Karwoche in den vier Evangelien der Bibel nachlesen. Die Beschreibung vom „Hosianna!“ des Volkes beim Einzug Jesu in Jerusalem bis zum nur eine Woche später seitens des gleichen Volkes geforderten Rufes „Kreuzige ihn!“ ist eine große Hilfe für uns alle. Sie lässt uns diese Zeit nachempfinden und in unser tägliches Verhalten einbringen. Auch im Hinblick auf das diesjährige „Heilige Abendmahl des Geistes“ am Karfreitag ist die Berücksichtigung der Karwoche sehr wichtig. Diese geistige Arbeit wird uns mehr und mehr verbinden und sicherer im Alltag machen.

In einer Geistfreundpredigt heißt es: „Mit Irdischem lässt sich nicht ehren, der alles schuf, was ringsumher, der alles könnte euch gewähren, will Liebe nur und sonst nichts mehr. Und so soll euer Ziel die gemeinschaftliche Liebe, das gemeinschaftliche ,Du‘ bleiben. Er hat es eingeführt, dass seine Geschwister sich an dem ,Du‘ erkennen. Und er sagte: Wenn ich mit meinem Vater spreche, dann sage ich auch ,Du‘, umso mehr gilt es, diese Schwingung auch unter euch zu verbreiten,  hochzuhalten.“ Am Palmsonntag 1927 hat unser Meister vor dem ersten Johannischen Abendmahl darauf hingewiesen und dem vorangestellt: „Ich möchte keinen Hochmut sehen.“

Lasst uns die Worte der Heiligen Schrift, der Geistfreunde und unseres Meisters beherzigen, damit wir dann zu Ostern wahrhaft freudig und gestärkt das Fest der Auferstehung feiern können.

Die Karwoche will unser Bewusstsein schärfen – Nur die Liebe ist Sieger

Von Rainer Gerhardt

Ein Sieger zu sein ist etwas Tolles. Am Ziel angekommen, fällt alle vorangegangene Mühsal und Beschwernis ab und weicht einer tiefen Befriedigung. Dieser Sieg, den man auskostet, muss nicht nur ein persönlicher sein; vielleicht ist man Teil einer Gruppe, eines Teams, das sich um eine Führungspersönlichkeit gefunden hat, und freut sich jetzt gemeinsam über das Erreichte. Vielleicht überlegt man sogar, wie man den Sieg für sich nutzt.

Vor gut zweitausend Jahren haben sich auch viele Menschen am Ziel ihrer Wünsche gesehen, als der Heiland auf einem Esel in Jerusalem einzog. Doch Jesus ritt mit sehr gemischten Gefühlen in diese Stadt. Er wusste, dass diese sein Ziel war, aber er ahnte, welchen Preis dieses Ziel erforderte. Kurze Zeit zuvor hatte der Heiland seinen Jüngern gesagt, „wie er müsste hin gen Jerusalem gehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen“. Matthäus berichtet darüber in seinem Evangelium: „Und Petrus nahm ihn zu sich, fuhr ihn an und sprach: Herr, schone dein selbst; das widerfahre dir nur nicht! Aber er wandte sich um und sprach zu Petrus: Hebe dich, Satan, von mir! du bist mir ärgerlich; denn du meinst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist. Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ Wie wenig waren seine Worte verstanden worden.

Die Masse der Begeisterten sah wirklich nur, was menschlich ist: Jesu Austreibung der Händler aus dem Tempel und seine harten Worte gegen die Pharisäer, das waren für sie willkommene Aktionen gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit, der Anfang von neuer weltlicher Größe des Reiches Israels und das Ende vom Joch der verhassten Römer.

Doch Jesus folgte einer göttlichen Bestimmung. Er hatte Feindesliebe gepredigt, Vergebungsbereitschaft, Liebe und Geduld – auch im Ertragen von Ungerechtigkeit. Er hatte den äußeren Tempel des Herrn gereinigt und wollte, dass ein jeder seinen inwendigen göttlichen Tempel reinigt. Das verstörte die Menge, und die Stimmung begann zu kippen; Enttäuschung machte sich breit. Ganze fünf Tage dauerte es, bis aus dem „Hosianna“ ein „Kreuzige ihn!“ wurde, bis aus den Siegern verachtete Verlierer wurden.

Diese fünf Tage gehören zu der wichtigsten und inhaltsreichsten Zeit, die der Heiland auf Erden verbrachte. Stück für Stück machte er seinen Jüngern klar, was göttlich ist. Mit der Einsetzung des heiligen Abendmahls begründete er auch ein neues Testament und machte die Menschen, die seinem Beispiel folgen, zu Himmelserben.

„Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Diese Worte richtete Jesus nicht nur an die Pharisäer, sondern an einen jeden von uns. Wir müssen uns in unserem Streben fragen, was daran weltlich und was vielleicht göttlich ist. Die vor uns liegende Karwoche will diese Frage in uns besonders deutlich werden lassen. Sie lässt uns am Ende im Ostergeschehen auch eine Antwort finden.

„Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“, fragt der Apostel Paulus, und Christus verheißt den Sieg der Liebe mit den Worten: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“

Vom Palmsonntag zum Ostersonntag – eine ganz besondere Woche

Von Christoph Schaal-Breite

Wir feiern an Ostern die Auferstehung unseres Heilandes Jesus Christus. Aber zum Osterfest gehören noch andere wichtige Ereignisse, die alle zusammenhängen.

Zu jener Jahreszeit fand ein wichtiges jüdisches Fest statt, das Passahfest, und da der Heiland und seine Anhänger Juden waren, wollten sie dieses Fest auch entsprechend feiern. Am Passahfest wird daran erinnert, wie das Volk Israel von Mose aus der ägyptischen Gefangenschaft geführt wurde. Zur Zeit des Heilandes war es üblich, dass man zu diesem Fest nach Jerusalem ging und den Tempel besuchte.

Die Geschichte des Palmsonntags: Einige Tage vor dem Passahfest kam auch der Heiland mit seinen Jüngern in Jerusalem an. Er ritt auf einem Esel in die Stadt ein, wie es die alten Propheten schon Jahrhunderte zuvor geweissagt hatten. Diese verkündeten dem Volk von der Ankunft des Messias, der die Menschen retten wird, und dass er auf einem Esel in Jerusalem einziehen wird. Die Menschen wussten, dass Jesus etwas Besonderes war und sahen in ihm ihren neuen König. Deswegen versammelten sie sich an den Straßen, jubelten ihm zu und legten vor ihm sowohl einige ihrer Kleider als auch Palmenzweige auf die Straße. Sie erhofften sich von ihm die Befreiung von den römischen Besatzern, die das jüdische Volk unterdrückten. Doch Jesus lehnte es ab, ihnen ein irdischer König zu sein.

Der Heiland ging zum Tempel in Jerusalem und sah dort Verkäufer, Käufer und Wechsler im Hause Gottes. Daraufhin stieß er die Tische und Stühle der Krämer um und sprach zu ihnen: „Es steht geschrieben: ,Mein Haus soll ein Bethaus heißen‘; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht.“ Nun gingen  Blinde und Lahme in den Tempel zu Jesus, und er heilte sie. Damit erzürnte er die Hohenpriester und Schriftgelehrten.

Das nächste Ereignis geschah vier Tage später, am Tag, den wir heute Gründonnerstag nennen: Der Heiland beauftragte an diesem Tag zwei seiner Jünger einen Raum zu finden, in dem sie gemeinsam das Passahlamm essen konnten. Dabei sagte er ihnen sehr genau, wo sie hingehen und wen sie ansprechen sollten. So fanden die Jünger auch genau den richtigen Raum.

An diesem Abend saß der Heiland mit seinen Anhängern zusammen, und sie aßen das Passahlamm. Dann stand der Heiland plötzlich auf und wusch seinen Jüngern die Füße. Ihr müsst euch vorstellen, dass die Menschen damals nur in dünnen Sandalen oder gar barfuß umherliefen, weswegen die Füße mehr als dreckig waren. Dazu kam noch, dass der Heiland ja der Messias ist, seine Gefolgschaft ihn auch als Meister ansprach, und er nun etwas machte, was sonst nur die geringsten Diener taten. Dies hatte aber einen Grund. Jesus gab damit ein Beispiel. Er zeigte, dass niemand besser oder schlechter als jemand anderes ist. Wenn er, der Sohn Gottes, den Menschen die Füße wäscht, dann sollten alle Menschen, die ihm nachfolgen wollen, sich dafür nicht zu schade sein.

An diesem Abend geschah aber noch etwas anderes. Während des Essens nahm der Heiland das Brot, dankte dem Herrn dafür und verteilte es an die Anwesenden. Das tat er auch mit dem Wein. Er sagte dazu, dass wenn immer die Menschen auf diese Art und Weise Brot und Wein teilten, sie seine Kraft zu sich nehmen würden. Wir kennen dieses Brotteilen heute als Abendmahl.

Als das Mahl beendet war, ging der Heiland mit seinen Jüngern in den Garten Gethsemane. Dort wurde er verhaftet, denn Jesus hatte zwar eine große Anhängerschaft, aber nun auch viele Gegner. Einer der Jünger, Judas Ischariot, hatte den Heiland an die Tempelwachen verraten und somit die Festnahme ermöglicht.

Nach seiner Verhaftung wurde der Heiland mehrfach von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten verhört. Sie beschuldigten ihn der Gotteslästerung, weil er sich selbst als Gottes Sohn benannte, aber niemand außer dem Statthalter Roms in Jerusalem, Pontius Pilatus, konnte ihn zum Tode verurteilen. Dieser hatte Zweifel, dass der Heiland dies verdient hatte. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten, die den Heiland aber unbedingt aus dem Weg haben wollten, weil sie in ihm eine zu große Gefahr für sich selbst sahen, wiegelten das sowieso schon enttäuschte Volk auf und forderten die Verurteilung. Als Pontius Pilatus das aufgewiegelte Volk sah, das Jesus verurteilt sehen wollte, weil er nicht ihr irdischer König sein wollte, und weil Pilatus sich nicht selbst in Gefahr bringen wollte, verurteilte er den Heiland zum Tod am Kreuz.

Den Tag der Kreuzigung Jesu nennen wir heute Karfreitag; es ist der Tag, an dem wir in der Johannischen Kirche das Abendmahl einnehmen. Seit dem letzten Jahr können das auch die Kinder empfangen.

Nach der Verurteilung musste der Heiland sein Kreuz von seiner Gefängniszelle bis an den Ort seiner Kreuzigung tragen, der Golgatha, übersetzt Schädelstätte, genannt wurde. Er musste auf dem Weg dorthin viel Spott ertragen. Die römischen Soldaten verhöhnten ihn als König und drückten ihm eine Krone aus Dornen auf den Kopf. Viele Menschen am Straßenrand, die ihn eine Woche zuvor noch bejubelten, lachten ihn nun aus. Aber es gab auch Menschen, die mit dem Heiland litten und traurig waren. Und es gab sogar einige, die ihm auf diesem Weg halfen. Wie Simon von Kyrene, der dem Heiland ein Stück des Weges das Kreuz abnahm.

Auf Golgatha angekommen wurde Jesus an das Kreuz genagelt. Das Kreuz wurde dann aufgestellt, damit man ihn von weitem schon sehen konnte, denn diese Methode war für Schwerverbrecher und Mörder gedacht, und sie sollten so zur Schau gestellt werden. Auch hier musste der Heiland viel Spott ertragen. Nur einer, ein Mörder, der ebenfalls an einem Kreuz hing, erkannte, dass der Heiland unschuldig war. Er sprach zum Heiland: „Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Und Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“ So hing der Heiland am Kreuz, und als die Zeit gekommen war, zerriss der Vorhang des Tempels. Und Jesus rief laut: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ Und als er das gesagt hatte, starb er.

Die Menschen, die ihm bis unter das Kreuz gefolgt waren, wurden sehr traurig. Die Traurigkeit hielt drei Tage an, dann kam das nächste große Ereignis, das, was wir heute an Ostersonntag feiern: die Auferstehung des Heilands!

Nachdem der Leichnam des Heilands noch am Karfreitag vom Kreuz genommen und in ein Höhlengrab gelegt wurde, wollte nach einiger Zeit Maria Magdalena mit anderen Frauen den Leichnam nach den jüdischen Gebräuchen reinigen. Es war der dritte Tag nach der Kreuzigung. Doch was fanden die Frauen vor? Ein leeres Grab. Der Leichnam des Heilands war weg! Da traten zwei Engel zu ihnen und sprachen: „Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden.“

Die Frauen berichteten den Jüngern davon, doch diese wussten nicht, was sie tun sollten. „Da sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach: Friede sei mit euch!“ Der Heiland war wirklich auferstanden!

Ostern ist eine freudige Botschaft – Liebe und Vergebung

Von Siegrun Mauske

Die Zeit vor Ostern ist für Mensch und Tier hierzulande das Erlebnis des Erwachens der Natur. Frühjahrsputz ist angesagt, um die Sonne zu begrüßen. Beete werden vorbereitet, um eine neue Saat aufnehmen zu können; überall ist eine Aufbruchsstimmung zu verspüren. Das Osterfest liegt mitten in dieser Zeit des Aufbruchs und fügt die frohe Botschaft hinzu: „Der Herr ist auferstanden.“

Dieses Geschehen ist nicht zu trennen vom Karfreitag, denn dem begeisterten Empfang, dem Hosianna am Palmsonntag in Jerusalem, folgte nur fünf Tage später das „Kreuzige ihn!“ Und dennoch sprach Jesus am Kreuz von Golgatha: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Am Ostermorgen nun wurde es gewiss: Der Stein war nicht mehr vor dem Grab, da der Leichnam niedergelegt war. Dieses Bild haben wir immer noch im Herzen, es erzählt von der Kraft der Liebe und Vergebung, die dem Guten Bahn bricht. Es scheint so, dass nicht nur jener Stein weggerückt war, sondern auch die Steine vor der Herzenstür der Jüngerschar. Ihre Herzen wurden geöffnet und gewandelt, sie verinnerlichten die Wunder, die sie an der Seite Jesu erlebt hatten und nahmen das auf, was er ihnen mit auf den Weg gab. Diese Saat trug zu Pfingsten Früchte: Urgemeinde entstand; eine zerrissene Schar war einmütig beieinander. Das Auferstehungsgeschehen, sein „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ löste diesen Wandel aus.

Was sagen uns Kreuz und Auferstehung heute? Vielleicht ist es unter anderem die Aufforderung: Merke auf die Zeichen auf deinem Weg, nimm von der göttlichen Kraft; räume die Steine aus Misstrauen, Gedankenlosigkeit, Neid oder ungeklärten Dingen beiseite, und dann: „Hilf dem Bedrängten überall!“ Das setzt den inneren Hausputz voraus, damit wir auf das, was das Herz sagt, achten und das Gewissen und die Gedanken prüfen.

Es tut Not, einem solchen Ruf zu folgen, damit es werden kann, dass sich ein Mensch vorbehaltlos zum anderen stellt. Es hieß doch von den ersten Christen, dass das geschwisterliche Miteinander überzeugte und die Menschen zueinander führte. Sie waren geborgen und voller Zuversicht, weil die Liebe Gottes das Fundament war und sein Wort die tragfähige Verbindung.

Das Osterlicht scheint noch eine Weile, und es möchte die Herzen mit Zuversicht erfüllen. Davon künden auch folgende Verse aus dem Osterchoral von Christian Fürchtegott Gellert, der sich im Anhang des Johannischen Gesangbuches befindet:

„Jesus lebt, mit ihm auch ich; Tod, wo sind nun deine Schrecken? Jesus lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht: Dies ist meine Zuversicht. Jesus lebt! Ihm ist das Reich über alle Welt gegeben. Mit ihm werd ich auch zugleich ewig herrschen, ewig leben. Gott erfüllt, was er verspricht: Dies ist meine Zuversicht. Jesus lebt! Ich bin gewiss: Nichts soll mich von Jesu scheiden, keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden. Er gibt Kraft zu jeder Pflicht: Dies ist meine Zuversicht.“

Diese Zuversicht kommt aus dem Osterlicht. Dieses Licht lässt wachsen und schenkt Wärme. Damit kommt eine Kraft, die andere Herzen und dann Türen öffnen kann. Dem anderen Menschen guttun wie ein Sonnenstrahl, ist und bleibt eine schöne Aufgabe.

Bekenntnistag zu Joseph Weißenberg am 6. März

Meldung zum 6. März 2024

Der 6. März 1941 ist der Heimgangstag unseres Kirchengründers Joseph Weißenberg. Heutzutage ist der 6. März ein Gedenktag für johannische Christen, an dem sich in den stattfindenden Gemeindegottesdiensten Mitglieder und Freunde der Johannischen Kirche zu Joseph Weißenberg und dem johannischen Glauben bekennen.

Es folgen zwei Texte von Prediger Johannes Falk aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel, die die Wichtigkeit dieses Tages für Johannes-Christen verdeutlichen und den Menschen Joseph Weißenberg darstellen.

Ein hoher Feiertag – das Bekenntnis zur Gottesliebe

Von Johannes Falk

Der Heimgangstag Joseph Weißenbergs ist seit dem Wiedererstehen unserer Johannischen Kirche nach 1945 ein hoher Feiertag. Am 6. März 1941 beendete unser Meister (*24.8.1855) in der Verbannung in Obernigk in Schlesien seine Erdenmission.

„Er war ein Mensch – wir haben es erkannt –, in dem alle Gaben und Kräfte des Geistes waren. Er war ein Helfer und ein Segenspender, ein Liebender und Verzeihender. Er gab uns eine Fülle von seinem Reichtum, von den Ewigkeitsgedanken aus jener Welt.“ – Mit diesen Worten gedachte unser Oberhaupt Frieda Müller (1911–2001) dieses wunderbaren Helfers und Heilers der Menschen, des Kirchengründers und Erbauers der Friedensstadt, der durch ein langes Leben an keinem vorüberging, der Hilfe brauchte.

Heute vereint uns an diesem Gedenktag im Gottesdienst unser Bekenntnis des Glaubens an Gott, den Vater, an Gott, den Sohn, an Gott, den Heiligen Geist und an Gottes Offenbarungen, durch Mose, Jesus Christus und Joseph Weißenberg.

Diese drei Gottesoffenbarungen haben mit ihren Erdenmissionen die Welt bewegt und werden sie weiter bewegen, solange diese Erde besteht. Und es war und ist weder in der Vergangenheit noch heute oder in Zukunft möglich, die Tragweite ihrer Erdenmissionen für diesen Erlösungsstern Erde auch nur annähernd zu deuten oder zu erfassen.

Wenn mich jemand fragt oder ich mich selbst frage, was mich im Gedanken an diese Gottesmenschen besonders bewegt, dann möchte ich das so beantworten: Eins der größten Ereignisse im Alten Testament ist das Eintreten Moses für das von Gott abgefallene Volk, das der Herr vernichten wollte. „Vergib ihnen ihre Sünde, wo nicht, so tilge mich auch aus deinem Buch, das du geschrieben hast.“ Mit dieser allergrößten Konsequenz trat Mose vor den Herrn, nachdem sein Volk, während Mose die Zehn Gebote empfing, das Goldene Kalb angebetet hatte. Und er ist damit „in den Riss getreten“, wie es die Bibel sagt, um das Volk vor dem Verderben durch das Gottesgericht zu retten.

Das Neue Testament wird besiegelt durch den Erlösungstod des Heilands Jesus Christus für alle Welt und alle Zeit, für Menschen wie für Geister. Gekrönt wird es durch die Bitte dessen, der die Sünde aller Welt auf sich nimmt und als wahrer Mensch und wahrer Gott in der allergrößten Pein am Kreuz bittet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“

Im Testament des Heiligen Geistes ist es Joseph Weißenberg, der seine himmlische Krone niedergelegt hat, „um aus dem Allerschlechtesten etwas Gutes zu machen“, dass auch „nicht einer verloren geht“, weder die von Gott abgefallenen Engel, die er zu besiegen und zu bekehren gekommen war, noch alle seine irdischen Schwestern und Brüder, die er als der treue Hirte bis zu seinem letzten Atemzug ins Herz geschlossen hatte.

„Mein Werk ist umsonst, wenn die Liebe nicht größer wird“, ist für einen jeden von uns heiligernster Auftrag, sein Liebeswerk fortzusetzen. Und dann ruft er alle ehemals verlorenen Söhne und Töchter wieder ins Vaterhaus: „Ich möchte, dass ihr alle einst wieder an meiner Tafel sitzt!“

Der Mensch Joseph Weißenberg – Gedanken zum 6. März

Von Johannes Falk

Am 6. März, dem Heimgangstag unseres Meisters Joseph Weißenberg vereinen wir uns wieder im gemeinsamen Bekenntnis zu unserem heiligen Glauben.

Nach dem Bekenntnis unserer Altvorderen und unserem heutigen Glauben bekennen wir ihn als den von Jesus Christus verheißenen Tröster, Geist der Wahrheit und Heiligen Geist, als eine Offenbarung des Gottgeistes. Dieser Beitrag möchte jedoch vor allem eine Erinnerung an den Menschen Joseph Weißenberg sein. Einige Szenen aus seinem langen Leben sollen hier wiedergegeben werden, die alle getreulich überliefert worden sind: ein kleines Porträt eines einmaligen und wunderbaren Menschen.

Zu einem kirchlichen Jubiläum 1976 fragte die Journalistin einer großen Berliner Tageszeitung das Oberhaupt Frieda Müller: „Was hat Sie an Ihrem Vater, Joseph Weißenberg, am stärksten beeindruckt?“ Spontan erwiderte Schwester Friedchen: „Seine Menschlichkeit.“ Auf die anschließende Frage: „Was haben Sie sich von seinem Wirken besonders zum Vorbild genommen?“, antwortete sie: „Er hat es verstanden, seine Mitarbeiter in der Kirche und der Siedlung für die Arbeit so zu begeistern, dass sie freudig, freiwillig und gern bei ihm arbeiteten.“

Bereits als kleiner Junge – er selbst konnte noch kaum eine Tür öffnen – eilte er unbemerkt aus der elterlichen Wohnung in dem kleinen schlesischen Ort Hohenfriedeberg zu einem todkranken Mann, um ihm seine kleinen heilenden Hände aufzulegen. Später zum Ursprung dieser Heilgabe befragt, sagte er 1930 in einem Gerichtsprozess: „Das war ein Trieb in mir. Das musste ich machen.“ Weiter äußerte er sich zu seiner lebenslangen Heiltätigkeit: „Mein Gedanke war nur der, Menschen zu helfen, die da leiden, elend und krank waren. Ich bin fest überzeugt: Das, was ich tue, tue ich in göttlicher Allmacht, aber nicht aus mir, sondern es ist eine Kraft, die durch mich arbeitet.“

Diese Demut und Bescheidenheit begleitete ihn ein Leben lang. Es ist vom Meister überliefert, dass er sich vor Beginn jeder Sprechstunde hinkniete und innig zum himmlischen Vater betete. Auch hat er den Menschen immer wieder die Worte ans Herz gelegt: „Nur der Demut kann Gott Gnade geben, dem Reumütigen neigt er sein Ohr: Drum betet, betet, Christi Glieder, denn auf die Beter senkt der Geist sich nieder.“
Neben seinen Sprechstunden für die Heilungssuchenden hat er viele Jahre selbst die Menschen besucht. Mal kam er nach einem langen, anstrengenden Tag mit weiten Wegen spät abends nach Hause. Da wartete bereits jemand, um ihn zu einem Kranken zu rufen. Der Meister nahm sofort wieder seinen Mantel und begab sich auf einen weiten Weg nach auswärts. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit legte er, wenn er mitten in der Nacht gerufen wurde und oft auch in der Stadt, weite, ja mitunter stundenlange Fußwege zurück.

Oft stand er an Krankenbetten sehr armer Leute. Wenn sie ihm dann etwas geben wollten, wehrte er ab: „Ich nehme nichts, pflegen Sie lieber den Kranken dafür, damit er wieder zu Kräften kommt!“, und schon war er aus dem Haus hinaus. Bei anderen war noch größere Not, da schüttete er nach der Behandlung den ganzen Inhalt seines Portemonnaies auf den Tisch: „Holen Sie sich was zu essen und zu trinken, dann werden Sie wieder gesund werden!“ Und ohne Fahrgeld musste er dann auch wieder zu Fuß nach Hause gehen.

Von seiner Ausbildung als Soldat in den 1870er Jahren hat der Meister oft mit Freude und Hochachtung gesprochen, weil er bis zu diesem Zeitpunkt immer ein schweres und nicht sorgenfreies Leben hatte – durch den frühen Tod der Eltern musste er für vieles selbst eintreten und auch für seine jüngeren Geschwister mit sorgen –, so war ihm die Militärzeit eine schöne und unbeschwerte Zeit, wie er später des Öfteren erwähnte. An eine Episode seiner Ausbildung im schlesischen Liegnitz erinnerte er sich gern. Zu einem besonderen Anlass in der Kaserne hatte er ein Gedicht zu verfassen. Die Verse begannen mit den Worten: „Wie glücklich ist doch ein Soldat, der einen guten Hauptmann hat.“ Doch weder der Hauptmann noch die Unteroffiziere oder die Rekruten kamen ganz ungeschoren in den sehr humorvollen 30 (!) Strophen über die Tücken und Freuden eines Soldatenalltags davon.

Bei fröhlichen Anlässen in geschwisterlicher Gemeinschaft hat er dieses lange Gedicht manchmal zur Freude aller vorgetragen. Einem Besucher der Friedensstadt erzählte er einmal, dass er dieses Gedicht damals im Auftrag seines Hauptmanns verfasst habe, wozu er drei Tage dienstfrei bekam. „Aber in drei Stunden war ich fertig damit und hatte nun die andere Zeit frei.“

Über einen unerfüllten Wunsch aus dieser Zeit sprach der Meister sogar noch in seinem letzten Lebensjahr in Obernigk: „Ich wollte ja Spielmann werden, aber ich war zu klein!“

Ein besonders menschenfreundlicher „Eingriff“ datiert aus dem Ersten Weltkrieg. Nach zwei Jahren Krieg war die Versorgungslage in Berlin katastrophal. „Kohlrübenwinter“ nannte man den Kriegswinter 1916/1917. In dieser Zeit war auch Joseph Weißenberg öfter unterwegs, um von Bekannten auf dem Lande Lebensmittel zu organisieren. „Hamsterfahrten“ nannte man das zu meiner Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Das war verboten, und Kontrolleure, Gendarmen genannt, nahmen den Leuten auf den Bahnhöfen oft alles wieder weg.

Den Meister hat es damals zwar nicht erwischt, aber sein Rucksack war dennoch meist sehr erleichtert oder fast leer. Er verschenkte unterwegs an die, die Hunger hatten – und zu Hause bekam noch etwas der Nachbar, der Hauswirt, der Wachtmeister.

Dass aber an der Bahnsperre diese Gendarmen den Kriegerfrauen und -witwen den Rucksack mit Kartoffeln wegnahmen, den sie stundenlang geschleppt hatten und überhaupt alle Lebensmittel – das konnte der Meister nicht mit ansehen. Oftmals griff er helfend ein, und das geschah so: Er ließ seinen Begleiter kurz vor dem Bahnhof zurück, ging dann zu den Gendarmen, sprach mit ihnen und lud sie zu einem schönen heißen Grog im Bahnhofslokal ein. Diesen Moment musste der Begleiter nutzen, um die Wartenden auf den Bahnsteig zu schicken, sobald der Zug kam. Waren dann alle glücklich entkommen, kam der Begleiter ins Lokal. So konnten sie zwar erst einen Zug später fahren, aber der Meister war glücklich, dass so vielen durch diesen „Trick“ geholfen werden konnte.

Bereits als Maurer auf den Baustellen hat er vielen geholfen. Da kam zum Beispiel ein Arbeitskollege mit einer geschwollenen Backe. Der Meister legte seine Hand drauf, und es wurde gut. Die Schmerzen verschwanden sofort. Einer hatte sich den Fuß verstaucht, andere hatten hier und da Schmerzen. Er nahm sie ihnen ab und machte die Menschen gesund. Da nannten sie ihn, teils spöttisch, teils wohlwollend dankbar: „Jesus!“ Wenn er auf den Bau kam, so riefen sie schon von weitem: „Jesus kommt!“

Stets helfend und gebend für andere war dieser wunderbare Mensch unter Menschen. Keiner, der nicht geheilt oder getröstet von ihm gegangen ist. Doch für ihn selbst gab es keine Ausnahme von Leid und Schmerz. Hier wollen wir nur einmal an die körperlichen Leiden erinnern. Schwester Friedchen hat uns öfter davon berichtet, wie er mit zunehmendem Alter sehr unter schmerzenden Füßen zu leiden hatte. Auch bereits am Anfang seiner Berliner Heiltätigkeit hatte er oft mit Krankheiten zu kämpfen. So finden sich in dem „Patientenbuch“, das er seit 1904 nach behördlichen Auflagen führen musste, in den Jahren 1904, 1905 und 1906 Eintragungen über längere Krankheitszeiten. U.a.: „Wegen Krankheit keine Sprechstunde (von...bis). – „War sehr krank.“ – „Dank nach Krankheit.“

In solchen und ähnlichen Zeiten der Schmerzen und Demütigung sagte er oft die folgenden fröhlichen Verse. Sogar nach der schrecklichen Gefängnis– und Zuchthauszeit gab er damit manchem mit seinem unerschütterlichen Gottvertrauen und seinem ungebrochenen Humor Aufrichtung und neuen Lebensmut: „Traurig sein kann ich nicht, bei meiner Seele nicht, allzeit fidel! Wenn wir lust’gen Leut nicht wärn, wer sollt das viele Geld verzehrn? Allzeit fidel, fidel!“

Und das mit dem „vielen Geld“ sprach er besonders dann, wenn wieder mal totale Ebbe in seinem Portemonnaie war. Auch Tränen hat er vergossen. Nach grausamer Untersuchungshaft mit Folter und nach Ausweisung aus der Friedensstadt wohnte der Meister für einige Tage bei Geschwister Max und Anna Haack im Berliner Norden, dort, wo einst Schwester Friedchen als Kind bei „Mamachen Haack“ ihr beschütztes Zuhause hatte. Ein Besucher schreibt über eine Begegnung: „Wir wollten uns irgendwo hinsetzen und warten – es war kurz nach der Mittagszeit –, da stand schon unser Meister vor uns. Er erzählte sehr viel. Auch über den kommenden Weltkrieg. Von furchtbaren Kämpfen und Blutvergießen sprach er, wobei er wörtlich sagte: „Das kann ich nicht verhindern.‘ Dabei weinte der Meister. Es war mir, als sähe ich den lieben Heiland vor mir, wie er über Jerusalem weinte.“

Hier noch ein Juwel der Erinnerung. Nach Verbüßung der Zuchthausstrafe kommt der Meister zunächst zurück in die Friedensstadt. Zwei Brüder holen ihn mit dem Wagen ab. Als einer der beiden am nächsten Tag den Meister aufsucht, da ist dieser gerade dabei, ein Päckchen zu packen: für den Anstaltsleiter in Luckau, der den Meister gut behandelt hatte. Diese kleine Geste der Verbundenheit, glaube ich, sagt uns mehr über Dankbarkeit und Liebe als tausend Predigten.

Auch mit dem Sakrament der Handauflegung nahm Joseph Weißenberg es sehr ernst. Regelmäßig ließ er sich die Hände auflegen. Dazu gebe ich hier wieder, was uns Schwester Friedchen einst berichtete:
Als er in der Verbannung in Obernigk mit Leid und Schmerzen der Vollendung seines irdischen Lebens entgegenging, wartete er stets mit Vorfreude und voller Ungeduld auf seinen Missionshelfer Martin Falk, den späteren Gemeindeführer von Berlin-Steglitz. Dieser stand zu der Zeit im Heeresdienst in Frankfurt (Oder). Da Krieg war, durfte er sich nur für einen kurzen Sonderurlaub zu seiner Familie in Berlin abmelden. Da er wusste, wie sehr der Meister auf ihn wartete, „beichtete“ er in seiner Not seinem Vorgesetzten, er habe bei Breslau in Schlesien eine Freundin, eine Liebste! Der Vorgesetzte war ein Mensch mit Herz. Er genehmigte ihm Urlaub. Er gewährte ihm alle 14 Tage am Wochenende Sonderurlaub. Einmal, als Martin Falk sich nicht rechtzeitig vor dem Wochenende meldete, war es sein Vorgesetzter selbst, der ihn erinnerte: „Noch keinen Urlaub eingereicht? Das Wochenende rückt ran!“

Dann kam die letzte Zeit. Der Meister konnte schon lange nicht mehr aufstehen. Wenn dann Tag und Stunde des Besuches nahten, bat er Schwester Friedchen stets erwartungsvoll: „Mach das Fenster auf und sieh auf die Straße, ob der Martin schon da ist.“ Und wieder: „Sieh nach, ob er schon kommt!“ Und wenn er dann kam, freute sich der Meister wie über das größte Geschenk des Himmels. – Welch ein Mensch!
Doch Obernigk bedeutete auch bis zum letzten Atemzug Leidensweg. Als sein irdisches Leben sich dem Ende näherte, da kam die Nachricht von der Enteignung der Friedensstadt. „Sie haben mir meine Siedlung weggenommen, mein Lebenswerk!“, sagte er unter Tränen. Schwester Friedchen erinnerte uns nochmal daran, als sie zum Bau der Gedenkstätte im Lindenhof aufrief: „In den letzten Tagen und Stunden in Obernigk sagte der Meister so oft zu mir: ‚Sie haben mir meine Siedlung weggenommen, aber wir bekommen alles wieder und noch viel mehr dazu; aber lass dir die Zeit nicht lang werden.‘“ Auch rief er einigen Besuchern in Obernigk zu: „Den Glauben hochhalten!“, und: „Auf ein frohes Wiedersehen in den Glauer Bergen!“

Dieses Lebenswerk an und in den Glauer Bergen, das heute nun weiter blüht und wächst, verdanken wir dem großen Propheten und Gottesmann, aber auch besonders dem einmaligen, wunderbaren und unvergesslichen Menschen Joseph Weißenberg!

Kirchenoberhaupt Frieda Müller – Dank an einen liebevollen Menschen

Meldung zum 7. Februar 2024

Der 7. Februar ist der Geburtstag von Kirchenoberhaupt Frieda Müller, die im Jahr 2001 heimgegangen ist. Prediger Johannes Falk erinnert in einer Predigt aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel an „einen liebevollen Menschen".

Predigt vom 7. Februar 2021 aus der Gemeinde Gößweinstein

Von Johannes Falk

Gemeindelied: Nr. 365 – „Wir haben einen Hirten“

„Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele; er führet mich auf rechter Straße um seines Namens Willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herren immerdar.“ (Psalm 23)

„Ergreift die Hand eures Meisters, die ist euch immer ausgestreckt!“ (Aus Geistfreundreden)

Ihr Lieben, es ist ein wunderbares Geschenk, wenn wir uns hier in diesem Kreise, angeschlossen an die große Gemeinde unseres Meisters Joseph Weißenberg, im gemeinsamen Gebet verbinden können.

Wir möchten als Gemeinschaft vor unseren Meister treten, so wie wir ihn gesehen haben auf den Bildern, so wie er gesehen wird in den jenseitigen Stätten, und in seine lieben, gütigen Vateraugen schauen. Ich glaube, sagen zu dürfen: das ist Gottesdienst!

Hätten wir heute einen Kindergottesdienst, dann würde ich fragen: Habt ihr eigentlich schon einmal einen Engel gesehen? Dann würden viele antworten: ja, auf Bildern oder zu Weihnachten den Weihnachtsengel, in einem wunderschönen langen, weißen Kleid, mit wunderschönen großen Flügeln, einer goldenen Krone auf dem Kopf, und alles ist voller Licht. Dann würde ich sagen: Ich habe in meinem Leben auch Engel gesehen, aber die sahen eigentlich ganz anders aus. Sie sahen aus wie du und ich, sie haben gelernt, gearbeitet, hatten Schmerzen und Freuden, haben gelacht und geweint, und wenn man sie von Ferne gesehen hat, dann hat man gar nicht ahnen können, dass sie Engel sind. Aber wenn man dann gehört hat, was sie sagten, wenn man gesehen hat, wie sie mit Menschen umgingen, oder wenn man vor ihnen gestanden hat und in ihre lieben, leuchtenden Augen schauen durfte, dann wusste man: Das kann nur ein Engel des Himmels sein!

Heute haben wir den 7. Februar, den Geburtstag unseres geliebten Oberhauptes Schwester Friedchen. Wir denken an sie in aller Liebe. Ich glaube sagen zu dürfen, dass sie ein großer Engel auf dieser Erde war. Darum wollen wir heute auch großen Dank in unseren Herzen haben für einen liebevollen Menschen, der uns vorangegangen ist. 

Schwester Friedchen hat nach dem Krieg aus dem Nichts die Kirche wieder aufgebaut. Am 3. Februar 1946 fand der erste Gottesdienst der Johannischen Kirche nach dem Verbot und dem furchtbaren Krieg statt. Alles hat sie mit ihren eigenen Händen gemacht. Mit dem Handwagen ist sie gegangen, auf dem Kruzifix, Leuchter und Altar darauf war, um von der Seesener Straße 19 zur Schule in der Lassenstraße zu gehen bei klirrendem Frost. Dann hat sie, wie es die Geistfreunde gesagt haben, die von Joseph Weißenberg gegründete Kirche aufgebaut. Mit wenigen Menschen hat sie angefangen, aber es wurden immer mehr, die von ihrer Liebe, von ihrer Treue zum Meister und ihrer Begeisterung geführt und angesteckt wurden.

So ist ein großes Werk entstanden. Nicht nur in unserer Kirche, sondern auch darüber hinaus hat sie viel gewirkt. Denken wir einmal an die furchtbare Zeit von Ost und West, an die Mauer, die unser Land getrennt hat. Es wurde einmal von Geistfreunden gesagt: Der unblutige Fall der Mauer, das war auch ein Geschenk des Meisters an sein Oberhaupt Frieda Müller, die dafür gekämpft, gelitten und geweint hat. So hat sie vieles bewegt für unsere Kirche und für die Menschen in unserem Land, aber sie hat auch im ganz Kleinen immer wieder liebevoll gewirkt.

Ich möchte einige persönliche Erlebnisse erzählen: Da waren irgendwann in den 1950er-Jahren drei Jungs, drei Flüchtlinge aus der Ostzone. Die hat Schwester Friedchen dann eines Tages zusammengeführt, ihnen ein liebevolles Zuhause bei einer lieben Familie in der Seesener Straße 19 gegeben. Als dann das Kirchenhaus in Berlin-Nikolassee gekauft werden konnte, hat sie sie dorthin mitgenommen und ihnen nicht nur Obdach gegeben, sondern sie mit Liebe an ihr Herz gezogen. Meine drei Jungs, hat sie immer gesagt. Einer von den drei Jungs damals steht heute vor euch. Ich werde mein Leben lang, so lange ich atme, und über mein irdisches Leben hinaus, den Dank dafür nicht vergessen. Für jeden Tag und jede Stunde, die ich in ihrer Nähe sein durfte, möchte ich dankbar sein, wenn es manchmal auch schwere, sehr schwere Stunden waren.

Aber Schwester Friedchen hat in ihrem Haus nicht nur die drei Jungs aufgenommen. Viele Kinder, viele Jugendliche waren in ihrem Haus von Anfang an. Da war die Mutter gestorben oder schwer krank, da waren die Eltern auseinandergegangen: Sie hat den jungen Menschen Obdach und ein Zuhause gegeben für ein paar Tage, für ein paar Wochen oder auch für eine lange Zeit, bis sie alt genug waren. Sie hat sie auch auf die richtigen Wege geleitet, damit sie starke Menschen werden konnten, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Alle hat sie in Liebe an ihr Herz genommen.

Schwester Friedchen hat aber auch viel leiden müssen. Sie hatte immer wieder schwere körperliche Schmerzen und Leiden bis zum Ende, sprechen möchte ich aber von den seelischen Leiden. Großes Leiden war immer dann, wenn sie zwar neue Wege in der Kirche des Meisters gehen durfte, Neues erschließen durfte, in den Sakramenten Neues erschließen durfte, aber einige dann nicht mit ihr gehen konnten oder noch nicht mit ihr gehen konnten. Manchmal waren das die engsten Mitarbeiter. Das hat ihr großes Leid gebracht. Diese Menschen waren nicht gegen sie, aber es hat manchmal sehr lange gedauert, bis ihre Mitarbeiter wieder an ihrer Seite der Gefolgschaft waren.

Sehr schwere seelische Schmerzen hat Schwester Friedchen auch erlitten, wenn einer aus der Kirche weggegangen ist. Jahrelang hat sie einmal um einen einzigen Menschen, um ein einziges Menschenherz gekämpft. Sie sagte: „Es sind doch alles meine Kinder, die der liebe Meister mir gegeben hat.“ So hat sie gewirkt in allem. 

Ein weiterer Ausspruch von ihr war: „Gott ist praktisch, niemals theoretisch!“ Sie hat uns immer ermuntert: Nicht stehenbleiben und diskutieren, sondern weitergehen und anpacken! „Tausend Worte sind noch keine einzige Tat!“

Sie hat uns auch gelehrt, dass wir untereinander in all dem, was zwischenmenschlich ist, klar und wahr sein müssen, in allem, was wir tun und denken. Ob es nun in der großen Gemeinschaft oder in der allerallerkleinsten Gemeinschaft ist: Niemals darf einer mit seinen Wünschen die Freiheit des anderen beschneiden oder ihm sogar seinen freien Willen nehmen. Wir sind alle freie Kinder Gottes. Das hat uns auch schon unser Meister gesagt: „… dass wir alle wieder werden Kinder in seiner Liebe hier auf Erden!“

Wir alle wissen, das ist ein sehr hochgestecktes Ziel. Aber ich glaube, es ist ein erreichbares Ziel, wenn wir in den sogenannten kleinen Dingen in unserem Alltag jeden Tag daran arbeiten. 

Ihr Lieben, hier in unserer Gemeinde Gößweinstein, in unserer Gemeinschaft, hat Schwester Friedchen vor nun fast fünfzig Jahren angefangen, die Liebe des Meisters, seine Überbrückung in eine andere religiöse Welt zu tragen. Mit wenigen Menschen hat sie angefangen, und dann wurden Werke daraus, in denen wir heute stehen dürfen. Und was wir auch mit unseren Augen sehen: Wir müssen es mittragen mit Herz und Hand!

Wir können mit Fug und Recht sagen: Diese Gemeinde ist auch eine Gemeinde Schwester Friedchens. Daran wollen wir immer denken, wenn wir in die Zukunft gehen. Und auch diejenigen, die nicht mehr an der vordersten Stelle stehen können, wie sie einst gestanden haben, sie können doch in ihren stillen Kämmerlein die Hände falten: Alle, alle sind dabei!

Diese Zeit, durch die wir gerade gehen, ist eine Prüfungs- und Bewährungszeit. Der liebe Gott will diese Erde ja nicht verderben und bestrafen, er will uns alle einen Schritt weiterführen. Er will, dass wir einmal Kinder werden in seiner Liebe, dass es in Frieden einmal werden wird ein Hirt und eine Herde.

Schwere Zeiten führen eine Gemeinschaft, führen unsere Herzen stärker zusammen. So ist es immer in Notzeiten in unserer Johannischen Kirche gewesen, und so soll es bleiben. Es ist aber auch klar: Es wird nie wieder so sein, wie es vorher war. Es steht schon in der Bibel, in der Offenbarung St. Johannis: „Siehe, ich mache alles neu.“ Es wird noch vieles auf dieser Erde geschehen, was wir uns heute noch nicht vorstellen können. Doch wir müssen nur eins: in der Gemeinschaft treu zueinanderstehen!

Am heutigen 7. Februar wollen wir auch noch einmal dafür danken, dass uns immer Menschen vorangehen dürfen, Menschen aus Fleisch und Blut, so wie es heute unsere beiden Brüder Stefan und Daniel sind. Aber, ihr Lieben: Wir wollen damals wie heute nicht nur hinterherlaufen, sondern, so gut es jedem möglich ist, ihnen hilfreich und treu zur Seite stehen. 

Was uns allen in dieser Gemeinschaft dabei hilft, ist die ausgestreckte Hand unseres Meisters, wie es uns die Geistfreunde auch immer wieder zurufen. Wir wollen diese Hand nicht nur ergreifen, sondern sie festhalten, immer wieder festhalten, von ganzem Herzen! Amen.

Gemeindelied: Nr. 418 – „Was uns als Kinder des Höchsten verbindet“ 

Erster johannischer Gottesdienst nach dem Kirchenverbot

Meldung zum 3. Februar 2024

Am 3. Februar 1946 fand nach dem Kirchenverbot das erste Mal wieder ein johannischer Gottesdienst statt. Veranstaltungsort war die Aula der Hildegard-Wegscheider-Schule in der Lassenstraße in Berlin-Grunewald. Dort fanden die Gottesdienste der Berliner Hauptgemeinde von 1946 bis 1957 statt. Das Foto zeigt einen Gottesdienst mit Geistfreundrede, eventuell aus dem Jahr 1951.

Es folgt ein Text zum Thema aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel:

Neuanfang als Chance – Gott zeigt uns die Richtung zum Besseren

Von Paul Schuchardt

Am 3. Februar 1946 erlebten johannische Christen den ersten Gottesdienst nach einer elfjährigen Verbotszeit. Berlin war durch den Zweiten Weltkrieg massiv zerstört. Es herrschte große Not, und so war es für Kirchenoberhaupt Frieda Müller unvorstellbar schwer, einen geeigneten Raum für eine erste Zusammenkunft der wiedergefundenen Geschwister zu einem Gottesdienst zu finden. In der Aula der Hildegard-Wegscheider-Oberschule in der Berliner Lassenstraße 18 war er schließlich gefunden.

Wir können heute wohl kaum noch nachempfinden, mit welch tiefer innerer Freude und Dankbarkeit dieser Gottesdienst gefeiert wurde. Schwester Friedchen sprach zu Beginn folgende Worte:

„Wir gedenken unseres Meisters, des Begründers der Evangelisch-Johannischen Kirche nach der Offenbarung St. Johannis, der am 6. März 1941 in das Heimatland der ewigen Liebe eingegangen ist. Wir gedenken seiner Worte:

Mit Irdischem lässt sich nicht ehren, der alles schuf, was rings umher; der alles könnte uns gewähren, will Liebe nur und sonst nichts mehr.
Drum sollen wir nach Liebe streben, an wahrer Liebe werden reich, dann wird uns auch der Herr erheben zu seinen Auserwählten gleich.

Er lehrte uns: Die Bibel ist die Richtschnur der menschlichen Daseinsstufe! Es gibt ein Fortleben nach dem Tode! Den Glauben an einen dreieinigstarken Gott! Durch die Geistfreunde erschloss er uns die jenseitige Welt. In den Geistfreundreden und in seinen Werken hinterließ er uns das Testament des Heiligen Geistes. Auf diesem Fundament wollen wir aufbauen, damit es endlich werde ein Hirt und eine Herde!“ –

Heute schauen wir voller Dank auf ein Werk, das von großem Segen unseres himmlischen Vaters zeugt. Viele Jahre und unendlich viel Leid in der ganzen Welt hatte es bedurft, um alte Einstellungen in den Menschen zu überwinden und zu einem Neuanfang auch in der Kirche zu finden. In den Worten Schwester Friedchens wird ganz deutlich, worauf es Joseph Weißenberg immer ankam: Die Liebe unter den Menschen soll größer werden.

Inzwischen haben wir die Friedensstadt, wie von ihm prophezeit, wieder zurückerhalten und durften viele Stätten aufbauen, an denen wir mit neuen Erkenntnissen zusammenkommen und miteinander lernen können, eine Gemeinschaft mit liebevoller Ausstrahlung zu werden. Joseph Weißenberg hatte 1926 – ganz am Anfang der Gründung der Evangelisch-Johannischen Kirche – den Mitgliedern einen klaren Auftrag erteilt: „Überbrückung der Konfessionen durch die Liebe“.

Am 6. März 2002 weihte Kirchenoberhaupt Josephine Müller den neuen Altar in der Kirche im Waldfrieden ein. Dort ist seitdem zu lesen: „Gott ist Liebe“. Es ist eine Einladung an alle, dieses Ziel in Gott mit allen anderen Menschen zu suchen. Schritt für Schritt dürfen wir verstehen, dass dies niemals in einem Geist der Anmaßung, Überheblichkeit und Selbstherrlichkeit, durch Machtausübung oder mit materiellen Mitteln möglich ist. Es bedarf vielmehr liebevoller mitfühlender Herzen und gelebter Menschlichkeit. Solche Menschen sind in allen Religionen und Völkern zu finden, und es löst immer wieder große Freude aus, wenn sich Menschen zusammenfinden, um gemeinsam und gleichgeachtet an der Überwindung liebloser Zustände auf unserer Erde zu arbeiten.

Die jetzige Zeit fordert uns auch viel ab. Manche fragen sich, ob die Pandemie eine Strafe Gottes sei, und die Frage nach den Schuldigen wird wie zu allen Zeiten gestellt. Wie gern hätte man einen „Sündenbock“, den man in die Wüste schicken könnte. Aber das kann nicht das Ziel sein. Vielmehr wird es uns helfen, wenn wir diese Zeit ebenfalls als einen Neuanfang verstehen, um zu einem besseren Miteinander aller Menschen zu finden, gleich welcher Herkunft oder welchen Glaubens sie sind.

„Gott ist Liebe“ heißt auch, dass Wege zu ihm nur liebevoll gegangen werden können. Es lehrt uns auch, dass wir keine Angst vor ihm zu haben brauchen. Wir dürfen uns dessen bewusst werden, dass er uns alle liebt und dass wir alle etwas von seiner Liebe in uns tragen. Wenn diese Liebe in uns frei wird von aller Angst, werden wir keine Mühe mehr haben, andere Menschen als Freunde zu erkennen, ohne Bedingungen an sie zu stellen, wie sie sein müssen oder wie sie zu glauben haben.
Diese Liebe ist der Kompass, um zu echter Gemeinschaft und tiefer innerer Freude und Dankbarkeit zu finden. Neuanfänge sind Möglichkeiten, die Gott uns schenkt, damit seine Liebe in uns stärker wirken kann.

2023

Weihnachtsgruß der Kirchenleitung der Johannischen Kirche 2023

Meldung zum 24. Dezember 2023

Liebe Geschwister, Freunde und Suchende!

Viele Menschen, vielleicht auch wir selbst, sind geistig betrachtet verwirrt und unruhig auf ihren Lebenswegen unterwegs. Gerade in der Adventszeit steigt der Druck, besonders viel zu schaffen: Frieden und Harmonie wird von der Gesellschaft als Ziel gefordert, erwartet? Ist das jemals erreichbar?

Wir suchen nach dem richtigen Ort, der richtigen Zeit, nach dem richtigen Gefühl, um endlich, ja endlich einmal Weihnacht zu erleben.

In unseren Gemeinschaften der Kirche könnten wir daran arbeiten, das Gefühl von Geborgenheit entstehen zu lassen. Wenn uns das gelingt, können wir miteinander im Einklang der ewigen Liebe über die leisen, oft ungesehenen ruhigen Wege durch diese Zeit gehen. Uns erwartet das Himmelsgeschenk: das Kommen des Heilands.

Nicht Harmonie sollten wir unter uns suchen oder einfordern, sondern den göttlichen Frieden in uns. Wenn wir den gefunden haben, wird alles gut, dann wird es Weihnacht.

Wir wünschen Euch allen eine gesegnete Weihnachtszeit, eine liebevolle und aufgeschlossene Reise zu Euren Herzen, zu dem Gottempfinden in Euch.

Lasst uns in Liebe, mit Zuversicht und Mut gemeinsam die Zukunft gestalten.

Alles Liebe, Euer Daniel und Stefan

Weihnachtsfest im Christentum

Weihnachten ist das Fest der Geburt des Heilands Jesu Christi, eines der Hauptfeste der Christen.

In unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel erscheinen in der Advents- und Weihnachtszeit ausrichtende Artikel auf dem Weg zur Krippe. Eine Auswahl:

Friedensweihnacht – „Stille Nacht“ – „Douce nuit!“

Von Johannes Falk

Die Geschichte unseres Heilands Jesus Christus beginnt in Bethlehem mit der Verheißung der himmlischen Heerscharen: „Friede auf Erden!“ Doch ebenso beginnt sie mit dem grausamen Kindermord zu Bethlehem. Und sie endet nicht mit dem Kreuzestod, sie ist weltweit und in alle Ewigkeit bei uns nach den Worten des Auferstandenen: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“

Wenn ich an den Heiligen Abend denke, an die Heilige Nacht, wo alles einmal begann: Es ist immer wieder ein weltbewegendes, weltumspannendes Ereignis, das in den Herzen lebt und nie enden wird. Als Kind habe ich noch den Zweiten Weltkrieg erlebt und die sehr schwere Zeit danach. Auch bei Hunger und Not und in der erbärmlichsten Unterkunft: Weihnachten war immer Weihnachten! Es war, als wären wir alle zu Seinem Geburtstag, an Seinen Tisch eingeladen: der Heiland unser Gastgeber und wir die glücklichen, seligen Gäste. Es ist ein mit unseren Worten nicht zu beschreibendes Gefühl, immer wieder aufs Neue ein Himmelsgeschenk, das nie enden wird und um den ganzen Erdball mit Millionen, Abermillionen geschmückten Christbäumen erstrahlt. Und Jahr für Jahr entstehen neue wunderbare Weihnachtslieder, Weihnachtsgedichte und -geschichten.

Es ist erschütternd, dass dort, wo unser Heiland lebte und wirkte, immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen sind. Wer die Heilige Schrift zur Hand nimmt, der erfährt, dass es schon seit Jahrtausenden so ist, diejenigen, die sich „besser“ dünken immer gegen die „anderen“: unterdrücken, vertreiben, bekriegen und schließlich ausrotten! Und das gilt auch heute für unsere ganze arme Erde: Hass und Krieg, Menschen gegen Menschen, Völker gegen Völker.

Unser Meister Joseph Weißenberg hat prophetisch gesprochen: „Die Menschheit muss sich bald entscheiden, muss umkehrn oder untergehn!“ Aber er hat auch verheißen: „Statt Kampf wird Frieden ziehen ein, man wird nur einen Glauben finden, ein Paradies die Erd wird sein!“ Daran glaube ich fest, mag es auch in noch so ferner Zukunft sein. Und die Menschheit wird sich zur Umkehr entscheiden – sie wird sich entscheiden „müssen“!

Doch „die Menschheit“ sind wir selbst, jeder von uns. Wir müssen endlich Friedensboten werden in unseren Häusern, Familien, Gemeinden, im Umgang mit unserem Nächsten, ja überall. Und das wollen wir besonders innig und beherzt in dieser Zeit tun. Und wir möchten es auch im Gebet tun, wie es uns unsere Kirchenleitung ans Herz legte: im abendlichen Vaterunser beten für alle Menschen und Völker, dass Licht in das Dunkel von Neid und Egoismus einzieht und dass endlich Frieden wird, wie es zur Geburt des Heilands verheißen wurde: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“

Zum Schluss eine Erinnerung, eine Überlieferung aus dem Ersten Weltkrieg: Lange währender, blutiger Stellungskampf, Grabenkrieg, Mann und Mann gegeneinander. Dann geschah es: Zur Stunde der Heiligen Nacht schwiegen die Waffen, und plötzlich erscholl es von hüben und drüben, auf Deutsch und auf Französisch: „Stille Nacht, Heilige Nacht!“ – „Douce nuit, Sainte nuit!“ Und dann krochen sie von hüben und drüben aus den Schützengräben, fassten sich bei den Händen und umarmten sich!

Ja, „bei Gott ist kein Ding unmöglich“! Doch wir müssen unerschütterlich daran glauben und dafür etwas tun. Einer muss den Anfang wagen, wir alle müssen den Anfang wagen – wir alle!

Weg nach Bethlehem – Jede Reise braucht auch eine innere Vorbereitung

Von Marcel Heß

Manchmal ist es ein beschwerlicher Weg, um bis nach Bethlehem zu kommen. Vielleicht sogar meistens. Vom Berliner St.-Michaels-Heim sind es beispielsweise 4019 km mit dem Auto. Gemäß Google Maps ginge eine solche Reise von Deutschland zunächst durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Serbien, über Bulgarien und die Türkei weiter nach Syrien und schließlich über Jordanien in den israelischen Teil Jerusalems und zurück in das Westjordanland. 43 Stunden reine Fahrzeit werden angegeben, ungeachtet von Wartezeiten an Grenzen und anderen Hindernissen.

Angenehmer erscheint der Weg nach Schönefeld, um mit einem vierstündigen Flug zum Ben-Gurion-Airport in Tel Aviv zu gelangen. Von dort wäre es noch etwa eine Stunde Fahrzeit mit dem Mietwagen, wenn man die Strecke einfach durchfahren könnte. Tatsächlich besteht nach den schrecklichen Ereignissen der vergangenen Monate in dieser Region seit dem 21.11.2023 eine offizielle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, in welcher es heißt: „Deutschen Staatsangehörigen, die sich derzeit im Gazastreifen und im Westjor­danland aufhalten, wird empfohlen, auszureisen.“

Auch vor etwa 2000 Jahren ist eine Anreise nach Bethlehem, etwa für Joseph mit seiner Frau von Nazareth aus, sicher keine leichte gewesen. Es galt eine Strecke von ungefähr 145 km, etwa 2000 m bergab und gut 2500 m bergauf, zu überwinden, zu Fuß, allenfalls mit einem Esel als Reittier für die hochschwangere Maria. Bei einer Tagesleistung von etwa 20 km müssten sie gut eine Woche unterwegs gewesen sein.

Doch bei dem „beschwerlichen Weg“, den ich meine, geht es mir nicht um die physische Überwindung der räumlichen Entfernung, zumal ja auch eine zeitliche Distanz von zwei Jahrtausenden nach Bethlehem und zu seiner Krippe zu überwinden wäre; es geht um eine innere Reise. Es geht darum, sich selbst bereit zu machen, für nichts weniger als die Ankunft des Herrn in unsere Welt, in unsere persönliche Welt. Doch wie gelingt das? Wie macht man sich bereit dafür? Das sind Fragen, die sich mit einer einfachen Google-Recherche oder einem ChatGPT-Prompt (KI-Anfrage) nicht bequem beantworten lassen – sie erfordern mehr: mehr Engagement und mehr Zeit. Zeit, die wir uns im Advent nehmen sollten, um uns vorzubereiten.

Es geht nicht um das Erlangen einer sogenannten „weihnachtlichen Stimmung“, die sich die Menschen hoffen mit Keksen und Glühwein auf einem Weihnachtsmarkt erkaufen oder mit Schwibbögen, Dominosteinen und „Jingle Bells“ in ihre Wohnzimmer holen zu können. Es ist auch nicht abhängig von winterlich schneebedeckten Landschaften oder sternenklaren Nächten. Es geht um innere Vorbereitung, diese kann nicht von Äußerlichkeiten in das Herz getragen werden, sie sollte von innen entstehen. Vielleicht ist es ein Anfang, sich bewusst zu machen, dass man an die Krippe gelangen möchte. Weil man erkennt, dass ohne das Kind darin, welches ein Symbol für die Liebe Gottes zu uns Menschen und die sich daraus speisende Hoffnung auf Erlösung von der eigenen Unvollkommenheit ist, etwas fehlen würde. Etwas Entscheidendes, für mich letztlich etwas Sinnstiftendes, nein, das Sinnstiftende, weil ohne die Hoffnung auf Gottes großzügige Liebe eben keine Hoffnung für eine verirrte Seele bestünde.

Es ist gut, wenn wir den Wunsch spüren können, an seine Krippe zu gelangen, weil wir dann schon einmal ein Sehnen haben, woran wir unsere weiteren Schritte ausrichten. Und genau diese müssen nun gegangen werden. Sie sind wahrscheinlich so individuell wie unsere Standpunkte im Leben, weshalb sie sich wiederum nicht allgemein beschreiben lassen, sondern von uns selbst erspürt werden müssen. Ich glaube, auch das ist gemeint, wenn uns von geistiger Seite geraten wird, dass wir zu einer inneren Ruhe finden sollen in dieser Zeit. Spüren, was uns dem Heiland näher bringen kann, spüren, was uns in einen Menschen verwandeln könnte, mit dem er gerne zusammen wäre. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Manchmal möchte man meinen, es wäre schon gut, wenn man wenigstens so weit auf dem Weg käme, dass der Heiland nicht vor uns weglaufen wollte. Aber genau an dieser Stelle möchte ich Mut machen. Ich glaube, er ist ein „Menschenfreund“. Er möchte uns Freund sein, er möchte uns annehmen, wenn wir zu ihm kommen wollen. Das ist für mich Teil seiner Gnade. Unter Gnade verstehe ich ganz unfachmännisch, dass uns etwas geschenkt wird, obwohl wir es vielleicht nicht verdient haben. Letztlich glaube ich auch, dass wir ohne Gnade gar nicht im Stall ankommen werden. Auch das ist wichtig zu erkennen und einzusehen: Wir können unsere Ankunft an der Krippe nicht allein aus uns heraus erzwingen, sie muss uns geschenkt werden. Aber Vorsicht, Gnade ist, glaube ich, kein Ersatz für eigenes Bemühen. Vielleicht wird es einem manchmal auch geschenkt, einfach in die Krippe hineinzustolpern. Ich kann mir vorstellen, dass Gott auch so großzügig ist, wenn in uns der Wunsch gewachsen ist, an der Krippe anzukommen. Dann erscheint es mir ratsam und konsequent zu versuchen, die eigenen Bewegungen auch in diese Richtung zu lenken, weil es uns eben nicht egal ist, ob wir ankommen.

An der Krippe werden wir auch nicht allein stehen, nein, der Stall wird hoffentlich brechend voll sein, Gott ist ja schließlich nicht nur für uns gekommen. Es ist wichtig, auch das einzusehen. Der Weg zur Krippe kann nicht mit Ellenbogen gegangen werden. Wir können uns nicht an den anderen vordrängeln, um für uns einen Platz mit bester Sicht auf das Jesuskind zu erobern. Aber nehmen wir für einen Moment an, es ginge doch. Wie würde es sich anfühlen, gerade noch rechtzeitig aus der dunklen Kälte der Nacht in den Stall gelangt zu sein, das Jesuskind tatsächlich zu sehen und dann in seinem Blick die Frage zu lesen: „Wo ist der Freund, den Du mitbringen solltest?“. Würden wir nicht sofort hektisch, gar panisch zurück in die Nacht stürzen, um den anderen doch noch zu suchen und schamvoll darauf zu hoffen, dass er uns vergeben kann, damit wir gemeinsam versuchen könnten, noch einmal in den Stall zu gelangen? Ich glaube, es ist Teil des Weges, andere mitzunehmen.

Und dann ist da noch etwas, das ehrlicherweise zu dem beschwerlichen Weg nach Bethlehem gehören kann. Manchmal haben wir das Gefühl, nicht rechtzeitig oder gar nicht angekommen zu sein. Weihnachten ist vorbei, und wir waren nicht da. Das ist traurig, ohne Frage, denn es ist eine vertane Chance. Aber es ist nicht das Ende aller Tage. Das Neue Testament ist voll von Menschen, die Christus erst nach Weihnachten getroffen haben und ihn dennoch als ihren Heiland erkennen durften. Vermutlich ist keiner von denen hinterher nach Bethlehem gepilgert, aber sie werden versucht haben, ihren Lebensweg auf sein Vorbild ausgerichtet zu haben. „Mache dich auf, werde licht!“

Sein Geist berührt die Welt – Teilen wir das Licht der Weihnacht mit unseren Mitmenschen

Von Christine Werner

In einem Text las ich vor Kurzem: Jedes Mal, wenn zwei Menschen einander verzeihen, ist Weihnachten. Jedes Mal, wenn ihr Verständnis zeigt für eure Kinder, ist Weihnachten. Jedes Mal, wenn ihr einem Menschen helft, ist Weihnachten. Jedes Mal, wenn jemand beschließt, ehrlich zu leben, ist Weihnachten. Jedes Mal, wenn ein Kind geboren wird, ist Weihnachten. Jedes Mal, wenn du versuchst, deinem Leben einen neuen Sinn zu geben, ist Weihnachten. Jedes Mal, wenn ihr einander anseht mit den Augen des Herzens, mit einem Lächeln auf den Lippen, ist Weihnachten. –

Da erinnerte ich mich an eine Begebenheit, dass jemand zu mir sagte in der Mitte des Jahres: „Mir ist jetzt, als wäre Weihnachten.“ Er erläuterte mir, dass er auf einen bestimmten Moment schon lange wartete, und sich nun dieser erfüllt hätte. Was war passiert? Wahrscheinlich trafen für einen Moment Glück, Freude und Zufriedenheit in konzentrierter Form zusammen.

In wenigen Tagen feiern wir das Kommen Jesu Christi und erinnern uns an die Zeit vor 2000 Jahren, an die schwierige politische und gesellschaftliche Situation: Es herrschten überall Machtkämpfe und Unterdrückung. Und in diese Zeit hinein schenkte Gott, der Herr, uns Menschen seinen Sohn; die Quelle eines kostbaren Lichtes und des ewigen Friedens.

Jesus Christus als Ursprung der reinen Liebe, einer Zuversicht und Hoffnung, die uns durch alle Situationen tragen möchte und uns standhalten lässt, wenn unser Herz ihn entdeckt und annimmt. Öffnen wir unsere Herzen, räumen wir alles Belastende hinaus und legen es ihm im großen Gottvertrauen zur Gesundung vor die Krippe.

Die himmlische, heilende Kraft wird jedes Jahr dem zum Erleben, der sich mit ganzem Herzen und ganzer Seele dem Lichterglanz der Krippe zuwendet, der sich nicht zu schade ist, gemeinsam mit den Hirten und den Tieren sowie mit Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen vor der Krippe zu knien, um das heilige Erleben in sich aufzunehmen. Der „Heilige Abend“ hat nicht umsonst diesen Namen.

Es ist heilend und heilig für jeden in der Stille der Nacht, wo die Kraft des Verzeihens, des Helfens, des Mitgefühls, der Versöhnung, des Lebens Sinngebung und das Erkennen des Nächsten geschenkt wird durch göttlichen Geist.

Reich beschenkt, fröhlich und voller Zuversicht und Zufriedenheit können wir dann unseren weiteren Lebensweg gehen mit dem Wissen, nicht ich habe Gott gesucht, sondern ich habe mich finden lassen. 
Ein Mönch vom Berg Athos beschrieb dies einmal so: „Der Herr sucht den Menschen, ehe der Mensch ihn sucht.“

Wir werden Wege kennenlernen, die wir vorher nie eingeschlagen hätten. In allem, was wir dann tun auf diesem Weg, wird uns eine göttliche Perspektive eröffnet, die uns zum Staunen bringt.

Am Heiligen Abend berührt sein Geist der Heilung und des Friedens die ganze Welt und möchte das Bewusstsein der Nähe Gottes, der Liebe Gottes durch Christus bei allen Menschen erwecken.

So sei unser tiefster Weihnachtswunsch, wenn wir uns ganz diesem göttlichen Geschehen zuwenden, dass das Licht der Krippe von Bethlehem, welches in der Finsternis leuchtet, unser Leben aufhellt, uns Mut macht und anspornt, auf einen Weg geistiger Erneuerung und Zuversicht zu gehen, der keinen ausgrenzt, der alle mitnimmt, die dem Licht Gottes entgegengehen möchten.

Möge der Geist der Weihnacht dazu führen, dass wir das neue Leben ausstrahlen und uns bewusst werden, wie wertvoll menschliches Leben ist.

Die Weihnachtszeit im Lied – Musik, die uns zur Besinnung und Freude geschenkt ist

Von Johannes Falk

Deutschland ist nicht nur das Land der Reformation Martin Luthers, auch das Fest der Weihnacht hat hier seinen ganz besonderen Platz: Nirgends hat Weihnachten eine so reiche Entfaltung in Liedern, figürlichen Darstellungen, Verkündigungs-, Hirten- und Krippenspielen gefunden. Und manches Lied hat seinen Ursprung in eben diesen schon vor vielen Jahrhunderten entstandenen Weihnachtsspielen.

Auch das weitbekannte Lied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ hat eine ähnliche Herkunft: Martin Luther schrieb den Text einst für die Weihnachtsbescherung seiner Kinder und fügte dann später die heute gesungene Melodie zu den ursprünglich 15 (!) Strophen hinzu.

Die Erinnerung an die eigene Kindheit zeigt: Nach den kleinen Kindergebeten und -liedern waren die Weihnachtslieder die ersten und beliebtesten, die im kindlichen Gedächtnis geblieben sind; manche Liedstrophe wurde ja auch zum Aufsagen unter dem Weihnachtsbaum gelernt.

Die gebräuchlichsten und am weitesten verbreiteten Weihnachtslieder stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, wie „Stille Nacht, Heilige Nacht“, „O du fröhliche“, „Alle Jahre wieder“ und „Ihr Kinderlein, kommet“. Doch zu diesen und den unzähligen anderen kommen Jahr für Jahr in aller Welt neue hinzu.

Auch in der Johannischen Kirche sind neben den von jeher gesungenen traditionellen Gesängen im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche neue dazugekommen. Bereits im ersten johannischen Gesangbuch von 1954 steht das Adventslied „Es kommt der Herr gegangen in dieser heilgen Zeit“ und das seitdem nicht mehr aus unserem Weihnachtslieder-Repertoire wegzudenkende „Es klingt ein Lied der Lieder zu uns aus Heilger Nacht, das alle Jahre wieder die Herzen fröhlich macht“, das sich sehr bald den althergebrachten Liedern zugesellte.

Eine reiche Fülle schönster Texte mit wundervollen Melodien begleitet uns seitdem durch unsere Gesangbücher von 1954, 1967, 1981 und 2000. Dazu kommt noch eine reichere Auswahl von Gesängen für die Gemeindechöre. Außerdem konzertiert der Johannische Chor seit Jahrzehnten traditionell in der Weihnachtszeit mit alten und neuen Liedern.

Hier einige Beispiele von all den gern gesungenen und gehörten Liedern: „Süßer, selger Weihnachtszauber“ wurde 1948 als Kindergedicht geschrieben. Nacheinander erschienen, neben vielen weiteren, die nicht nur im Kindergottesdienst gern gesungenen Lieder: „Kommt mit frohem Schritte her zum Krippelein“, „Kommt, wir Kinder gehn zur Krippe“ und „Kommt, wir gehn nach Bethlehem“.

Zwei Lieder, die sicher nicht nur mir besonders gut gefallen, sind: „Botschaft der Freude“ und „Tausend Sterne funkeln in die Erdennacht“, beides Lieder, wo Text und Melodie so herrlich zusammenklingen, als stammten sie aus derselben Feder – oder Sphäre. Von manchen unserer Weihnachtslieder könnte ich mir vorstellen, dass sie einst, wenn die Zeit gekommen ist, über alle Grenzen hinweg gesungen werden, so wie heute „Stille Nacht“ oder „O du fröhliche“. Dazu gehören dann vielleicht das hier eingangs genannte „Es klingt ein Lied der Lieder“ und das folgende, das schon heute visionär und glaubensvoll in die Zukunft unserer Erde, dieses Erlösungssternes weist:

Der Heilge Geist ruft alle im weiten Erdenrund hin zu des Christkinds Stalle und zu der Liebe Bund. 
Er sammelt neu die Herden, er ruft von nah und fern und lässt uns kindlich werden in Demut vor dem Herrn. 
Vereint in einem Kreise ums kleine Krippelein stehn Hirten und stehn Weise, stehn alle, groß und klein. 
Es kommen alle Rassen und Völker ohne Zahl. Sie finden aus dem Hassen und aus des Kampfes Qual. 
Es knien dankend nieder die Lande Ost und West, und Nord und Süd kommt wieder zum großen Liebesfest. 
Der Engel Lieder klingen, vereint sind Tal und Höhn; im neuen Lob und Singen ist Freude und Verstehn. 
Der Heilge Geist ruft alle und geht den Weg voran hin zu des Christkinds Stalle, wo jeder beten kann. 
Aus Enge in die Weite führt Gottes Liebe ein, und nach dem langen Streite darf endlich Frieden sein.

Was ist nun das Besondere am Weihnachtslied? Diese Frage zu stellen, ist müßig, denn wir alle erleben die Antwort darauf doch jedes Jahr aufs Neue: Jeder Gesang ist zugleich Kindergebet und Psalm, Bitte und Dank, ehrfurchtsvolle Besinnung und jubelnder Lobgesang auf das größte und schönste Geschenk, das dieser Erde jemals zuteil wurde und immer wieder mit jedem Weihnachtsgesang als unaussprechliche und beseligende Freude zu uns kommt.

Reformation – die Schlosskirche in Wittenberg

Meldung zum 31. Oktober 2023

Die Schlosskirche in Wittenberg, an deren Tür Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen anschlug, gilt als Ausgangspunkt der Reformation. Die alte Tür wurde 1760 durch ein Feuer zerstört und wieder durch eine hölzerne ersetzt. Heutzutage findet man an diesem Platz die bronzene sogenannte Thesentür, die 1858 der preußische König Friedrich Wilhelm IV. der Stadt Wittenberg schenkte. Sie enthält den Text der 95 Thesen Luthers. Im Feld über der Tür befindet sich die Darstellung eines Kruzifixes mit Luther und Philipp Melanchthon – einem weiteren wichtigen Akteur der Reformation – vor der Wittenberger Stadtsilhouette.

Es folgen zwei Texte aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel zum Thema Reformation.

Was ist Reformation? – „Dass es werde, ein Hirt und eine Herde“

Von Olaf Börner

Es naht wieder der Tag, an dem wir dem Beginn der Reformation durch Martin Luther gedenken, und wie in jedem Jahr gehen mir Gedanken durch den Kopf, was Reformation eigentlich für mich bedeutet. Ich verstehe mein Leben als Teil eines Erlösungswerkes, in das Gott mich gestellt hat, um mein Leben besser gestalten und liebevoller werden zu können, aber nicht, indem ich mir durch Geld Erlösung kaufe oder die Vergebung von Sünden. So etwas ging zur Zeit Martin Luthers aber sehr wohl. Ein Gedanke, der uns heute abwegig erscheint, aber erst durch das Wirken Martin Luthers ein Ende fand. In seinen 95 Thesen, die er verfasste, nahm er unter anderem darauf Bezug, wurde in der Folgezeit verfolgt und sollte seine Worte widerrufen, was er aber nicht tat. 

Immer wieder ist es die Unnachgiebigkeit von Einzelnen, die für ihre Meinung eintreten, die eine starke Wirkung nach sich zieht, weil sich andere Menschen an dem guten Beispiel und der verkündeten Wahrheit ein Vorbild nehmen und dem nacheifern. In Luthers Fall war es unter anderem Kurfürst Friedrich der Weise, der seine Hand schützend über ihn hielt, so dass Luther aus Worms freies Geleit erhielt, wo er auf dem Reichstag im Beisein des Kaisers seine Schriften nicht widerrufen hatte. Auf dem Rückweg nach Wittenberg wurde er zum Schein entführt und zu seiner eigenen Sicherheit für fast ein Jahr auf die thüringerische Wartburg gebracht, wo er in dieser Zeit das Neue Testament in verständliches Deutsch übersetzte.

Wir nehmen jeden Abend die Bibel zur Hand, um der Verordnung unseres Kirchengründers Joseph Weißenberg zu folgen, und darin zu lesen. Diese Selbstverständlichkeit wäre ohne den Reformator nicht möglich, der, anfangs allein und dann mit Mitstreitern, die Bibel übersetzte. Durch dieses Werk wurde auch unsere deutsche Sprache vereinheitlicht, weil viele Worte aus der nun für viele lesbaren Bibel in den Sprachgebrauch übergingen. 

Wie wir wissen, war es aber nicht allein der Zugang zur Bibel für jedermann, der Martin Luther umtrieb. Viele alte Strukturen in seiner Kirche waren ihm aus tiefstem Herzen zuwider. Das Wort Reformation sagt aus, etwas auf die ursprüngliche Form zurückzuführen. Und wenn wir in die Zeit der Reformation schauen, dann hatte sich die christliche Kirche weit von ihrem Ursprung entfernt, es ging in den Führungskreisen oftmals nur noch um Macht und Politik.

Dies ist und bleibt für mich ein stetiger Grund, nach der Einfachheit in meinem Glauben zu suchen, den ich bei Jesus Christus mit seinen eingängigen, schlichten Worten finde. Der Weg, einfach in der Erklärung des Glaubens zu sein, setzt sich für mich in unserem Meister Joseph Weißenberg fort, der dem Wirken Martin Luthers eine sehr große Bedeutung auch für sein Wirken zuschrieb. – Wir werden am Ende unseres Lebens durch Gottes Gnade selig werden, aber nichts und niemand sollte uns davon abhalten, gute und liebevolle Werke in unserem Leben zu stiften, die Gottes Herz erfreuen, weil diese Werke uns nachfolgen und ihren Lohn in der Ewigkeit haben. Reformation ist für mich auch der Wunsch, eine einige Kirche anzustreben, in der sich alle Kinder Gottes zu Hause fühlen können – aus freiem Willen. Joseph Weißenberg bezog sich auf Worte Jesu mit seinem Wunsch: „Dass es werde, ein Hirt und eine Herde.“

Der Wunsch nach Veränderung – Zu Recht machen sich viele Menschen Sorgen um die Zukunft unseres Erdensterns

Von Friedhard Werner

Wenn der Monat Oktober zu Ende geht blicken wir auf den Reformationstag, den 31. Oktober. Martin Luther hat zu seiner Zeit in tiefen Glaubenskämpfen um ein anderes Gottesbild gerungen, als es damals in der Kirche gelehrt wurde. Er fand, was er suchte: einen gnädigen, liebevollen Gott. Im Gebet und im ernsten Ringen um die Wahrheit, beim Studium der heiligen Schriften des Neuen Testaments, in den Paulusbriefen, erhielt er ein neues Verständnis. Getrieben von dieser neuen Erkenntnis, wandelte sich auch seine Sicht auf das, was ihn umgab. Er sah die Ungerechtigkeit, das leidende Volk, den geldeintreibenden Ablasshandel. So schrieb er auf, was seiner Ansicht nach nicht stimmte und berührte viele Menschen im Herzen mit seinen Thesen. Eine gewaltige Veränderung, ein Umbruch, der rund 130 Jahre dauerte und mit dem Westfälischen Frieden nach dem Dreißigjährigen Krieg endete, folgte. Diesen Zeitraum umfasst die „Reformation“, wie wir heute sagen. So entstand in Deutschland die Evangelische Kirche.

Nun begehen wir nach über 500 Jahren den Reformationstag, der zurückgeht auf den Thesenanschlag Luthers an der Wittenberger Schlosskirche im Jahr 1517.

Enorm hat sich die Welt verändert, vor allem in den letzten 100 Jahren. Viele Menschen beschäftigt auch heute der Wunsch nach Veränderung, auch in den verschiedenen Religionen. Die Suche nach dem Sinn unseres Daseins wird intensiver. Andererseits wird immer mehr Wissen erforscht, neue Erkenntnisse treten zu Tage und neue technische Errungenschaften werden nutzbar gemacht. Viele dieser Dinge füllen unser Leben aus und man kann sich wunderbar mit ihnen beschäftigen, sie werden aber auch immer mehr als Beiwerk erkannt, das nicht für höhere Ziele gebraucht wird. Zu Recht machen sich viele Menschen Sorgen um die Zukunft unseres Erdensterns, wegen der abnehmenden Ressourcen und des Klimawandels und rufen auf, neue Wege zu gehen. Vielen ist aber auch der Glaube an Gott verloren gegangen,  manche haben ihre Kirchen wegen innerer Konflikte verlassen. 

Wie feiern wir aber nun heute den Reformationstag, was fangen wir mit diesem Tag an? Es ist wohl am besten, wenn wir versuchen, eine innere Arbeit zu leisten, die unser eigenes Verhältnis zu Gott in den Blick nimmt. Was glauben wir, und was glauben wir nicht? Wo sind wir nachlässig geworden im Glauben, denn auch mit unseren Glaubenskämpfen bewegen wir heute viel. Zum diesjährigen Kirchentag sagte der Geistfreund sinngemäß, dass unsere Gedanken mehr als in Lichtgeschwindigkeit über den Erdball gehen und etwas bewegen. Auf Martin Luther können wir noch heute achtungsvoll blicken: Welchen Glauben und Mut hat er gehabt, sich nicht vor der Obrigkeit zu beugen, die verlangte, dass er das Gesagte widerruft, und was hing alles an dieser Entscheidung?

Schauen wir in unser Zeitgeschehen: Auch da könnten wir Reformen gebrauchen. Blicken wir auf die Weltpolitik, die Landespolitik oder in die Kirchen: Überall sehen wir, dass es nicht nur wohlwollendes Miteinander gibt, sondern auch tiefe Gräben und Anfeindungen. Der Gedanke an eine geeinte Menschheit, die achtungsvoll miteinander umgeht, die alle als Kinder Gottes versteht, scheint gegenwertig eine Illusion zu sein, und es ist doch das, wonach sich viele sehnen. 

Im Kirchentagsgottesdienst sang die Gemeinde das Eingangslied „Einmal wird die Liebe siegen“. Ich habe es seitdem in vielen Gottesdiensten gehört und auch selbst zum Gottesdienst ausgewählt.

Das Lied erinnert uns an unser Fernziel, einmal ein Hirt und eine Herde werden zu wollen. Diesen Spruch Jesu aus der Bibel hat unser Meister Joseph Weißenberg über sein Schaffen gestellt, und das will uns auch heute noch leiten.

Zugleich werden wir mit dem Blick ins Weltgeschehen an unsere Ohnmacht erinnert, wenn wir zuschauen müssen, wie brutal und verroht die Welt sich an vielen Stellen zeigt. Deshalb ist die innere Arbeit wohl die fruchtbarste, sich selbst immer wieder zu prüfen, ob wir uns im Einklang mit Gott in unserem Glauben befinden. Nicht träge, lasch oder lau sollen wir unsere Gebete sprechen oder gar im Herzen von Gott weichen. An den von Gott gesandten Vorbildern, wie ein Martin Luther oder ein Joseph Weißenberg, können wir uns immer wieder ausrichten und uns stärken und damit auch für unseren Glauben etwas tun.

Erntedank in den johannischen Gemeinden

Meldung zum 1. Oktober 2023

In Deutschland wird Erntedank seit dem 18. Jahrhundert am Sonntag nach dem Gedenktag für den Erzengel Michael, dem 29. September, begangen, also am ersten Sonntag im Oktober.

An den ersten Oktober-Wochenenden feiern die johannischen Kirchengemeinden das Erntedankfest. Dabei werden überall die Altäre festlich mit den Gaben der Felder geschmückt, wie auf dieser Archivaufnahme von 2019 aus dem St.-Michaels-Heim zu sehen ist.

Es folgen zwei Texte aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel zum Thema Erntedank.

Im Dank verpflichtet – Die Ernte ist eingebracht, wie verteilen wir sie?

Von Rainer Gerhardt

„Im Erntedank schau nun zurück auf das vergangne Jahr; der Früchte Fülle zeigt dem Blick, wie es voll Segen war.“ Am ersten Sonntag im Oktober wird in Deutschland vielerorts in den Kirchengemeinden Erntedank gefeiert. Die Altäre sind festlich geschmückt, Obst, Früchte, Brot und vielleicht auch Schokolade für die Kinder werden wundervoll präsentiert. Im Gottesdienst werden die reichlich vorhandenen und gesegneten Früchte dann verteilt – an die Anwesenden oder oft auch an soziale Einrichtungen. Es ist ein Bild des Segens und des Überflusses.

Der Liedvers von Eberhard Köhler fordert uns auf, das vergangene Erntejahr – und uns selbst – zu betrachten. Wie sah es denn aus? Es war wieder ein Jahr der extremen Wetterbedingungen: Das nasse Frühjahr, die Trockenheit im Mai und Juni und die häufigen Niederschläge im Juli und August haben uns alle, aber vor allem die Landwirte betroffen. Das extreme Wetter führte zu regionalen Unterschieden in der Entwicklung der Pflanzen und somit bei der Erntemenge zu Verzögerungen oder Ausfällen. Das Fazit ist so unterschiedlich wie die Wetterbedingungen: Während so mancher fränkische Biobauer mit Sorge auf seine Futtermittelerträge blickte, freuen sich die deutschen Winzer über eine reiche und gute Ernte.

Auch wenn die Erntemenge insgesamt unter dem Vorjahresniveau liegt, sind die Regale in den Supermärkten und Bioläden voll. Deutschland ist einer der größten Exporteure von landwirtschaftlichen Produkten in der Welt, das Handelsvolumen umfasst fast 80 Milliarden Euro. Über 10 Millionen Tonnen Getreide hat unser Land 2022 exportiert. Warum exportieren wir so viel Getreide? Um den Hunger in der Welt zu bekämpfen, ist eine wichtige Antwort, sehen wir doch, wie katastrophal sich der Lieferstopp für ukrainisches Getreide in vielen Ländern der Welt auswirkt. Warum können sich diese Länder aber nicht selbst ernähren?

Die Gründe sind vielfältig: Nordafrika muss Weizen importieren, weil die Region nicht genug produzieren kann, um den Bedarf der wachsenden Bevölkerung zu decken. Das wasserarme Klima, die wechselhafte Witterung sowie die politische Instabilität verstärken das Problem. Ausländischer Weizen ist oft auch billiger als heimische Produkte beziehungsweise hat regionale, traditionelle Pflanzen wie Hirse, Sorghum oder Maniok verdrängt. So wurde die kleinteilige, regionale nord­afrikanische Landwirtschaft, die zudem besonders vielen Menschen Arbeit gibt, von den Agrarexporten Europas, Russlands oder der USA verdrängt. Eines ist klar: Die Agrarexporte sind aktuell überlebenswichtig für die Menschen vor Ort. Die regionalen Landwirtschaften müssen aber wieder auf- und ausgebaut werden, um in Zukunft Abhängigkeiten zu verringern.

Auch in Deutschland stellen wir fest, dass eine „Turbo-Landwirtschaft“ zu Problemen führt: Auf der einen Seite nehmen Umweltbelastung, Artensterben, Allergien zu, auf der anderen Seite fördern diese mit hohem Energieeinsatz erzeugten Produkte teilweise den Hunger, den sie bekämpfen wollen. Diese Erkenntnis erfordert unser Umdenken und ein neues Handeln. Das geht nur in kleinen Schritten, aber genau so geht es, denn jeder von uns kann etwas tun. Bei Lebensmitteln ist es ganz einfach: Wenn wir immer mehr regionale und saisonale Produkte erwerben, schont das die Umwelt und zudem unseren Geldbeutel. Jede Jahreszeit bringt die Pflanzen hervor, die dann von Mensch und Tier benötigt werden; saisonal zu essen ist gesund!

Eine Umstellung auf regionale und saisonale Produkte heißt ja nicht, dass wir auf Kaffee oder Bananen verzichten müssen, aber wenn mir im Supermarkt im Dezember Bio-Tomaten aus Marokko angeboten werden, die per Luftfracht geliefert werden, schaudert es mich.

Wenn unser Beispiel, verstärkt regional und saisonal zu kaufen, Schule macht, dann fällt es auch unseren Landwirten leichter, sich auf die notwendigen Veränderungen einzulassen. Denn im Gegensatz zu uns Verbrauchern merken die Bauern die Auswirkungen von Wetter­extremen und der Erderwärmung der letzten Jahre unmittelbar. Der Veränderungsdruck steigt. Es wird in Zukunft aber nicht reichen, allein wetterresistente Pflanzenarten anzubauen, um Ernteausfällen entgegenzuwirken. Die Sinnhaftigkeit unserer Intensivlandwirtschaft muss stärker hinterfragt werden, wobei Veränderungen nur greifen werden und können, wenn wir sie unterstützen.

Solche Veränderungen hat unser Meister Joseph Weißenberg angemahnt, als er sagte: „Die Menschheit muss sich bald entscheiden, muss umkehrn oder untergehn.“ Aus seinem Lehrgedicht kennen wir auch folgende Worte, die ein Handlungsauftrag sind: „Gerecht verteilt, was wächst auf Erden, damit niemand Not leiden tut. Und was du leichter kannst entbehren: Hilf dem Bedrängten überall!“

Und in Bedrängnis sind viele: Laut dem Welternährungsprogramm leiden 2023 mehr als 345 Millionen Menschen in 79 Ländern unter Hunger. Die Hauptursachen sind Konflikte, Klimawandel und die Nachwirkungen der Corona-Krise. Um den Hunger in der Welt zu beenden, sind weltweite und umfassende Anstrengungen notwendig.

Die Welthungerhilfe setzt sich dabei für eine nachhaltige Ernährungssicherung ein, die auf lokalen Bedürfnissen und Ressourcen basiert. Dazu gehören Maßnahmen wie die Förderung von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die Verbesserung des Zugangs zu Wasser und Saatgut, die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimawandel und Katastrophen, die Unterstützung von sozialer Sicherung und Bildung sowie die Bekämpfung von Diskriminierung und Ungleichheit.

Das alles sind Aufgaben der großen Politik, aber was können wir tun? Es ist immer eine Hilfe, wenn wir Menschen in Not direkt unterstützen, indem wir vielleicht bestimmte fair und nachhaltig produzierte Produkte kaufen oder Geld spenden für Organisationen, die den Hunger in der Welt bekämpfen. Es gibt für uns viele Möglichkeiten, anderen zu helfen. 

Wir können diese Welt nur verbessern, wenn wir bei uns anfangen. Das ist nicht immer leicht, aber notwendig. Die Kraft dazu bekommen wir in den bevorstehenden Erntedankgottesdiensten – in Form der gesegneten Früchte, die wir empfangen dürfen. Welch ein Grund, danke zu sagen.

Der Herr segnet unser Handeln – Die Früchte unserer Taten lässt Gott aufgehen und blühen

Von Andreas Schräne

Vor vielen Jahren sollte ich mich um eine ihr liebgewordene Pflanze meiner damaligen Vorgesetzten in ihrer zweiwöchigen Urlaubszeit kümmern. Nach einer Woche musste ich feststellen, dass die Pflanze anfing, nicht mehr gut auszusehen. Ich erkundigte mich bei einer Arbeitskollegin, die sich früher um die Pflanze gekümmert hatte, was ich vielleicht falsch gemacht hatte. Sie wusste auch keinen Rat, da sie ebenfalls der Meinung war, dass ich die Pflanze richtig gegossen hatte. Ich war letztlich froh, dass meine Vorgesetzte nur zwei Wochen weg war, sodass ich die Pflanze zumindest noch durch die zweite Woche retten konnte. Bis heute ist es mir ein Mysterium, was damals schiefgelaufen ist. 

Wir können uns manchmal anstrengen, wie wir wollen, scheinbar alles richtig machen und doch fehlt noch etwas. Wir streben im Alltag oft danach, planen, organisieren und stellen dennoch immer wieder fest, dass die Ergebnisse nicht immer die sind, die wir uns erhofft hatten.

Was in Zusammenarbeit mit anderen Menschen schon schwierig erscheint, funktioniert manchmal noch nicht einmal in einer zweiwöchigen Betreuungszeit einer Pflanze, egal wie sehr wir uns anstrengen. Irgendwas scheint zu fehlen, etwas Entscheidendes.

Wir befinden uns wieder vor einem Erntedankfest, in dem wir unsere Küche nach Früchten durchsuchen, die wir am Erntedanksonntag für den Altar mitbringen können. Auch wenn wir die Früchte im Supermarkt kaufen können oder vielleicht sogar selbst angebaut und geerntet haben, wird uns an solch einem Tage noch einmal bewusster, dass wir diese Früchte nicht aus eigener Kraft allein entstehen lassen können. Ohne das Wunder der Schöpfung und all dem von Gott geschaffenen und erhaltenen Leben könnten wir auch einen Stein in die Erde stecken und würden vergeblich darauf hoffen, dass daraus irgendwann ein Kürbis wird.

Voller Dankbarkeit legen wir die Früchte auf Gottes Altar und erinnern uns daran, dass dies eigentlich nicht unsere, sondern seine Früchte sind. Nun könnte Gott diese Früchte als Geschenk behalten, aber stattdessen macht er etwas anderes. Er lässt diese Früchte wieder an alle verteilen, und das Wunderbare daran ist, egal ob jemand mehr Früchte mitbringen konnte als jemand anderes, der weniger Früchte besaß, so werden die Früchte gleichermaßen auf alle Menschen verteilt. Gott macht aber noch etwas anderes, etwas Entscheidendes: Er verteilt die Früchte nicht einfach nur, er segnet sie noch darüber hinaus zum Heil für alle Kreatur, die die Früchte erhalten darf. So ist das beim lieben Gott.

Wenn wir unseren Alltag betrachten, ist das gar nicht so anders. Wir sind ein klitzekleiner Teil der von Gott geschaffenen und belebten Schöpfung, mit all den uns von Gott gegebenen Gaben und Fähigkeiten. Wir können diese auf vielfältige Weise einsetzen, aber wenn wir uns dazu entscheiden, diese Fähigkeiten in Liebe für Gott und die Menschen einzusetzen, dann geschieht etwas Entscheidendes: Gott segnet unser Handeln und Schaffen, und damit wird es mehr, bedeutend mehr als das, was sonst herausgekommen wäre. Die Früchte unserer Taten dürfen wahrhaft aufgehen und blühen, sie dürfen helfen, sie dürfen heilen, sie dürfen nach Hause führen. – Ein Erntedank ist mehr als ein Dankesfest, es weist uns auch den Weg.

Johannischer KIRCHENTAG 2023

Meldung zum 27. August 2023

„Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht!“
Apostelgeschichte 18,9b

Die Johannische Kirche ludt alle zur diesjährigen Kirchentagswoche vom 19. bis zum 27. August in die Friedensstadt Weißenberg und ins Berliner St.-Michaels-Heim ein. Jede und jeder war als Kind Gottes willkommen, durfte sich angenommen fühlen und konnte sich an der Bildung und Entwicklung einer lebendigen, christlichen Gemeinschaft beteiligen. Wie schon in den vorherigen Jahren gab es ein wunderbares, buntes und auch tiefsinniges Programm.

Es folgen drei Texte aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel zum Thema der Kirchentagswoche 2023.

Die Kraft der Worte – Wir haben allen Grund, Gott zu vertrauen

Von Paul Schuchardt

„Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht!“ Der Apostel Paulus erfährt diese Aufforderung durch ein „Gesicht“, vielleicht als Traum, oder als ein tiefes seelisches Erlebnis in der Nacht. Sie hebt seine Unsicherheit wegen der Anfeindungen durch die Einwohner der Stadt auf, in der er das Evangelium verkündigte.

Sein Nachterlebnis beginnt mit den Worten: „Fürchte dich nicht!“ Das muss einen Grund haben. In der Bibel beginnen wichtige Ankündigungen immer wieder damit: Fürchte dich nicht! 

Sie zeigen dem Menschen: Ich bin Gott, der dich sieht, der da ist und der dich liebt. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich nicht allein lasse, ganz gleich, was kommt. Sei deshalb du selbst, wie du wirklich bist. Habe keine Angst, denn ich bin bei dir.

Wir Menschen haben viele Ängste, beispielsweise vor Krankheiten, Schmerzen, davor, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren, vor dem Tod. Wir fürchten uns aber auch vor Verlust und Armut, Naturgewalten und vor ungerechten Strafen oder davor, nicht gebraucht zu sein, nicht so geachtet zu werden wie andere, nicht geliebt zu werden oder nicht zu den „Gewinnern“ zu gehören.

Furcht entsteht auch aus der Angst, dass Lügen, Betrug oder anderes liebloses Tun entdeckt werden. Meldet sich da das Gewissen, unsere innere Stimme?

Noch etwas anderes ist die Furcht vor Gott, dieses Denken: Ich bin unwürdig, ich werde nicht vor Gott bestehen, ich werde viele Strafen erleiden und so weiter. Über Jahrhunderte wurde den Menschen Angst vor Gott und seinen Bestrafungen gemacht. Die jeweiligen Glaubenshüter redeten dauernd davon, dass Menschen im Grunde schlechte Geschöpfe sind, die nur Strafen zu erwarten haben. Der Glaube, dass jeder ein von Gott geliebtes Wesen und im Grunde seines Wesens „gut“ ist, wurde ausgehöhlt und ging verloren. 

Doch Jesus will uns von dieser Angst vor Gott befreien, Er lehrt: „Liebe Gott! Er ist Abba, dein Schöpfer, der dich bedingungslos liebt.“ Deshalb brauchen wir keine Angst vor der Zukunft zu haben. Leben wir im Heute, im Jetzt und vertrauen darauf, dass das Morgen auch wieder gelingen kann. Die Erfahrung hat doch gezeigt, dass bisher alles bewältigt werden konnte oder sich ein Weg zeigte, wie es gehen kann. Die erforderliche Kraft ist immer erst im Jetzt verfügbar, nicht vorher. Die Sorge um das Morgen zeigt mangelndes Gottvertrauen. Gebete werden dann zum Betteln: Bitte, Gott, erfülle, was ich mir wünsche! Aber Furcht verschwindet dort, wo Liebe ist, wenn ein Mensch wirklich Gott vertraut.

An Paulus folgt die Aufforderung: „Rede!“ Reden bedeutet: etwas aussprechen. Worte richten sich an Zuhörer. Worte haben Kraft. Sie können hilfreich sein, aber auch zerstören. Was einmal ausgesprochen ist, ist nicht mehr zurückzuholen; es zieht seine Kreise. Das Reden bedeutet Verantwortung. Hörende sind darauf angewiesen, dass sie dem Gesagten vertrauen können. Wenn wir reden, um Halbwahrheiten oder Lügen zu verbreiten, weil wir aus Eitelkeit Aufmerksamkeit erreichen wollen oder weil wir uns besser darstellen wollen, als wir sind – vor allem im Vergleich mit anderen –, dann geht Vertrauen verloren. 

Worte können keinen Anspruch auf absolute Wahrheit oder Perfektion haben. Sie sind an den Zustand des Aussagenden gebunden. Deshalb ist es glaubhafter, von selbst Erfahrenem, von eigenen Erkenntnissen zu sprechen. Andere haben ihre eigenen Erkenntnisse. Im Gespräch können sie zusammengetragen werden und die eigene Sicht erweitern.

Rede und zeige dem Angesprochenen, dass du ihn gern hast! Sei dir bewusst, dass Gott da ist und du die Liebe im Herzen hast. Denke daran, dass Gott auch die liebt, zu denen du sprichst. So kann Hilfreiches, Aufbauendes, Vertrauenförderndes entstehen. Das Reden soll aus der Seele, aus dem Herzen kommen. Zeige, wer du wirklich bist und was du in deinem Herzen empfindest. 

Es ist hilfreich, wenn du mitteilst, was du fühlst. In vielen Familien oder Partnerschaften ist Sprachlosigkeit entstanden, weil sich die Partner nicht mehr sagen, was sie fühlen. Die Aufforderung an Paulus zu reden wird noch bekräftigt mit: Schweige nicht! Im Schweigen ist Stille. Gute Gedanken entstehen häufig in der Stille. Dann redet das Herz zum Menschen, und was da zu erfahren ist, ist meist wertvoller als das viele Reden. Manchmal sagt Schweigen sogar mehr als Worte.

Es gibt aber genügend Situationen, wo das Schweigen nicht angebracht ist. Wenn etwa Unwahrheiten, Hass, Verachtung verbreitet werden, gilt es, sich für Wahrheit und Menschlichkeit einzusetzen. Das kann mitunter für einen selbst gefährlich werden. Deshalb ist es gut, sich um Unterstützung zu kümmern. Ich muss nicht alles allein klären. Paulus ging auch erst in die Offensive, als seine Freunde bei ihm eingetroffen waren.

Die Aufforderung „Schweige nicht“ bedeutet auch, nicht nur mit den Vertrauten, den Gleichgesinnten, sondern ohne Furcht mit den „Ungläubigen“, den „Außenstehenden“ zu reden. Uns ist das ungewohnt. Meist suchen wir zum Gespräch die eigenen Kreise auf. Im „eigenen Hause“ fühlt man sich einfach sicher. Da kann ich mich nicht lächerlich machen oder brauche weniger Widerspruch zu befürchten.

Doch was sind eigentlich Fremde, nicht Dazugehörende? Es ist doch alles Gottes Werk! Die ganze Welt ist Gottes Feld. Menschen grenzen aus, doch Gott sammelt das Zerstreute. Ich habe schon oft erlebt, dass gerade im Sich-zu-erkennen-geben sehr fruchtbare Verbindungen zwischen scheinbar „Fremden“ entstanden. Und es blieb das beglückende Gefühl. Wir gehören zusammen.

Gott ist an unserer Seite – Wir müssen uns nicht fürchten

Von Matthias Müller

Gott beruft Paulus zu seinem Werkzeug, „dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel“, so steht es in der Apostelgeschichte geschrieben. Paulus war ein griechisch gebildeter Jude, ein gesetzestreuer Pharisäer, bis ihm Jesus auf dem Weg nach Damaskus erschien. Von da an verkündete er die Botschaft des auferstandenen Christus. 

Seine Missionsreisen führten Paulus durch weite Landstriche des heutigen Griechenlands, der Türkei und Syriens. Er predigte den Judenchristen, also den Menschen, die aus der jüdischen Lehre und Tradition zu Jesus gefunden hatten, als auch den so genannten Heidenchristen, also vornehmlich Griechen und Römern. Anders als in der jüdischen Tradition machte er die Beschneidung nicht zur Voraussetzung, gesetzestreu zu leben. 

Auf seinen Reisen erfuhr Paulus gerade in den griechischen Städten Athen und Korinth große Widerstände von den Juden; als er in Athen auf Silas und Timotheus wartete, „ergrimmte sein Geist in ihm, da er die Stadt voller Götzenbilder sah“. Einige Juden jedoch ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an, auch eine große Menge von gottesfürchtigen Griechen, dazu nicht wenige von den angesehensten Frauen.

Jedoch wurde Paulus immer wieder an seine Grenzen geführt, er erfuhr Widerstand und Lästerung, so dass er beschloss: „Euer Blut komme über euer Haupt, rein bin ich und gehe von nun an zu den Heiden.“ Andererseits erfuhr er auch viel Zuspruch – vom Vorsteher der Synagoge und seiner Familie und von Korinthern, die ihm zuhörten, gläubig wurden und sich taufen ließen.

Auf seiner zweiten Missionsreise, die etwa zwischen 49 und 52 stattfand, erfuhr er von Gott in einem Gesicht das Wort, das als Leitwort über der vergangenen Kirchentagswoche stand: „Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht!“ Und weiter gab ihm Gott seine Zusage: „Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“

Gott macht Paulus Mut, sich gegen äußere und innere Widerstände durchzusetzen. Er gibt ihm die Gewissheit und Zuversicht, dass da mehr ist als er, Paulus, mit seinen Augen sehen kann – geistig und irdisch. Vermutlich war Paulus hin- und hergerissen zwischen dem Anspruch der Pflichterfüllung, seinem inneren Brennen, und der immer wieder aufflammenden Ablehnung seiner Botschaft von der Erlösung durch Jesus Christus. Vielleicht verspürt mancher von uns diese Zerrissenheit auch: Wann und wie trete ich für Gott und sein Wort ein? Wann ist es besser zu schweigen, wann zu reden? Ist meine Rede heilsam, oder werfe ich Perlen vor die Säue?

Für mich ist die Botschaft Gottes an Paulus eine sehr persönliche, die nichts von ihrer Kraft und Größe verloren hat und heute so aktuell ist wie vor 2000 Jahren. Auch heute spricht Gott uns Mut zu, unsere Stimme zu erheben – für ihn, in den vielen Ungerechtigkeiten, die wir erleben, letztendlich in allen Lebenssituationen. Beispiele dafür gibt es sicherlich genug: Wenn ich respektlose Worte in einem Gespräch höre; wenn ich in den sozialen Netzwerken Kommentare von Menschen lese, die ich kenne, deren Inhalt ich als ungut empfinde; wenn im Miteinander oder in der „großen“ Politik Ausgrenzung betrieben wird: Wo schweige ich lieber –wie ich es oft tue – und wo habe ich den Mut zu reden? Da stellt sich sicherlich auch die Frage, wie sicher wir uns sein können, tatsächlich für Gott zu reden und nicht selbst bei aller Ernsthaftigkeit in ein Besserwissen zu verfallen, denn auch mein Gegenüber ist ja ein Kind Gottes ...

Fürchte dich nicht – vor der Beurteilung der Menschen, vor Widerstand und Ablehnung, sondern rede – von dem, was dich bewegt, was dein Herz, deine Inspiration dir eingibt, und schweige nicht, denn Gott braucht auch deine Stimme, habe keine Angst. Denn ich bin bei dir, verspricht uns der Herr, in deiner Freude, in Gefahr, alle Tage bis an der Welt Ende. Niemand soll sich unterstehen dir zu schaden, denn ich bin dein Gott, und ich habe ein großes Volk in dieser Stadt – himmlische und irdische Freunde sind bei dir.

Es gilt, Verantwortung zu übernehmen – Nicht still sein, sondern mit der richtigen Motivation sprechen

Von Angela Sonntag

In der Nacht sprach Gott zu Paulus, der in Korinth war und den Juden die Lehre Christi verkündete. Er sprach ermutigend und tröstend zu ihm: Hab keine Angst, sag den Menschen das, wofür du einstehst, verschweige ihnen nichts.

Diese Worte bezogen sich auf die Glaubensüberzeugung von Paulus, auf das, was er als Wahrheit erkannt hatte, um sie an die Menschen weiterzugeben, auch wenn sie ihn verfolgten oder verlachten.
In einer Predigt unserer geistigen Freunde heißt es weitergefasst:

„Ihr selbst könnt fühlen, wie es ist, wenn euch Mächte durchziehen, wie es ist, wenn ihr leicht oder schwer seid. Daran könnt ihr auch ermessen, was ihr anrichtet mit den falschen Gedanken, mit den falschen Worten, mit dem falschen Gespräch. Ihr fühlt einfach, wenn ein Gedanke nicht zu Ende gedacht oder ein Gespräch unterbrochen werden muss. Ebenso fühlt ihr, wenn sich euch ein Geist anträgt, der durch euch sprechen möchte. Und unsere Bitte geht dahin, dass ihr euch nicht verschließen möchtet, wenn es so ist und ihr merkt, wenn euer Mitwirken erforderlich ist, damit etwas geklärt wird, damit ein Unfriede nicht tiefer wird, damit ein Misstrauen bereinigt wird oder ein Missverständnis aus der Welt geschafft wird.“

Hier bezieht sich das Reden nicht nur auf die Glaubensverkündigung, sondern auch darauf, in anderen Bereichen zu reden, wenn es mich innerlich dazu drängt. Zum Reden braucht es oft Mut. Meine Angst mich zu blamieren, mich unbeliebt zu machen oder mich mit dem zu zeigen, was mich an Gedanken bewegt, kann mich hindern zu sprechen.

Andererseits übernehme ich Verantwortung, wenn ich mich zu Wort melde. Dann zeige ich, dass mir der Fortgang einer Sache wichtig ist, dass ich daran mitarbeiten möchte. 

Es gibt auch eine Menge innerer Stimmen, die mich abhalten können, mich zu Wort zu melden. Sie sagen zum Beispiel: Andere sind schlauer als du, sollen die sich mal darum kümmern. – Ich kann mich nicht so gut ausdrücken, habe Angst, die aufkommenden Fragen nicht beantworten zu können. – Eigentlich geht mich das doch gar nichts an.

In welchen Bereichen geht es darum, Verantwortung zu übernehmen, indem ich das, was mir auf der Seele liegt, anspreche? Innerhalb der Kirche oder Gemeinde, unter Freunden, innerhalb der Familie, einer Partnerschaft, in meinem Lebensumfeld, um für Gott und meine christlichen Werte einzutreten.

Oft sind wir gehemmt, zu sprechen, wenn es um Dinge geht, die unangenehm sind, Dinge, die zu Konflikten führen können. Wir haben lieber Ruhe und Frieden, neigen im Zweifelsfall gern dazu, ein Spitzendeckchen über alles zu decken, was nicht in Ordnung ist.

Dabei möchte Gott mit uns allen arbeiten, obwohl er weiß, dass wir verschieden sind und unsere Unterschiedlichkeit zu Konflikten führen kann. Aber ein Konflikt, der ehrlich und mit gegenseitigem Respekt ausgetragen wird, ist kein Zank und Streit. Dazu kommt es meist erst, wenn man beginnt hintenherum zu reden, weil man sich auf dem geraden Weg nicht traut. Und dazu kommt es erst, wenn man zu lange geschwiegen hat und der berühmte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt.

Vorab sollten wir prüfen, aus welcher Motivation heraus wir sprechen. Wenn unser Antrieb eine Antipathie gegen den anderen ist oder eine persönliche Kränkung, dann bringt es die Sache nicht weiter. Gott hat uns Menschen die Sprache gegeben, damit wir uns in unseren unterschiedlichen Sichtweisen und Empfindungen mitteilen und klären können.

Selbst innerhalb einer Partnerschaft wird meist zu wenig über die Dinge gesprochen, die uns wirklich beschäftigen. Wie oft haben wir schon die Erfahrung gemacht, dass sich ein fruchtbares Gespräch ergeben hat, wenn ich mir innerlich einen Ruck gegeben habe!

Aber wie spreche ich Unangenehmes am besten an? Es geht nicht darum, einfach mal Dampf abzulassen und zu meckern. Unsere Botschaft sollte sich klar und ruhig nicht gegen den anderen richten, sondern das Bedürfnis, mit meinem Sprechen etwas positiv mitgestalten zu wollen, sollte hörbar sein. Ich übernehme Verantwortung, weil mein Freund oder meine Gemeinde wichtig ist. Ich bemühe mich, lösungsorientiert zu sein und Kritik so zu äußern, wie ich sie für mich selbst akzeptieren könnte.

Im Volksmund heißt es: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“

Gott motiviert Paulus mit seinen Worten genau in die entgegengesetzte Richtung und auch in unserer Zeit braucht es meines Erachtens Menschen, die nicht nur still sind und mitlaufen, sondern die mit dazu beitragen, dass unsere Welt sozialer, menschlicher und freundlicher wird.

Zum 13. August – Gedenktag für Joseph Weissenberg

Meldung zum 13. August 2023

Am 13. August 1935 wurde Joseph Weißenberg, der Gründer der Johannischen Kirche, vom NS-Regime mit falschen Zeugen als angeblicher Sittlichkeitsverbrecher verurteilt. Er wurde bestraft mit Haft, mit Ehrverlust und schließlich in die Verbannung geschickt – als Mann von über 80 Jahren. Dies passierte, nachdem im Januar desselben Jahres bereits die Johannische Kirche von der Geheimen Staatspolizei verboten wurde. Joseph Weißenberg verstarb 1941 in der Verbannung.

Johannische Christen gedenken am 13. August dieser Verurteilung mit Gottesdiensten in den Gemeinden. Es folgen zwei Texte aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel zur Bedeutung dieses Tages für die Johannische Kirche.

Freier Glaube – Der 13. August 1935 mahnt uns

Von Rainer Gerhardt

Religionsfreiheit gehört zu den großen Errungenschaften unseres Landes in heutiger Zeit. Das war nicht immer so und ist auch weltweit die Ausnahme. Im 2. Bericht der Bundes­regie­rung zur welt­weiten Lage der Re­li­gions­frei­heit, der im Oktober 2020 vorgestellt wurde, heißt  es:

„Die Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. ... Drei Viertel aller Menschen leben in einem Land, das ihre Religions- und Weltanschauungsfreiheit einschränkt. Und diese Einschränkungen nehmen zu.“

Opfer und Täter entstammen fast allen Religionen und Konfessionen. Unterdrückung und Gewalt gibt es sowohl zwischen unterschiedlichen Richtungen einer Religion als auch zwischen den Religionen oder seitens totalitärer Staaten, die jegliche freie Religionsausübung verbieten.

Von 1933 bis 1945 zählte auch Deutschland zu diesen totalitären Staaten. Das Deutsche Historische Museum beschreibt die Situation der Kirchen im NS-Regime wie folgt: „Der Anspruch des NS-Regimes, alle Bereiche des öffentlichen wie des privaten Lebens mit nationalsozialistischer Ideologie zu durchdringen, erstreckte sich auch auf das Religiöse.“

Der Druck auf kleine Kirchen und Religionsgemeinschaften nahm ab 1933 früher und stärker zu als auf die evangelische und katholische Kirche: Die Zeugen Jehovas waren die erste Religionsgemeinschaft, die durch die Nationalsozialisten verboten und verfolgt wurde. Manche Führungen kleinerer Gemeinschaften gaben dem immensen Druck nach und erklärten öffentlich ihre Loyalität zum Nationalsozialismus – durchaus im Gegensatz zur Meinung ihrer Mitglieder. Auch in der Johannischen Kirche hofften damals so manche auf eine Verbindung zwischen „Kreuz und Hakenkreuz“, in der bereits gleichgeschalteten Kirchenzeitung Der Weiße Berg wurden entsprechende Leitartikel veröffentlicht. – Gleichschaltung bezeichnet die erzwungene Eingliederung aller sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Kräfte in die einheitliche Organisation einer Diktatur, die sie ideologisch vereinnahmt und kontrolliert.

Käthe Seidel berichtet aus dieser Zeit: „Der Meister sagte 1934 zu einer Schwester aus Frankfurt/Oder, die zu ihm gefahren war, um wegen der Hitler-Regierung und dem sogenannten „Tausendjährigen Reich“ mit ihm zu sprechen, Folgendes: ,Nach der Zahl der Jünger werde aus dem Hakenkreuz wieder das Kreuz!‘ Hitler, also das Hakenkreuz, regierte von 1933 bis 1945, nämlich zwölf Jahre.“

1934 begann die großangelegte Repression und Verleumdungskampagne gegen die Johannische Kirche, ihre Mitglieder und vor allem gegen ihren Gründer, Joseph Weißenberg, die am 17. Januar 1935 zum Kirchenverbot und dann am 13. August 1935 zur Verurteilung des Meisters führte. Mit der Verurteilung als Sittlichkeitsverbrecher hebelte das NS-Regime die garantierte Religionsfreiheit aus und schaffte es bei großen Teilen der Bevölkerung, das Ansehen des Meisters zu diskreditieren.

Auch nach pandemiebedingten Einschränkungen unserer kirchlichen Aktivitäten in den letzten Jahren können wir es uns nicht vorstellen, was es für unsere Vorfahren bedeutete, zwölf Jahre Kirchenverbot erleiden zu müssen. Ebenso bleibt uns die weltweite Verfolgung aus religiösen Gründen wohl unvorstellbar. Umso mehr können wir alle Jahre den 13. August nutzen, um uns an das Schicksal aller –nicht nur religiös – Verfolgten zu erinnern und als Einzelne sowie als Gemeinschaft versuchen, durch Gebet und Tat ihre Not zu lindern.

Religionsfreiheit ist keine Selbstverständlichkeit – weder 1935 noch heute.

Predigt zum 13. August – Ein Hirt und eine Herde!

Prediger: Matthias Müller

Gemeinde: Lied Nr. 63: „Du bliebst getreu“

Zu unserem heutigen Gottesdienst im Gedenken an die Verurteilung unseres Meisters Joseph Weißenberg hören wir Worte der Heiligen Schrift, die wir aufgezeichnet finden im 1. Buch Mose und beim Propheten Jesaja:

„Ihr gedachtet’s böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen, dass er täte, wie es jetzt am Tage ist, zu erhalten viel Volks. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch versorgen und eure Kinder.“ (Mose 50,20+21)

„Daran gedenke, Jakob und Israel; denn du bist mein Knecht. Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist, Israel, vergiss mein nicht. Ich vertilge deine Missetaten wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich um zu mir, denn ich erlöse dich.“ (Jesaja 44,21+22)

Und wir hören Worte unseres Meisters Joseph Weißenberg:

„Mein Gedanke war nur der, Menschen zu helfen, die da leidend, elend und krank waren. Ich bin fest davon überzeugt: Das, was ich tue, tue ich in göttlicher Allmacht, aber nicht aus mir, sondern es ist eine Kraft, die durch mich arbeitet.“

„Ich habe unter meiner Krone niedergelegt: Ich will aus dem Allerschlechtesten etwas Gutes machen.“

„Mein Werk ist umsonst, wenn die Liebe nicht größer wird.“

Ihr lieben Geschwister, ihr lieben Freunde vom Worte des Herrn, ihr lieben Freunde im Geiste!

„Ihr gedachtet’s böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte  es gut zu machen.“ So spricht es Joseph im alten Bund zu seinen Brüdern, die ihn letztendlich verraten hatten. Gott hat es gut gemacht, weil er, der Vater, der Schöpfer, der Herrscher über alle Dinge ist. Wann immer Menschen sich aufmachen, um Gottes Werk zu beschädigen, zu zerstören, Gott klein zu machen, haben sie vielleicht vor den Menschenaugen einen kleinen Erfolg. Doch weil Gott Liebe ist, unendliche Liebe, wird seine Liebe immer wieder siegen. Egal, was auf dieser Erde passiert.

So war es zu allen Zeiten. So war es im Alten Bund, so war es bei unserem Heiland Jesus Christus, als die Menschen nicht erkannten, dass seine Sendung göttlich war und nicht irdisch. So war es bei vielen Propheten und Gottgesandten. Und so war es auch bei unserem Meister Joseph Weißenberg, den wir als Offenbarung Gottes bekennen.

„Ich habe unter meiner Krone niedergelegt: Ich will aus dem Allerschlechtesten etwas Gutes machen.“ Und wie viel Schlechtes hat sich an seine Fersen geheftet. Wie hat er gekämpft! Um die Wahrheit Gottes, um die Heilige Schrift von Anfang an. Wie hat er sich gegen die Mächte der Welt gewehrt, die ihm die Geistfreundreden verbieten wollten und das Alte Testament, weil es den Herrschern, den Machthabern in seiner Zeit nicht gepasst hat, sie sich besser fühlten als die Menschen, von denen in der Heiligen Schrift gesprochen wird. Wie hat er immer wieder – so sagen es die Berichte aus seiner Zeit – um einzelne Seelen und um ganze Völker gerungen.

Das Leben unseres Meisters mag uns heute an jedem Tag ein Beispiel sein dafür, dass die Liebe Gottes die Menschen verwandeln kann. Beispiele dafür sind genug gegeben, dass wir uns an ihnen ausrichten können. „Ein Beispiel hab ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich euch getan habe.“ So sagt es unser Heiland Jesus Christus beim Heiligen Abendmahl. Die Größe Gottes, die Größe seiner Gesandten, seiner Propheten, seiner Offenbarungen mag uns unendlich groß erscheinen. Aber hier in diesem Leben, in dieser Inkarnation dürfen wir einen kleinen Abglanz dieser Größe verspüren. Wir dürfen sie aufsaugen mit allen Sinnen, mit allen Fasern unseres Lebens, vor allem mit unserem Geist, der angeregt wird von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.

Unsere unsterbliche Seele – der Funken Gottesgeist – braucht immer wieder diese Nahrung der Ewigkeit, um bestehen zu können, um in Freud und Leid diesen Erdenweg gehen zu können. Es ist unser aller Aufgabe, auf diesem Erdenweg Freude und Segen zu verbreiten. Freude, die vom Herrn kommt, Segen, den Gott selbst seinen Menschenkindern an jedem Tag schenken möchte.

Wir sind Gefäße, wir sind Werkzeuge für Gottes Liebe. Dazu haben wir uns bekannt! Dazu haben wir unser Ja gegeben: „Ja, Herr, ich will dir dienen!“ Auch wenn viele irdische Dinge einen jeden Tag zu erledigen sind, soll doch der Dienst für Gott an erster Stelle stehen. Jedes Tun, jedes Handeln können wir mit seiner Liebe erfüllen. Selbst die kleinste Kleinigkeit, über die wir vielleicht so ganz achtlos hinweggehen, können wir mit einem bisschen Liebe erfüllen und aufwerten.

Wir können auch versuchen, uns nicht zu ärgern an den Dingen, die uns jeden Tag begegnen. Wenn wir uns vielleicht einmal ungerecht behandelt fühlen, wenn wir uns zurückgesetzt fühlen. Das hat nichts damit zu tun, dass wir alles hinnehmen müssen, doch es geht in unserem Leben immer wieder darum, mit welchem Geist wir den Tag erfüllen, welchen Geist wir ausstrahlen. Schlagen wir mit Ärger zurück, wenn uns Ärger überkommt? Oder versuchen wir, den Ärger aufzunehmen und zu verwandeln, ihn anzufüllen mit einem positiven Gefühl, das aus der Liebe Gottes stammt?

Wie schaffen wir es, an einem jeden Tag auf Gottes Wegen zu bleiben und unserem Auftrag treu zu bleiben? Das ist nicht immer einfach. Wir werden immer wieder Rückschläge erleben. Wir werden manchen Abend in der abendlichen Feierstunde denken: „Ach ja, da war eine Lehrstunde, die habe ich nicht verstanden. Aber jetzt wird es mir klar.“ Da wird es manche Situation geben, die wir im Nachhinein vielleicht bereuen. Aber allein das Erkennen ist schon der erste Weg, es beim nächsten Mal besser zu machen. Und es sind viele kleine, aber auch wahrhaft große Kämpfe, in denen wir stehen.

Unser Meister Joseph Weißenberg hat uns viele Einblicke in diese Kämpfe gegeben. Wie hat er selbst gerungen und gelitten, vor allem unter dem Unverständnis der Menschen, die seine Segnungen nicht anerkennen wollten. So hat er – so ist es überliefert – gesagt: „Nach allem haben mich die Menschen gefragt, aber nach dem ewigen Leben haben sie mich nicht gefragt.“ Und das ewige Leben, das Zuhause-Sein in Gott, das Wieder-nach-Hause-Kommen in seinen Himmel, in seine Ewigkeit, in das Heimatland der ewigen Liebe, das ist doch das Ziel, das uns alle eint. Ob groß, ob klein, welcher Religion oder Nationalität auch immer: Alle Menschen verspüren irgendwo und irgendwie diese Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Heimat im irdischen und im geistigen Sinne. Und wohl dem Menschen, der eine Heimat gefunden hat bei Gott. Wohl dem, der ein gläubiges Wesen in sich trägt, das gelernt hat, die Liebe zu Gott und zu den Menschen Stück für Stück größer werden zu lassen.

„Mein Werk ist umsonst, wenn die Liebe nicht größer wird.“ So hat es uns Joseph Weißenberg ans Herz gelegt. An diesem Größer-Werden der Liebe können und dürfen wir jeden Tag etwas mithelfen, damit es wirklich einmal wird, wie er es sich gewünscht hat: „Ein Hirt und eine Herde.“ Dann werden Fragen nach der Unterschiedlichkeit gering werden, sondern nur noch der Gedanke zählen: „Was eint uns? Was bringt uns gemeinsam weiter?“

Vorne steht an erster Stelle: Unser Meister hat vieles aus der Welt hinweg getragen. Er hat seinem Volk verziehen, so haben es die Geistfreunde einmal gesagt. Er hat seinem Volk verziehen, in dem er aufgewachsen ist, und für das er immer wieder eingetreten ist, obwohl doch im Namen des deutschen Volkes ein Urteil über ihn gesprochen wurde vor nun fast 90 Jahren. Im Namen des deutschen Volkes: Es waren natürlich nicht alle, die da mitgesprochen haben, aber wir tragen alle die Verantwortung dafür, dass solche Dinge sich nicht wiederholen.

Wir stehen in Zeiten, in denen die Kräfte, die Gottes Werk zerstören wollen, groß sind. Es sind die Kräfte, die den anderen nicht achten wollen. Es sind die Kräfte, die denken: „Ich bin etwas Besseres, weil ich mehr habe.“ Oder: „Ich bin etwas Besseres, weil ich mehr kann.“ Es sind die Kräfte, die Unfrieden und Unsegen säen wollen. Es sind die Kräfte, die sich an Menschen anhängen, die vielleicht ein gutes, berechtigtes  Anliegen haben, ihre Stimme erheben wollen, aber sich doch schnell zum Werkzeug machen lassen für die Kräfte des Ungeistes, die die Menschen letztendlich auseinander treiben wollen. Die den Egoismus und den Neid und den Hass befördern.

Seinen wir wachsam! Halten wir unsere Herzen und unsere Sinne offen für das, was Gott uns sagt. Wer auf Gottes Stimme achtet, wird nie oder selten auf Irrwege geraten. Er wird sich in verschiedenen Prüfungen zu bewähren haben, auch dem Gottgerufenen fällt nicht alles leicht, aber er hat eine Kraft, die unüberwindlich ist. Alles das, was auf unserem Lebensweg geschieht, mag uns immer wieder helfen, wie eine Lektion in der Schule, wie ein Lernstoff. Dann können wir damit die Liebe Gottes in uns größer werden lassen können.

„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“ So steht es hier in der Kirche im St.-Michaels-Heim geschrieben. Die Stätte deines Hauses, ist überall, wo sich Menschen unter deinem Geist verbinden und dich preisen. Ja, auch wenn sie alleine sind. Dort ist die Stätte deines Hauses. Machen wir unsere Häuser zu Stätten deiner Liebe! Gehen wir in deiner Liebe mit Mensch und Geist auf den Weg in die ewige Heimat. Amen.

Gemeinde: Lied Nr. 83: „Einmal wird die Liebe siegen“

Geburtstagsfeier der Kirchenleitung im Waldfrieden

Meldung zum 2. Juli 2023

Am Sonntag, dem 2. Juli 2023, feierte Bruder Stefan Tzschentke von der Kirchenleitung seinen 50. Geburtstag im Kreise vieler Kirchengeschwister und Freunde im Waldfrieden. Noch vor dem Gottesdienst konnte dem Geburtstagskind persönlich gratuliert werden. Am Nachmittag wurden alle Gäste kulinarisch gut versorgt und hatten viel Freude bei einem kurzen Programm, Musik und guten Gesprächen. Mit einer kleinen Feierstunde klang dieser besondere Tag in der Gemeinschaft aus.

75 Jahre Kruzifix in der Kirche im Waldfrieden

Meldung zum 20. Juni 2023

Links vom Altar in der Kirche im Waldfrieden steht ein 4,9 Meter hohes Kruzifix aus Eichenholz. Es trägt den lebensgroßen Christuskorpus und ist eine Nachbildung des Originals vom italienischen Bildhauer Donatello (1386–1466). Das Kruzifix wurde dort im Jahre 1948 aufgestellt. Das früher dort befindliche Kruzifix wurde 1935 von der Gestapo abgesägt und zerhackt.

Vor nun 75 Jahren, am 20. Juni 1948, sagte Kirchenoberhaupt Frieda Müller zur Einweihung des Kruzifixes: „Unter dem Kreuz Jesu Christi finden wir uns dereinst alle einmal wieder!“

Johannisches Pfingstfest 2023

Meldung zum 28. Mai 2023

Ein vielfältiges Programm, ein wunderbares Wetter, und vor allem die Möglichkeit, einander wieder nahe zu sein, begeisterten weit über 1000 Teilnehmer auf dem vergangenen Pfingstfest in der Friedensstadt und im St.-Michaels-Heim. Ob Kita-Eröffnung am Freitag, Vortrag, Führungen und Kinderprogramm am Samstag, Festgottesdienst und gemeinsames Essen am Sonntag oder Frühschoppen am Pfingstmontag – die Möglichkeiten zur Begegnung wurden gern und intensiv genutzt. (Fotos: R. Gerhardt, W. Pohl, G. Pommerening, A.-J. Schäfer)

 

Zwei Artikel aus unserer Kirchenzeitung Weg und Ziel zur Bedeutung des Pfingstfestes:

Zum Pfingstfest: Einmütig sein – Mit Gottes Kraft Gegensätze überwinden

Von Rainer Gerhardt

„Einigkeit macht stark“, sagt der Volksmund, und wenn wir in die Bibel schauen, dann finden wir für diese Aussage viele gute Beispiele. Am eindrucksvollsten ist wohl das Pfingstgeschehen, von dem die Apostelgeschichte berichtet.

Nach der Himmelfahrt Jesu folgten die Jünger dem Aufruf der Engel, nach Jerusalem zu gehen, um dort die frohe Botschaft – das Evangelium – zu predigen. Aus einer Gruppe verängstigter Menschen, die sich nach dem Kreuzestod des Heilands noch heimlich hinter verschlossenen Türen getroffen hatten, ist im Laufe der 40 Tage zwischen der Auferstehung und der Himmelfahrt des Herrn eine Gruppe mutiger Bekenner seines Namens und seiner Lehre geworden: Jünger wurden zu Aposteln.

Die Bibel schreibt: „Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle einmütig beieinander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel wie eines gewaltigen Windes und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen; und sie wurden alle voll des heiligen Geistes und fingen an, zu predigen mit anderen Zungen, nach dem der Geist ihnen gab auszusprechen.“

Das Schlüsselwort dieser Zeilen lautet „einmütig“, es bedeutet: völlig übereinstimmend, einer Meinung, eines Sinnes sein. Wie ist es dazu gekommen? Die Jünger hatten endlich die Beispiele der Nächstenliebe verstanden, die ihnen der Heiland immer wieder liebevoll-ermahnend und vorbildlich gegeben hatte: die Fußwaschung, das Verzeihen des Verrates und der Mutlosigkeit. Sie erkannten sich selbst und ihren Bruder, ihre Schwester neben sich. Sie akzeptierten sich und ihren Nächsten im Herrn und wuchsen so zu einer Einheit zusammen.

Im Detail konnten sie durchaus weiterhin unterschiedlicher Meinung sein, auch darüber berichtet die Apostelgeschichte, aber im Wesentlichen waren sie sich einig. Auf diese Einigkeit konnte der Herr seine Kirche – heute möchten wir sagen, seine Kirchen – bauen. Sein Heiliger Geist baute und baut Brücken der Verständigung.

All dies brauchen wir heute mehr denn je. Das Auseinanderdriften unserer Gemeinschaften scheint beständig zu wachsen. Meinungsunterschiede werden zu unüberwindlichen Barrieren; ein Riss geht durch Familien, Freundschaften, Gemeinschaften, durch Kirchen, Länder und Völker. Manche Auseinandersetzung mag in ihrer Heftigkeit das Resultat einer längst überfälligen und jahrzehntelang unterdrückten Debatte und deswegen notwendig sein; es ist aber immer die Frage, wie wir diese Debatten führen, wie wir mit anderen Meinungen und Ansichten umgehen, ob recht haben und haben wollen zur Rechthaberei wird.

Pfingsten erinnert uns daran, dass Vereinzelung und Entzweiung nicht zum Ziel führen, sondern nur die Einmütigkeit. Dann kann heiliger Geist fließen, uns erfüllen. Erkenntnis wird wichtiger als Meinung, denn: Recht im Sinne Gottes hat nur derjenige, der die größere Liebe hat. Auch das lehrt uns Pfingsten.

Pfingsten lässt uns den Zugang zur Kraft des Herrn finden – Gottes lichter, heilender Geist umgibt uns

Von Paul Schuchardt

Nach Christi Himmelfahrt erlebten die Menschen das darauffolgende Pfingstfest in einer ihnen unbekannten Weise. Heiliger Geist kam auf die Jünger, und ihre Predigten wurden von allen verstanden.

Was ist das eigentlich – Heiliger Geist? Wir verstehen langsam immer mehr: Gott ist Liebe. Heiliger Geist geht von ihm aus. So kann es nur Geist reiner Gottesliebe sein. Alles, was jemals von Gott geschaffen wurde und wird, ist durch das Wirken dieses reinen, lichten und liebevollen Geistes entstanden. So ist dieser Heilige Geist auch überall auf der Erde zu finden.

Doch durch die Entfremdung der Menschen von dem Gotteslicht erscheint uns vieles finster, kalt und lieblos, was um uns ist. Es ist meist die Folge der lieblosen Lebensart von uns Menschen. Unser Blick, unser Empfinden, unsere Vorstellungen sind oft so verdunkelt durch unser eigenes Misstrauen, Angst oder Neid. Jedoch ist um uns auch immer Gottes lichter und erlösender Geist vorhanden. In jedem Augenblick kann ein Mensch Zugang dazu finden, wenn er sich wirklich und von ganzer Seele Gott zuwendet. In diesem Moment wird der Kontakt zu der himmlischen Gotteskraft geschlossen, und es beginnt heilender, ordnender und segnender Strom zu fließen. Wer das erlebt, kann sich nur noch freuen über die wirkende Kraft Gottes und wird ihm danken und die Kraft austeilen.

Das haben die Jünger damals zu Pfingsten und in ihrer anschließenden Wirkungszeit getan. Das erlebten und erleben bis heute zahlreiche Menschen immer wieder.

Nun kann man sagen: Das ist nur begnadeten Menschen vorbehalten. Mir wird es nicht vergönnt sein. Wie könnte ich so etwas jemals erreichen?

Letztlich ist es eine Frage meines Glaubens und meines Vertrauens in das Wirken Gottes. Es hat auch etwas damit zu tun, eigene Ängste zu überwinden. Es ist auffällig, wie wenig Ängste bei denen vorhanden sind, die sich voll und ganz in ihrem Leben und ihrem Handeln auf Gott verlassen haben.

Im Grunde sehnen sich doch alle Menschen nach Liebe, nach Vertrauen, nach Geborgenheit. Damit aber der heilende Geist Gottes in einem Menschen wirken kann, braucht dieser Mensch ein offenes Herz. Das kann er nur haben, wenn er vertrauen kann, dass ihm nicht schon wieder etwas Schlimmes passieren wird – wie schon so oft!

Deshalb hat Jesus die Jünger aufgefordert, das Evangelium – die frohe Botschaft von Gottes Liebe – aller Welt, aller Kreatur zu predigen. Sie zogen los ohne Waffen, ohne Reichtümer, ohne Sicherheiten mit großem Vertrauen. Für viele war das überzeugend. Sie fanden deshalb  zum Glauben – an den liebenden Gott. Sie kamen zusammen in Gemeinden, und wo die Liebe die Grundlage der Gemeinschaft blieb, war sie gesund und anziehend für viele, die genau das suchten.

Pfingsten ist immer wieder die Möglichkeit für jeden, Zugang zu dieser Kraft zu bekommen. Heiliger Geist ist da – überall, nicht nur bei unserem Fest – und kann gefunden und aufgenommen werden. Lasst uns darauf vertrauen, dass Gott uns wie auch alle anderen liebt und uns alle von unseren Lasten und Ängsten freimachen und erlösen will. Öffnen wir unsere Herzen seinem Segen, der uns gespendet wird und durch uns vielen zum Segen werden soll – dann ist sein Zweck erfüllt. Möchte es unser Herzenswunsch sein, die frohe Botschaft in unser Lebensumfeld zu tragen und Menschen froh zu machen.

Die Sprache der Liebe wird überall verstanden – in allen Sprachen, in allen Regionen, in Völkern und Religionen. Lasst uns diese Sprache lernen, und wir werden froh und glücklich sein.

Neues Gotteshaus auch für die Gemeinde Leipzig

Meldung zum 15. Februar 2023

In Taucha wurde am Samstag, dem 15. Februar 2023, ein neues Gotteshaus der Neuapostolischen Kirche mit einem Festakt eingeweiht, in dem auch weiterhin – wie in der vorherigen Andachtsstätte der Neuapostolischen Kirche und bereits seit 2009 – die johannische Gemeinde Leipzig zu Gast sein darf.

Der Leiter der johannischen Gemeinde Leipzig Elias Dannenberg dankte für das Vertrauen und die Herzlichkeit: „Als mir Herr Kräher [der Vorsteher der Neuapostolischen Kirche für die Gemeinde Taucha] zum ersten Mal von dem Neubauvorhaben erzählte, sagte er gleich: Und ihr kommt dann mit!“ Der Neubau eines Gotteshauses sei ein mutiger Schritt und ein schönes Zeichen. Als Einzugsgeschenk überreichte Elias Dannenberg eine Kerze, die von einem Gemeindemitglied gestaltet wurde. Auf der Rückseite steht der Spruch: „Friede dem, der kommt. Freude dem, der hier verweilt. Segen dem, der weiterzieht.“ Das Haus möge eine Oase des Segens werden, so Dannenberg.

Neue Gemeindeleitung im Berliner St.-Michaels-Heim

Meldung zum 8. Januar 2023

Zum Jahreswechsel 2022/23 wurden die fünf Gemeinden im Berliner St.-Michaels-Heim zu einer Gemeinde „Berlin St.-Michaels-Heim“ zusammengefasst. Vor dem ersten Gottesdienst im neuen Jahr am Sonntag, dem 8. Januar 2023, wurden die alten Gemeindeleiterinnen und Gemeindeleiter Anne Werner, Fabian Gerhardt, Axel Richter, Sven Langner und Olaf Ebersbach von der Kirchenleitung verabschiedet und die neue Gemeindeleitung mit Janika Müller und Christoph Schaal-Breite in ihr Amt berufen.

Worte der Kirchenleitung zu den Neuberufungen

Stefan Tzschentke und Daniel Stolpe von der Kirchenleitung verlasen dazu folgende Worte:

«Liebe Geschwister, Freunde und Gäste der Gemeinde Berlin St.-Michaels-Heim!

Im Dezember 2022 durften wir ausrichtende Worte aus lichten Höhen für unser Wirken hier empfangen: „Sucht eure Gemeinschaft, sucht sie auf, so oft es geht. Auch wenn ihr manchmal das Gefühl habt, sie fehlt euch kaum und ihr seid doch verbunden. Es ist etwas anderes zwischen den Seelen, es ist etwas anderes um euch herum, wo ihr Energie tanken könnt, wenn ihr hier seid, wenn ihr euch habt. Draußen ist Kampf. Ihr braucht Unterstützung, ihr braucht Energie, ihr braucht Sicherheit für euren Weg: Das bekommt ihr hier. Sucht die Gemeinschaft, denn es ist nicht nur euer Kampf. Ihr alle seid Werkzeuge für das Licht. Erkennt eure Aufgaben, geht mutig in diese Zeit, mit Freude, selbst wenn eine schwere Aufgabe wartet, weil ihr auserwählt seid, diesen Kampf anzugehen, weil ihr auserwählt seid, es zu lösen, und dann dieses warme Gefühl einer Liebe wieder spüren zu dürfen.“

Um die zukünftigen Wege mit und in der Gemeinschaft zu ebnen, haben wir euch, alle Geschwister der ehemaligen fünf Berliner Gemeinden im St.-Michaels-Heim, gebeten, euch als eine Gemeinde zu empfinden und praktisch eine zu werden. Für diesen Neuanfang möchten wir heute erneut um Gottes Segen bitten und von Herzen danke sagen für alle Liebe und Mühe, die bisher von euch in die Gemeindearbeit geflossen ist.

Besonders danken wir allen Hauptverantwortlichen der zurückliegenden Jahre für alle uneigennützig geschenkte Liebe zum Nächsten und damit zum Werk. Danke sagen wir euch, Anne, Fabian, Axel, Sven und Olaf, für den liebevollen Dienst für und in der Gemeinschaft. Ihr habt mit euren Helferinnen und Helfern die Weichenstellung für ein Zusammenfinden der Gemeinden in den letzten Jahren mit vorbereitet und Gemeindegrenzen überbrückt. Mit dem heutigen Tage berufen wir euch von eurem Amt der Gemeindeleitung ab.

Wir wünschen euch, dass die Erkenntnisse, die ihr sammeln durftet, euch befähigen und kräftigen, dem Himmelszustand etwas näher zu kommen und selber vollkommener zu werden. Wir bitten euch von Herzen, dass ihr euch als tragfähige Mitglieder in neuen Aufgaben an die Seite der neuen Leitung stellt und mithelft, weiter am Liebeswerk zu arbeiten. Jeder wird still im Herzen angesprochen: „Möchtest du dem Geist Gottes dienen?“

Liebe Gemeinde, es sind noch einige Aufgaben zu bearbeiten, um den Weg als eine Gemeinde gehen zu können. Wir befinden uns in einer Zeit der Änderungen und Aufarbeitungen von bestehenden Strukturen und Vorgehensweisen. Aber es ist auch die Zeit, in der wir uns bewusst werden dürfen, wo wir als Gemeinde stehen: Begeistert uns unser Glaube? Wie teilen und leben wir unseren Glauben? Wie können wir innerlich beweglicher und unkomplizierter werden? Wie herzlich möchten wir Gästen und Suchenden begegnen?

Für diese zu gehenden Wege erbitten wir eine neue Gemeindeleitung und berufen in diese Aufgabe: Janika Müller geb. Schätzle und Christoph Schaal-Breite geb. Schaal.

Liebe Janika, lieber Christoph, möchtet ihr voller Zuversicht, Mut und Freude in diese Aufgabe finden. Ihr sollt an der liebevollen Hand unseres Meisters Joseph Weißenberg sein Werk für Gott an diesem Ort bearbeiten und für Mensch und Geist wirken. Ihr dürft Liebe und Zuversicht schenken und Wichtigkeiten des Herzens entdecken und dadurch Entscheidungen treffen. Ihr sollt mit vielen anderen gemeinsam arbeiten und ein Zuhause errichten, in dem sich alle behütet und wohl fühlen dürfen.

Deshalb bitten wir euch, ihr lieben Gemeindemitglieder: Stellt euch zu eurer Leitung und unterstützt euch gegenseitig. Helft nach euren Kräften mit, dass ihr zueinander findet und eine Gemeinschaft werdet, in der ein geistiges und irdisches Zuhause hier im St.-Michaels-Heim erhalten bleibt. Mit der Kraft einer solchen geistigen Heimat im Herzen werdet ihr alle für eure ganzen Lebensbereiche und Lebensaufgaben beflügelt werden.

Für diesen Weg erbitten wir nun Gottes Segen: Der Herr segne uns und behüte uns, der Herr lasse leuchten sein Angesicht auf uns und sei uns gnädig, der Herr hebe sein Angesicht auf uns und schenke uns seinen Frieden. Im Namen Gottes des Vaters, Gottes des Sohnes und Gottes des Heiligen Geistes! Amen!»